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Landeshauptstadt: Mit Füßen getretene Kostbarkeiten

Forschungprojekt zu den bunten Natursteinfußböden der Königsschlösser

Forschungprojekt zu den bunten Natursteinfußböden der Königsschlösser  Park Sanssouci. Im Großen Saal des Neuen Palais ersetzt die junge Restauratorin Petra Zietsch im Fußboden oft nur wenige Zentimeter große Mosaiksteinchen aus Marmor, Kalkstein, Porphyr oder grünlichem Serpenit. Der 600 Quadratmeter große, kunstvoll mit Ornamenten und Blumenmotiven inkrustierte bunte Natursteinboden gilt als einmalig in Deutschlands barocken Schlössern. Für seine Rettung muss etwas getan werden, denn er hat unter den Zeitläuften arg gelitten. Die Probleme begannen schon wenige Jahrzehnte, nachdem der Schweizer Kunsthandwerker Melchior Kambly und sein deutscher Kollege Mathias Müller 1766–1768 den Fußboden verlegt und dabei Motive einer Deckengestaltung von Johannes August Nahl aufgenommen hatten. Wie Steinrestaurator Stefan Klappenbach erläutert, wird der Saal durch eine Holzbalkenkonstruktion getragen, die 18 Meter Saalbreite überspannt. Das würde man heute nicht mehr so machen, denn die Bohlendecke schwingt unter den Tritten, früher der königlichen und kaiserlichen Ballgäste und heute der Touristen. Das aber ist Gift für den Marmor, der nicht mitschwingt, sondern reißt und bricht. Immer wieder mussten so Teile des Mosaiks erneuert werden, und dies ist nicht in jedem Fall mit Originalmaterialien geschehen, die aus vieler Herren Länder stammen und schwer zu beschaffen waren. Klappenbach und die Kunsthistorikerin Claudia Sommer haben nun mit einem Forschungsprojekt zu den Natursteinfußböden in den preußischen Königsschlössern begonnen, an dessen Ende 2006 ein Bestandskatalog über die mit Füßen getretenen, bis vor wenigen Jahrzehnten wenig beachteten Kostbarkeiten stehen soll. Damit verbunden ist die Suche nach neuen Wegen für die Restaurierung oder auch Erneuerung und die dauerhafte Sicherung. In der bis 1996 generalrestaurierten Bildergalerie ist dies bereits gelungen. Damals waren Sommer und Klappenbach u.a. in Griechenland, Italien und Tunesien unterwegs, um in zum Teil bis in die Antike zurückreichenden, längst stillgelegten Steinbrüchen nach Originalmaterialien zu fahnden. In der Bildergalerie überspannt heute eine begehbare Glasbrücke den erhaltenen Teil des originalen Fußbodens. Auf diese Weise könnte er auch im Neuen Palais geschützt werden. Die dortigen verschiedenfarbigen Natursteinfußböden im Grotten- und im Großen Saal (Marmorsaal) gelten als reifste und schönste Arbeiten Kamblys auf diesem Gebiet. E.Hoh

E.Hoh

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