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Landeshauptstadt: Mehdorns „Dreckecke“ wird schön

Bürgerbahnhof vor der Sanierung – Stadt und Bahn einig / „Maulwürfe“ stehen „Gewehr bei Fuß“

Wildpark - Die Stadt Potsdam übernimmt den Bürgerbahnhof am Wildpark. Das gab Viola Holtkamp, Leiterin der städtischen Bauleitplanung, am Dienstagabend im Bauausschuss bekannt. Der Grundstückseigentümer, das Bundeseisenbahnvermögen (BEV), und die Stadtverwaltung haben sich zur Übernahme des Bürgerbahnhof-Areals an der Geschwister-Scholl-Straße geeinigt, konkretisierte gestern Stadtplanungschef Andreas Goetzmann auf PNN-Anfrage. Möglich wurde dieser Verhandlungsdurchbruch, da die BEV auf ein weiteres Baufeld zwischen dem Bürgerbahnhof und der Post verzichtet, was sie zuvor stets zur Bedingung für eine kostengünstige Übernahme von Potsdams ältesten Bahnhof durch die Stadt gemacht hatte.

Von der Preußischen Stiftung Schlösser und Gärten war eine zusätzliche Bebauung des historischen Terrains mit einem Zweigeschosser, wie von der BEV gefordert, strikt abgelehnt worden. Wie Viola Holtkamp sagte, werde nun lediglich eine andere Baufläche auf dem Areal geringfügig vergrößert, von 18 mal 18 Meter auf 18 mal 25 Meter. Diese Planungen haben nun die Zustimmung der Schlösserstiftung gefunden, so die Leiterin der Abteilung Bauleitplanung. Die Stiftung begründete ihre zuvor ablehnende Haltung damit, dass der Bürgerbahnhof „ein Pendant zum Park des Schlosses Charlottenhof“ sei. Mit Blick auf den 300. Geburtstag Friedrich des Großen (1712 bis 1786) im Jahr 2012 müssten Besucher des Neuen Palais, die über die Bahnstation „Park Sanssouci“ anreisen, die Wegeverbindung Posttor, Lindenallee zum Neuen Palais deutlich erkennen können. Der Zusatzbau würde diesen Weg versperren. Hartmut Mehdorn, Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn (DB), hatte den Bürgerbahnhof unweit des Kaiserbahnhofs, heute DB-Führungsakademie, einmal als „Dreckecke“ bezeichnet.

Andreas Goetzmann sagte gestern, kurzfristig würde die Stadt mit dem Eigentümer die Details des Kaufvertrages klären. Ende diesen, Anfang kommenden Jahres könnte die Instandsetzung des Denkmals beginnen.

Wer den Fachwerkbau sanieren und nutzen werde, stehe nicht abschließend fest, es werde keine „kommerzielle Nutzung im weiteren Umfang“ sein. Im Gespräch ist der Verein „Maulwurf e.V.“, der straffällig gewordene Jugendliche betreut. In selbständiger Arbeit haben diese bereits das Varieté „Walhalla“ in der Dortustraße 5 saniert und ausgebaut. „Wir stehen Gewehr bei Fuß“, sagte Maulwürfe-Chef Kay Bockhold gestern den PNN, um nach Fertigstellung des „Walhalla“ im Mai ein Nachfolgeprojekt zu starten: „Wir warten, dass die Stadt auf uns zu kommt“. Später will Bockhold dort eine „Ausbildungsgastronomie für straffällige Jugendliche“ betreiben. Dass die „Maulwürfe“ den Zuschlag bekommen, ist sich Bockhold sicher: „Wer zieht sich sonst so eine Ruine an Land?“

Die Mitglieder des Bauausschusses zeigten sich durchgehend einverstanden mit den Plänen der Stadtverwaltung – und waren froh über die Einigung. Es gebe „keine Einwände“, sagte Vorsitzender Christian Seidel (SPD).

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