zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Mathematik mit bunten Gummibären

Beelitzer Gymnasiasten unterrichten 6. Klassen

Beelitz - Gummibärchen machen sich für den Matheunterricht bestens. Stochastik, Wahrscheinlichkeitsrechnung, steht im Stundenplan der Sechstklässler der Grundschule Wildenbruch. Wie wahrscheinlich ist es, dass bei vier verschiedenfarbigen Bärchen in der Packung ein blaues herausgezogen wird? Gymnasiast Martin Dittmann steht an der Tafel und will es den nur wenig jüngeren Grundschülern erklären. ,,Schüler unterrichten Schüler" heißt diese Unterrichtsstunde des Beelitzer Sally-Bein-Gymnasiums.

Essbare Gummibärchen sind es nicht, die mit pfenniggroßen Magneten an der Tafel pappen. Es sind bunte Schildchen, groß wie Dominosteine. ,,Die Schüler selbst sind auf diese Idee gekommen“, erläutert Oberstufen-Koordinatorin Angela Fromhold-Treu die ungewöhnliche Mathestunde. Sie leitet das Projekt, das derzeit wieder in mehreren Grundschulen der Region gestartet wird.

Für das Projekt können sich Beelitzer Gymnasiasten der 10. und 11. Klasse bewerben. Aufgabe ist es, ein oder zwei Unterrichtseinheiten vorzubereiten. ,,Auf alle Fälle soll in der Stunde etwas Tolles passiert“, so die Lehrerin. „Es war anstrengend und lustig“, erzählt der 18-jährige Martin Dittmann von seinen Erfahrungen. Als Lehrer wahrgenommen zu werden, sei schon schwierig gewesen. Die 17-jährige Chantal Cassube aus Borkheide bestätigt diesen Eindruck: ,,Einige der Sechstklässler waren größer als wir. Das war schon komisch.“ ,,Man lernt schon, sich zu organisieren“, hat die 17-jährige Eva-Maria Blumenrath aus Borkwalde nach Englisch-, Theater- und Sportunterricht erkannt.

In den kommenden Wochen werden die Zehntklässlerinnen Jasmin Leuendorf und Selma Mietz erstmals unterrichten. ,,Unsere Französisch- und Englisch-Stunden sind vorbereitet“, sagen die beiden 15-Jährigen. Sie wollen im Englisch-Unterricht mit den Sechstklässlern auf eine Reise durch Florida gehen und dabei Vokabeln lernen. Damit das gelingt, hat es in der Projektwoche noch eine Probe mit dem „letzten Schliff“ gegeben. ,,Jede Stunde wird vom Fachlehrer betreut und das Material wird überprüft", betont Koordinatorin Fromhold-Treu. ,,Dabei hat es auch schon Absagen der Schüler gegeben, nachdem sie selbst gemerkt haben, dass sie nicht gut genug sind.“

In den beteiligten Grundschulen wie in Wildenbruch freut man sich auf den unkonventionellen Unterricht. Schulleiterin Astrid Kühnel sieht im methodisch anderen Vorgehen der Jugendlichen ,,eine willkommene Abwechslung für die Sechstklässler". Ihre Grundschüler seien aufgeregt und begeistert: ,,Die Resonanz ist sehr gut.“ Eine wichtige Erfahrung für die Gymnasiasten: Sie bekommen einen Eindruck vom Beruf des Lehrers. Damit haben sie viele Semester Vorsprung vor den Lehramts-Kandidaten, die erst im Laufe des Studiums erstmals vor einer Klasse stehen. Für das Beelitzer Gymnasium gibt es zudem einen Werbeeffekt. Dort hofft man auf viele Anmeldungen von Grundschülern, um nach den Sommerferien wieder drei neue 7. Klassen zu eröffnen.Thomas Wendel

Thomas Wendel

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false