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Landeshauptstadt: Montessori ist schuld

Untersuchungsbericht zur Montessori-Schule deckt Mängel auf / Beschwerden werden „formal beendet“

Potsdam-West - Das für Potsdam zuständige staatliche Schulamt in Brandenburg an der Havel hat die Vorwürfe gegen die Schulleiterin der Montessori-Schule in Potsdam-West nach einer Untersuchung weitgehend zurück gewiesen. Die fünf von Eltern und Lehrern eingereichten Dienstaufsichtsbeschwerden gegen Direktorin Ulrike Kegler bezeichnete Schulamtsleiter Ulrich Rosenau damit als „formal abgeschlossen“. Die Beteiligten hatten sich über finanzielle Ungereimtheiten an der Schule sowie einen autoritären Stil der Schulleiterin beschwert.

„Keiner darf seine Ideen alleine durchsetzen, auch nicht Frau Kegler“, sagte Rosenau bezüglich der Autoritäts-Problematik. Auch Schulrat Schmidt sagte, „grundlegende Punkte der internen Kommunikation müssten sachlich, fair und gleichberechtigt behandelt werden, das ist in Schieflage geraten“. In der gestern Abend durchgeführten Lehrerkonferenz wollte Kegler die neun Maßnahmen bekannt geben, die zu einer veränderten „innerschulischen Diskussionskultur“ führen sollen.

Vor allem die Beitragserhebung für Hospitationen und die Verrechnung des Geldes wurde von einem vierköpfigen Untersuchungsteam im Auftrag des Schulamtes untersucht. Die Schule hatte sich dazu entschieden, für Hospitationen einen Beitrag von 25 Euro zu erheben, selbst für Eltern von Schülern. Ergebnis der Prüfung: Laut Ulrich Rosenau bestehen für diese Fälle keine Regelung. „Die finanziellen Dinge müssen jedoch geklärt werden. Der Versuch, pragmatische Lösungen zu finden, habe dazu geführt“, so Rosenau. Die Montessori-Schule sei trotz ihres Reform-Bildungsweges eine staatliche Einrichtung und wird mit Arbeitsmaterialien von der Stadt sowie mit Lehrkräften vom Land ausgestattet. Im Ergebnis der Untersuchung teilt das Staatliche Schulamt mit, dass unter Berücksichtigung der bisher erzielten Einnahmen steuerrechtliche Grenzen deutlich überschritten würden. Die Einnahmen müssen somit über dem Grenzwert von gut 30 000 Euro liegen. Es lägen Einnahmen aus wirtschaftlicher Tätigkeit vor, über deren Verwendung noch eine Abstimmung mit dem Land und dem Schulträger getroffen werden müsse, heißt es beim Staatlichen Schulamt. Für solche Einnahmen an staatlichen Schulen bedarf es laut Ulrich Rosenau „abweichende Regelungen“, die nun geschaffen werden sollen.

Schulleiterin Ulrike Kegler begründete den erhöhten Bedarf an Geldern mit der Reformpädagogik der Schule, die vollkommen eigenen Lehrmaterialien benötige. Die Schule arbeite mit Montessori- Materialien, die über Spenden der Eltern finanziert werden sollten. Daher habe es auch einen Brief des Fördervereins gegeben, der um Spenden in Höhe von 100 Euro bat – weil sonst angeblich andere Eltern für die Materialien der Kinder aufkommen. „Der Brief des Fördervereins war für eine staatliche Schule unangemessen“, sagte Kegler nun im Beisein des Schulamtsleiters. Diese Summen dürften laut Schulamt ohnehin keinesfalls vom Förderverein vereinnahmt werden. Kegler empfindet die zusätzliche Zahlung der Eltern als legitim, da Eltern dieser Schule den gesetzlich verankerten Eigenbeitrag für herkömmliche Schulbücher nicht bezahlen müssten. Künftig soll dies laut Kegler so geregelt werden, dass jeder den Beitrag zwischen 16 und 28 Euro für Schulbücher zahlen muss. Die geforderten 100 Euro hätten bisher 70 Prozent der Eltern bezahlt, mehr als 400 Schüler lernen an der Modellschule. Kegler betonte, dass ihre Einrichtung nach internationalen Maßstäben keine Montessori-Schule sei. Zum Glück gebe es keine Prüfungskommission.

Weitere Fehler in der Schule räumt der Untersuchungsbericht in Punkt b ein. In der Tat sei die Schulkonferenz nicht wie nötig in die Veränderung der Schulanfangszeit eingebunden gewesen. Nun seien neue Entscheidungsabläufe eingeführt worden. Auch die Beschwerde, dass die Wahlen zu Gremien nicht konform zum Schulgesetz verlaufen sei, sei teilweise richtig. Jedoch gebe es für diese Modellschule keine gesetzliche Regelung dafür, heißt es seitens des Schulamtes. Jan Brunzlow

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