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Landeshauptstadt: Natur als Technik-Vorbild

Bis zum 11 Juni ist die Erlebnisausstellung „Bionik“ in den Potsdamer Bahnhofspassagen zu sehen. Bionik ist ein Kunstwort, zusammengesetzt aus Biologie und Technik. Sehenswert ist ein riesiger grauer Pottwal.

Innenstadt – Ein Gewirr von Elektronik-Teilen, Kabeln, technischen Geräten und Tiergestalten verwunderten gestern Vormittag die Besucher in den Bahnhofspassagen. Mitarbeiter der Deko-Firma Bachmayer rollten das Präparat eines lebensgroßen Bären und einen überdimensionalen Frosch in die Halle, an verschiedenen Stellen stand schon die weiß bekittelte Puppe von „Prof. Bionic“ mit ihren wirren Haaren. Es handelt sich um Vorbereitungen für die Erlebnisausstellung Bionik, die ab heute bis zum 11. Juni in den Passagen zu sehen ist. „Potsdam ist die erste Station der Schau, sagt Sven Neumüller, Prokurist der Firma „Bernd Wolter Design“, welche die teilweise riesigen Schaustücke in ihrer Werkstatt bei Hannover hergestellt hat. So flankiert ein riesiger grauer Pottwal den Nordeingang des Bahnhofs gemeinsam mit einem U-Boot auf der anderen Seite: Walhaut und Torpedoform des Körpers als Vorbild für ein U-Boot. 600 Kilogramm wiegt das Modell, der Pottwal in der Natur mehrere Tonnen. „Dabei ist unser Exemplar noch ein Jungtier“, bemerkt Neumüller. Bionik ist ein Kunstwort, zusammengesetzt aus Biologie und Technik. Seit etwa einem halben Jahrhundert existiert dieser Bereich der Technik als eigenständige Wissenschaft, welche Funktionen von Lebewesen als Anregung für technische Lösungen untersucht.. So hat zum Beispiel die Klapperschlange ein Temperaturorgan, das Vorbild für das Wärmespürgerät von Raketen ist. In der Ausstellung lässt sich erleben, wie erfinderisch die Natur ist. Das wussten die Biologen wie der in Potsdam geborene Ernst Haeckel, der viele Zeichnungen über Bauformen der Natur angefertigt hat, schon lange. Erst im Technik- und Elektronik-Zeitalter entwickelte sich aus dieser Erkenntnis die neue Wissenschaft. Center-Managerin Jana Walter ist begeistert von dem Dargestellten auf 16 Inseln in der Mail. „Den Klettverschluss und den Lotuseffekt kennen viele, aber kaum jemand weiß, dass dies ursprünglich Erfindungen der Natur sind“, sagt sie. Das Center hat tief in die Tasche gegriffen, um die bisher einmalige Schau für einen „fünfstelligen Euro-Betrag“ nach Potsdam zu holen. Wie Neumüller erläutert, haben sich die Ausstellungsmacher mit Experten des Senckenberg-Museums, eines der größten Naturkundemuseen Deutschlands, eingehend beraten. „Das Thema Bionik haben die Museen bisher langweilig umgesetzt“, weiß Neumüller. Hier werde hingegen eine interessante Schau geboten. In einem zwanzigseitigen Begleitheft zur Ausstellung lassen sich noch einmal die wichtigsten Stationen nachvollziehen: der dank eines hydraulischen Fettpolsters auf Zehenspitzen laufende Elefant, der energetisch optimale Sprung des Kängurus und das „Hai-Tech“-Flugzeug, das die Haut der Haie simuliert. Die Stabilität von Bambus kommt ebenso vor wie die selbstreinigende Konstruktion von Pflanzenblättern. Die Wabenfüße des Frosches zeigt die Ausstellung und sie demonstriert die optimale Strömungsform der Pinguine. Und der erwähnte Klettverschluss? Er soll den Kletten nachgeahmt sein, die im Fell des im Käfig gezeigten Bären hängen bleiben. Günter Schenke

Günter Schenke

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