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Landeshauptstadt: Neuer Traum vom Süden

Restaurierung des Stibadiums im Paradiesgärtl durch Spende der Plattner-Stiftung ermöglicht

Sanssouci - Einen „Traum vom Süden“ erfüllte sich König Friedrich Wilhelm IV. mit dem Stibadium im Paradiesgärtl an der Maulbeerallee. Doch die raue Witterung des Nordens fraß an dem Bauwerk und ließ es vor allem in jüngster Zeit immer stärker verfallen. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten war lediglich in der Lage, die dringlichsten Sicherungsmaßnahmen zu finanzieren.

Gestern aber lebte der Traum vom Süden neu auf. Stiftungs-Generaldirektor Hartmut Dorgerloh nahm aus den Händen von Gottfried Kiesow, dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, eine Förderzusage in Höhe von 265 000 Euro entgegen. Sie kommt von der Hasso-Plattner-Förderstiftung und wurde durch den früheren brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe und seine Ehefrau vermittelt. Ingrid Stolpe ist Ehrenvorsitzende des Freundeskreises des Botanischen Gartens, der seit 2006 Spenden für das Stibadium einwirbt.

Dorgerloh sprach gestern vorsichtig vom Beginn der Sanierung, doch mit den 600 000 Euro, die zusammen mit den Eigenmitteln der Stiftung zur Verfügung stehen, dürfte die Instandsetzung komplett gesichert sein. Dazu zählen die Grundsanierung des Baus, die von Abteilung Baudenkmalpflege der Stiftung übernommen wird, die Aufarbeitung des Fußbodenmosaiks, die Teilerneuerung der Holzdecke, die Reparatur der aus Terrakotta bestehenden Säulen und ihrer Zinkgusskapitelle, die Restaurierung der Türen, eine Neuvergoldung des Wandgitters sowie die Nachfertigung einer Halbrundbank.

Das als Ruheplatz genutzte Stibadium (Atrium) war 1844/45 nach Ideen des Königs, der dazu Beschreibungen des Römers Plinius d. J. zu Rate zog, und Zeichnungen von Ludwig Persius errichtet worden. Es besteht nach antikem Vorbild aus einem nach oben offenen Raum mit einem von Säulen umstandenen Wasserbecken (Impluvium) zum Auffangen des Regenwassers. In der Beckenmitte befand sich auf einem Sockel die Skulptur eines Adlers, der ein Reh schlägt. Das von Leopold Bürde 1846 geschaffene Kunstwerk wird ebenfalls wieder hergestellt. An der Westseite schließt sich ein überdachter Raum an. Die Hofmaler Lompeck und Ossowski schmückten das Innere mit Wandbildern in pompejanischem Stil. Die Kosten für ihre Restaurierung werden auf 140 000 Euro geschätzt. Bereits 2005 hatte der zuständigen Stiftungs-Restaurator Andreas Liebe die stark geschädigten Bilder durch eine Notsicherung vor weiterem Verfall bewahrt. Außen umlief den Bau ein Fries, in dessen Öffnungen farbige, allerdings längst verloren gegangene Glasvasen standen. Sie warfen buntes Licht ins Innere. Auch diese Situation wollen die Restauratoren wieder herstellen. Dazu suchen sie dringend alte Fotos des Stibadiums und bitten die Potsdamer um Mithilfe.

Optimistisch kündigte die Stiftung gestern an, dass die Arbeiten im wesentlichen innerhalb von zwei Jahren abgeschlossen werden sollen. Schon 2009 könnte das Stibadium dann für stimmungsvolle kleine Veranstaltungen genutzt werden. Mit einem Sommerfest im Paradiesgarten will der Freundeskreis zu seinem zehnjährigen Bestehen im Juli 2008 dafür ein Zeichen setzen. Übrigens sind Besucher im Paradiesgärtl schon jetzt willkommen. Die Anlagen sind täglich ab 9.30 bis 16 Uhr zugänglich.

Im Umfeld des Stibadiums soll unter anderem mit Pergolen an die ursprüngliche Gestaltung des Paradiesgärtls durch Hofgärtner Hermann Sello erinnert werden. Eine Rückführung auf die ursprüngliche Situation als „südländischer Garten“, die bereits 1937 grundlegend verändert wurde, ist jedoch nicht vorgesehen. Die in der DDR-Zeit vom Botanischen Garten übernommene Anlage wird weiterhin für Forschung und Lehre der Universität Potsdam genutzt.

Erhart Hohenstein

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