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Landeshauptstadt: Neuer Ärger für Niemeyer-Bau

Bund Deutscher Architekten will wegen Vergabe-Verfahren Beschwerde bei Kommunalaufsicht einlegen

Bund Deutscher Architekten will wegen Vergabe-Verfahren Beschwerde bei Kommunalaufsicht einlegen Neuer Ärger um das Spaßbad von Oscar Niemeyer: Der Landesverband des Bundes Deutscher Architekten (BDA) will bei der Kommunalaufsicht des brandenburgischen Innenministeriums Beschwerde einlegen, weil die Vergabe des eigentlichenEntwurfsauftrages an Niemeyer ohne vorherigen Wettbewerb stattgefunden habe. „Für ein Projekt von solcher Größe ist das Verfahren aus unserer Sicht nicht nach den üblichen Vergabekriterien abgelaufen“, sagte das Vorstandsmitglied des BDA Brandenburg, Udo Müller, den PNN im Gespräch. Ein beauftragtes Berliner Anwaltsbüro werde „in den nächsten Tagen“ die Beschwerde absenden. „Wir wollen verhindern, dass diese Art der Vergabepraxis in Zukunft noch einmal vorkommen kann“, so Müller, dessen Verein die Interessen von freiberuflichen Architekten in Brandenburg vertritt. Die Kommunalaufsicht könnte, sollte sie das Verfahren der Vergabe beanstanden, den kommunalen Beschluss für den Auftrag an Niemeyer nachträglich wieder aufheben. Der BDA kritisiert vor allem die Intransparenz des Verfahrens. „Es ist nicht klar ersichtlich, warum es gerade Niemeyer sein musste.“ Besser wäre ein Auswahlverfahren mit einer „gut besetzten Jury“ gewesen. Dort hätte ein Entwurf wie der von Niemeyer neben anderen Plänen liegen können. „Dann hätte die Jury die angemessenste und beste Lösung wählen können“, so Müller. Die Direktbeauftragung von Niemeyer gehe dagegen auf „Kosten der Baukultur“. Die Entscheidung für die klassische Moderne in Form eines Niemeyer-Baus auf dem Brauhausberg erscheine „willkürlich.“ Über die Qualität des Entwurfs an sich will der BDA dagegen nicht urteilen. „Vielleicht passen die Kuppeln, vielleicht nicht – dazu ist zur Zeit einfach zu wenig über den Bau bekannt.“ Ein weiteres Problem ist für den BDA die Beauftragung eines weiteren Architektenbüros für die Umsetzung des Niemeyer-Plans. „Es bleibt die Frage, wie viel Niemeyer im Endeffekt übrig bleibt, wenn er sich nicht selbst vor Ort kümmern kann.“ Das beauftragte Potsdamer Architekturbüro Kock und Lünz müsste bei Schwierigkeiten – etwa mit dem deutschen Baurecht – schnell Lösungen finden, die den Ursprungsentwurf verfremden könnten. Gegen das Bad an sich hat der BDA jedoch nichts. „Mit Erstaunen“ würden aber Erwartungen von Hunderttausenden Besuchern aufgenommen, die wegen des Baus nach Potsdam strömen sollen. Müller: „Es bleibt die Frage, ob von der Architektur nicht zu viel verlangt wird.“ Die Stadtwerke als Bauherr geben sich angesichts der bevorstehenden Beschwerde ruhig. „Wir rechnen nicht mit Behinderungen für den Fortgang der Arbeiten“, sagte Sprecher Stefan Klotz. Die gewählte Vergabeart sei zwar ein eher selten genutztes, aber dennoch korrektes Verfahren, bei dem die besondere künstlerische Bedeutung im Vordergrund stehe – dies sei auch geprüft worden.

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