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Von Erhart Hohenstein: Miss Preußen und Friederisiko

Vor Friedrich-Jubiläum 2012 sollen Kioske nahe Sanssouci und Neuem Palais verschwinden

Vor der Studiengemeinschaft Sanssouci verteidigte Hartmut Dorgerloh am Mittwochabend im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte die umstrittenen Titel der Werbekampagnen „Miss Preußen 2010“ zum 200. Todestag der Königin Luise und „Friederisiko“ zum 2012 gefeierten 300. Geburtstag Friedrichs des Großen. Diese Slogans dienten dazu, Neugier zu wecken und Erstbesucher in die Schlösser und Gärten zu locken, erklärte der Generaldirektor der Preußischen Schlösser und Gärten. An die kundigen Mitglieder des seit 40 Jahren bestehenden Geschichtsvereins richteten sie sich nicht. Zudem würden die Ausstellungen und Veranstaltungen zu den beiden Jubiläen weiterhin auf gewohnt hohem wissenschaftlichen und gestalterischen Niveau angeboten. Zu den neuen Werbemethoden zählen auch Aufsteller, Plakate und großformatige Aufkleber auf Flughäfen, Bahnhöfen, an Litfaßsäulen, Bussen und Straßenbahnen vornehmlich in Berlin. Bei der teils ungewohnten Gestaltung gehe man davon aus, dass „der Köder dem Fisch schmecken muss, nicht dem Angler“. Spezielle Veranstaltungen für ein fachkundiges Publikum wurden gekürzt und dafür touristisch wirksame szenische Führungen mit historischen Figuren wie dem Marquis d''Argens, der Hofdame von Haacke oder dem Hofkoch Tamanti ausgebaut.

Für diese Anstrengungen gebe es wirtschaftliche Zwänge, erklärte Dorgerloh. Im Vorjahr sind die Einkünfte aus dem Gruppentourismus erneut um zehn Prozent zurückgegangen. Die Gesamtzahl der Besucher der Schlösser sank erstmals seit 1998 wieder unter die Grenze von zwei Millionen. Die Stiftung will sich deshalb stärker den Individualtouristen widmen und auch die Betreuung der Gruppen verbessern. Der Generaldirektor zeigte sich optimistisch, dass die beiden neuen Besucherzentren bis zum Friedrich-Jubiläum im Jahr 2012 fertiggestellt werden können. An der Historischen Mühle wird dazu auf dem Platz des nicht erhaltenen Schweizerhauses ein angepasster Neubau errichtet, die nahegelegene Remise soll ein Imbissrestaurant aufnehmen. Damit schlage auch die Stunde der Kioske, die jetzt die auf dem Parkplatz ankommenden Touristen versorgen, kündigte Dorgerloh an. Die Verträge mit den Betreibern liefen 2011 aus. Bereits in diesem Frühjahr beginne der Abriss der vom „Café Wolf“ übrig gebliebenen „Würstchenbude“ sowie der angrenzenden Baracken und Bildhauerwerkstätten nahe dem Neuen Palais. Hier will die Stiftung, nachdem die Suche nach einem privaten Investor ergebnislos blieb, in eigener Regie eine Gaststätte mit 500 Innen- und 600 Außenplätzen errichten. Dies sei notwendig, um die Besucher des Königsschlosses und der hier gezeigten Jubiläumsausstellung „Friedrich 300“ zu versorgen. Dorgerloh deutete an, dass bis 2012 eventuell nur eine „temporäre Lösung“, so durch Aufstellen transportabler Module, erreicht werden könne. In dem neuen Besucherzentrum, das bis zum Friedrichjahr im Südtorgebäude eingerichtet wird, ist nur eine kleine Cafébar vorgesehen.

Erhart Hohenstein

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