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Landeshauptstadt: Neues Grün ohne Ringe

Stadion am Luftschiffhafen wird Ukraine-Fußballarena – und bleibt doch wettkampffähig für Leichtathleten

Potsdam-West - Der Potsdamer WM-Rasen wird nächste Woche ausgerollt. Derzeit finden Untergrundarbeiten im Hauptstadion am Luftschiffhafen statt, um das für die Leichtathletik bestimmte Rund zu einer Fußball-Arena umzubauen. Die ukrainische Nationalmannschaft wird sich zwischen Anfang Juni und – je nach Turnierverlauf – bis spätestens Anfang Juli im Seminaris Seehotel einquartieren und das Stadion als Trainingsstätte nutzen. Potsdam ist die einzige Stadt in den neuen Bundesländern, die während der Fußball-Weltmeisterschaft eine der 32 teilnehmenden Mannschaften beherbergt. Die Stadtverwaltung lässt sich das neue Grün, das WM-tauglich sein muss, 70 000 Euro kosten.

Das Stadion bleibe wegen des Trainings der ukrainischen Fußball-Profis sowohl für Sportvereine als auch für die Öffentlichkeit gesperrt, sagte Sportdezernentin Gabriele Fischer auf PNN-Anfrage. Vertraglich sei der Ukraine die Sportstätte während der gesamten WM-Zeit zugesichert, jedoch hätten Absprachen inzwischen eine Lockerung der Schließzeit ergeben. Sollten die Ukrainer aus bestimmten Gründen während der WM-Zeit auf das gesamte Stadion bestehen, werde die Stadt dies gewähren, hieß es gestern aus der Verwaltung.

Leichtathletik-Wettkämpfe finden dennoch statt – im Nebenstadion. Die DLV-Junioren-Gala, veranstaltet vom SC Potsdam, musste wegen der Fußball-Nutzung allerdings abgesagt werden. Von einer Sperrung während der Fußball-Weltmeisterschaft sei aber nicht das gesamte Sportareal Luftschiffhafen betroffen, sagte Fischer. Auch nicht, wenn die Ukrainer die Schwimmhalle oder Sauna nutzen wollen. „Dann müssen sie sie mitnutzen“, sagte die Beigeordnete. Am 13. April wird erneut eine Delegation aus der Ukraine erwartet, um weitere Details mit dem Seminaris Seehotel sowie der Sportverwaltung abzusprechen.

Streit gab es zuletzt um den Umbau des Stadions. Der Chef des Brandenburger Leichtathletik-Verbandes, der SPD- Bundestagsabgeordnete und frühere Landes-Sportminister Steffen Reiche, hat vor Wochenfrist einen Brief an die Stadt geschrieben, in dem er den schnellen Rückbau der Stadionanlagen zugunsten der Leichtathleten fordert. Denn die 2,13 Meter großen Kugelstoßringe sind zu Gunsten einer größeren Fußball-Fläche entfernt worden. Der Rückbau zu einem wettkampffähigen Stadion für Leichtathleten müsse gesichert sein, forderte Reiche. Dies werde so sein, sagte Fischer nach einem Vorort-Gespräch in dieser Woche zu. Es werde wieder ein stationären Ring eingebaut. Der wird qualitativ hochwertiger sein als der alte, argumentiert die Dezernentin. Auf dem inzwischen aus dem Boden gerissenen Wurfplateau wurde nach Ansicht der Sportler jedoch ein Stück Leichtathletikgeschichte geschrieben: Denn der Potsdamer Kugelstoß-Olympiasieger Udo Beyer hat darauf trainiert und Wettkämpfe bestritten.

Die Leichtathleten-Wurfdisziplinen wie Hammerwerfen und Kugelstoßen sollen dagegen auf dem frischen Grün eingeschränkt werden. Der Grund: Die Wurfgeräte hinterlassen teilweise dicke Kuhlen im dann feinen Fußballrasen – allein die Kugel der Männer wiegt 16 Pfund (7,257 Kilogramm). Wettkämpfe könnten jedoch stattfinden, so Fischer.

Der Bund hat sich nach Aussagen aus der Verwaltung nicht an der denkmalgerechten Sanierung des Hauptstadions beteiligt und fördert im Rahmen des Olympiastützpunktes Leichtathletik auch nur eine Indoor- sowie eine Freifläche zum Training. Ob damit Neben- oder Hauptstadion gemeint ist, sei nicht klar definiert. Die Leichtathleten könnten daher keinen alleinigen Anspruch auf das Hauptstadion ableiten, hieß es.

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