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PRO & Contra: Muss das Kino Melodie als Kulturstätte erhalten bleiben?

PRO & Contra Geld ist ein kaum zu schlagendes Argument. Gerade dort, wo es fehlt.

PRO & Contra Geld ist ein kaum zu schlagendes Argument. Gerade dort, wo es fehlt. Und was die Kultur betrifft, da fehlt es fast immer. Umso erfreulicher, wenn sich jemand mit privaten Investitionen um den Erhalt eines traditionsreichen Kleinods wie dem Kino Melodie bemüht. Versucht haben dies einige, zuletzt die Kinobetreiberin Christiane Niewald. Gescheitert ist sie vor allem an einer starren Bürokratie, die auf ihrer Auflage eines zweiten Fluchtweges beharrte. Derartiges mussten schon der erste Betreiber August Fähndrich 1912 und sein Nachfolger Friedrich Staar sechs Jahre später erfahren. Gelernt hat man daraus in den Behörden bis heute nicht. Es scheint immer wieder leichter, Steine in den Weg zu legen, als die schon vorhandenen zu beseitigen. Doch gerade beim Kino Melodie sollte Bewegung und Entgegenkommen endlich möglich sein. Natürlich gibt es auch andere Interessenten. Die zentrale Lage lässt Einzelhändleraugen freudig glänzen. Doch was fehlt in der Innenstadt? Ein weiteres Restaurant? Eine weitere Ladenpassage? Ein weiteres Schuhgeschäft? Gut, wer Schuhe verkauft, der braucht sich weniger Gedanken um einen zweiten Fluchtweg zu machen. Doch wer die penetrante Geduld der Behörden kennt ahnt, dass selbst einem Schuhverkäufer in dem alten Gebäude das Leben schwer gemacht werden kann. Doch es wird kein weiteres Geschäft oder Restaurant ausgerechnet im Kino Melodie gebraucht. Hier wird das gebraucht, was über 90 Jahre geboten wurde: Kultur. Und am Geld sollte dieses Vorhaben nicht scheitern, wie das Engagement Einzelner schon gezeigt hat. Hier könnten kleine Schritte des Entgegenkommens schon viel bewirken. Vorausgesetzt, dies wird auch gewollt. Dirk Becker Wer am Melodie vorbei kommt, der sieht beschmierte Fassaden und verrammelte Türen – ein trostloser Anblick. Dabei verbirgt sich hinter der Hausnummer 20 in der Ebert-Straße ein architektonisches Kleinod. Da müsste doch was draus zu machen sein, zumal bei der zentralen Lage. Nur, die hohen Auflagen beim Denkmal- und Brandschutz erlauben nicht viel. Diese Auflagen und die damit verbundenen Kosten haben mit dazu geführt, dass am Gebäude in Sachen Sanierung kaum etwas geschah und alle Bemühungen für ein kulturelles Innenstadtzentrum scheiterten. Natürlich wäre es schön, wenn in dem ungewöhnlichen Kinosaal wieder anspruchsvolle Filme laufen könnten, Café und Club zum Verweilen und zu Veranstaltungen einladen würden. Doch wie soll sich das rechnen? Die Konkurrenz bei Kino, Gastronomie und Kleinkunst ist groß, die Kosten für Sanierung und Erhalt ungleich größer. Wer möchte, dass der Gebäudekomplex nicht verfällt, der muss sich von idealistischen Vorstellungen lösen. Alle Sehnsucht nach Kultur bringt nichts, wenn es sich nicht rechnet. Daher sollten auch jene ernst genommen werden, denen eine andere Nutzung vorschwebt. Exklusiver Erlebniseinkauf in Verbindung mit gehobener Gastronomie wäre vielleicht eine Lösung. Angesichts der Probleme muss man froh sein, wenn sich jemand findet, der das Wagnis der Übernahme eingeht. Wenn dann das Nutzungskonzept eine Lücke in der Versorgung schließt, könnte es sich auch finanziell tragen. Die Chance dafür gibt es. Der neue Besitzer wird nämlich wissen, dass das Ganze nur funktionieren kann, wenn die Nutzung der Besonderheit des Gebäudes, seinem spröden Charme, gerecht wird. M. Erbach

Dirk Becker

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