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Sport: Noch nicht schmerzfrei

Trotzdem wollen Yvonne Bönisch und Sandra Köppen-Zuckschwerdt – die heimlich ihren Trainer heiratete – jetzt in Tampere Judo-EM-Medaillen

Manchmal spürt sie noch Schmerzen – trotzdem will Yvonne Bönisch vom UJKC Potsdam am Sonnabend den europäischen Thron besteigen. Die Judo- Olympiasiegerin von Athen im 57-Kilo- Limit gehört am Wochenende zu den Medaillenhoffnungen des Deutschen Judo- Bundes (DJB) bei den Europameisterschaften im finnischen Tampere. „Yvonnes erklärtes Ziel ist der Titel“, meint DJB-Sportdirektor Manfred Birod aus Rüsselsheim. Bönisch selbst sagt: „Natürlich will ich eine Medaille holen. Am liebsten die goldene – die fehlt mir nämlich noch.“

2002 erlebte die Potsdamerin ihren bislang einzigen EM-Auftritt bei den Frauen. Damals wurde sie Zweite, ehe ihr 2003 und 2005 jeweils Weltmeisterschafts-Silber und dazwischen 2004 der Olympiatriumph gelangen. „So lange ich in Deutschland die Nummer eins in meiner Gewichtsklasse bin, sind die EM für mich nur alle vier Jahre drin, weil ich ansonsten bei WM und Olympia starte“, erklärte sie dazu. „Der Bundestrainer schickt uns angesichts der sogenannten Doppelperiodisierung immer nur zu einem Höhepunkt im Jahr.“

Nun ruft also Tampere, und Yvonne Bönisch fliegt morgen optimistisch nach Helsinki, obwohl ihre EM-Vorbereitung alles andere als optimal verlief. Beim Weltcup-Turnier Ende März in Rom, das sie in ihrer Gewichtsklasse gewann, verletzte sie sich an der rechten Schulter. „Das Labrum dort war ein Stück eingerissen. Ich hatte ziemliche Schmerzen und konnte vier Wochen kein Judo machen“, schilderte die 25-Jährige ihre Leidenszeit. „Ich bin zwar gelaufen und habe Krafttraining gemacht – aber die Wochen ohne Judo selbst fehlen, das spürt man.“ Erst in den letzten beiden Wochen habe sie wieder auf die Tatami gekonnt, „und jetzt habe ich das Gefühl, dass es wieder ganz gut geht.“ Während der Unmittelbaren Wettkampfvorbereigung (UWV) in Frankfurt (Oder) habe sie ab und an noch Beschwerden gehabt, „und das hat man auch im Hinterkopf“, so Bönisch. „Aber man probiert, das im Wettkampf auszublenden. Wenn es nicht ginge, wäre ich jetzt nicht angetreten.“

So aber will es die Sushi- und Pizza-Liebhaberin jetzt wissen. Ihre ernsthaftesten Gegnerinnen am Sonnabend in Tampere dürften die Spanierin Isabel Fernandez, die Österreicherin Sabrina Filzmoser und die Französin Barbara Harel sein. „Wenn alles normal läuft, sollten die Medaillen unter uns vier vergeben werden“, glaubt Yvonne Bönisch. „Allerdings dürfte auch die junge Ungarin Bernadett Baczko zu beachten sein.“

Sandra Köppen-Zuckschwerdt von der PSG Dynamo Brandenburg greift am Wochenende in der Klasse über 78 Kilo ebenfalls nach EM-Edelmetall – und auch sie laborierte zuletzt an einer Verletzung der rechten Schulter. „Ich habe die in der UWV ein bisschen sehr strapaziert“, meinte die 31-Jährige, die kürzlich ganz im Stillen ihren Trainer und Lebensgefährten Wolfgang Zuckschwerdt, Vater ihrer Tochter Marie-Luis (1), ehelichte. „Das war eine geheime Heirat – und eine ganz spontane von einigen Stunden. Am Valentinstag sind wir um 11 Uhr von zu Hause los, haben die nötigen Unterlagen aus Brandenburg und aus Potsdam – wo ich geboren wurde – geholt und uns um halb sechs auf dem Standesamt in Jeserich das Ja-Wort gegeben“, erzählte die Judoka, die mit ihrem Mann auf einem Bauerngut in Schenkenberg lebt. „Aber am 15. Juli wird wird nochmal groß kirchlich geheiratet.“

Zuvor aber will Sandra Köppen-Zuckschwerdt in Tampere aufs Medaillentreppchen. „Ich habe noch Schmerzen, aber da muss ich jetzt durch“, erkärte sie. „Schließlich habe ich nicht das Jahr über so hart trainiert, um nun zu passen.“ Als stärkste Gegnerinnen bei den EM erwartet sie die Russin Tea Donguzashvili, die Britin Karina Bryant – und Lucija Polauder aus Slowenien. „Die wiegt nur 85 Kilo und springt die ganze Zeit über die Matte – trotzdem habe ich die letzten beiden Male gegen sie verloren.“ Eine wirkliche Angstgegnerin habe sie in Europa aber nicht. „Ich merke, dass mich Baby-Pause und das Kind reifen lassen. Ich habe Wolfgang und Püppi – das Private stimmt super und gibt mir auch Auftrieb im Wettkampf.“

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