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Landeshauptstadt: Mit kleiner Eisenbahn durch eine große Liebe

Heinz und Hildegard Hesener feierten am Sonnabend Eiserne Hochzeit/Das 180-jährige Jubelpaar teilt mit Söhnen und Enkeln eine Leidenschaft: die Modelleisenbahn

Heinz und Hildegard Hesener feierten am Sonnabend Eiserne Hochzeit/Das 180-jährige Jubelpaar teilt mit Söhnen und Enkeln eine Leidenschaft: die Modelleisenbahn Das Drumherum liebevoll aufgebaut, die Weichen richtig gestellt und die Zugmaschinen unter Strom, da schnurrt nicht nur eine Modelleisenbahn wie geschmiert, auch das Eheleben von Hildegard und Heinz Hesener verlief offenbar in geraden glatten Bahnen. Beide lernten sich bei Freunden in Potsdam kennen, waren ein Jahr später verlobt und heirateten 1938. „Wir haben immer alles gemeinsam gemacht“, sagt Hildegard. Auch das Hobby war ein gemeinsames. Von Anfang an wurde die Liebe zur Eisenbahn von beiden geteilt. Der Vater der jungen Frau war Eisenbahner und nahm sein Mädchen hin und wieder auf eine Lok mit und Heinz interessierte sich ohnehin für alles, was mit Technik zusammenhing, ganz speziell für Fernsteuerungen. Denen sollte er sich später auch in seinem Beruf widmen. Als die beiden Söhne dann geboren waren, spielte die gesamte Familie mit der Märklin-Bahn. Nach problematischen Situationen in einer so langen Ehe befragt, fallen Frau Hildegard (89) keine ein, ausgenommen die Kriegsjahre. „Das war schon schlimm“, meint sie und denkt besonders an das Bombardement Potsdams kurz vor Kriegsende am 14. April 1945. Hildegard Hesener war mit ihrem frisch geborenen zweiten Sohn noch in der Klinik, als die einen Treffer abbekam. Es sei alles voller Qualm und Staub gewesen, die Babys hätten wie auf Kommando aufgehört zu schreien. Die Mütter befürchteten schon das Schlimmste, aber da kamen die Schwestern und drückten jeder Frau ein Kind in den Arm. Erst später merkte Hildegard, dass es gar nicht ihr Sohn war, den sie wiegte. Der Irrtum konnte allerdings schnell behoben werden. Heinz, der in der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin an Fernsteuerungen arbeitete, war als kriegswichtig eingestuft worden und so blieb ihm der Gang an die Front erspart. Nach Kriegsende arbeitete er erst einmal in der Dampfmühle, die sei als erstes wieder in Betrieb gesetzt worden, und versuchte sich in der Kunst des Überlebens. Mit den Russen sei er gut ausgekommen, sie hätten durchaus Verständnis dafür gezeigt, dass zu Hause Frau und Kinder hungerten. Später nahm ihn die Deutsche Reichsbahn in Dienst und wieder ging es um Fernsteuerungseinrichtungen, speziell die für Stellwerke. Und die ferngeregelten „Stellwerke“ ließen ihn auch als Rentner noch lange nicht los. Die Potsdamer Verkehrsbetriebe nahmen ihn unter Vertrag und bis zu seinem 78. Lebensjahr holten sie ihn immer dann, wenn es irgendwo klemmte. Über das Geheimnis einer so langen glücklichen Ehezeit sagt der 91-jährige Jubilar: „Man muss ehrlich zueinander sein und sich füreinander einsetzen.“ Und treu sei er auch immer gewesen, obwohl es auf den vielen Dienstreisen auch Gelegenheiten für einen Abstecher gegeben hätte. Eifersüchtig, nein, sei er nie gewesen, dazu hätte ihm seine Frau, die als Verkäuferin arbeitete, keinen Grund gegeben. Noch heute habe man nie Langeweile miteinander und unterhalte sich über alle Lebensbereiche. Leider ist der Bewegungsradius des Ehepaares durch ein Augenleiden Hildegards stark eingeschränkt, aber man geht noch immer gemeinsam spazieren, sieht sich die Geschichte der Eisenbahn im Fernsehen an, und es wird an einer Modelleisenbahn für den Urenkel gebastelt. Die Eiserne Hochzeit wurde im Kreise der Familie gefeiert, auch der Pfarrer, der „alle kennt“ war eingeladen, denn die Heseners sind aktive Katholiken und hatten den Ehrentag mit einem Gottesdienst begonnen. fran

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