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Landeshauptstadt: Normales Klima wär prima

Umwelt- und Naturschützer informierten vor dem Brandenburger Tor über die Folgen der Erderwärmung

Umwelt- und Naturschützer informierten vor dem Brandenburger Tor über die Folgen der Erderwärmung Von Guido Berg „Der Lkw hat einen Rußpartikelfilter, darauf haben wir extra wert gelegt“, versichert Markus Steigenberger vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) etwas verblüfft auf die Frage, wie denn die „BUND-Klima-Tour“ in die 27 Städte gelangen wird, in denen der junge Mann und seine Mitstreiter die Bevölkerung auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam machen will. Nach dem Start der Tour am Vortag in Berlin stand das mit Info-Material ausgestattete „Treibhaus“ der Umweltschutzorganisation gestern auf dem Platz vor dem Brandenburger Tor in Potsdam. 150000 Menschen seien durch die Folgen des Klimawandels bereits ums Leben gekommen, informiert Steigenberger – darunter Überschwemmungsopfer und Hitzetote. Aufgrund des Anstiegs des Meeresspiegels durch die Eisschmelze hätten die Bewohner von Tuvalu bereits Asyl in Neuseeland beantragt – weil ihre Insel unterzugehen droht. Der junge Mann hat seine Argumente parat, er zählt sie mit Leidenschaft auf – es ist ja auch erst der zweite Tag der Klima-Tour. Im Herbst wird in Montreal eine weitere Welt-Klimakonferenz tagen. Interessierte können sich am „Treibhaus“ mit einem Schild mit einer Forderung an die Politiker darauf fotografieren lassen. Die Abzüge sollen nach Montreal geschickt werden, um die Staatsoberhäupter zu einem verstärkten Engagement für der Klimaschutz zu motivieren. „Keine Klima “ hatte ein Engagierter gestern in Berlin auf eine Tafel geschrieben – hinter das Wort Klima malte er kleine Schweinchen: „Keine Klima-Säue“ übersetzt Steigenberger diesen frommen Wunsch. In Reimlust verfiel gestern auch der Potsdamer Bastian Knetsch, er schrieb: „Wieder normales Klima – wär prima“. Wessen Poetik nicht so ausgereift war, konnte auf vorgefertigte Schilder zurück greifen: „Klima retten - jetzt“. Solch ein Schild nahm sich die Familie Grüneberg aus Potsdam, die mit Vertretern von vier Generationen am Brandenburger Tor vorbei kam – Uroma, Oma, Mutter und Baby. „Klimaschutz geht uns alle an“, begründete Gisela Grünberg, warum von ihrer Familie ein Foto mit Schild nach Montreal geschickt werden soll. Axel Kruschat, BUND-Landesgeschäftsführer, erklärte gestern, Brandenburg müsse mehr tun für die Förderung erneuerbarer Energien. Der BUND-Kreisvorsitzende Jost Kremmler, der in hohen Tönen die Ökosteuer lobte, musste auf Nachfrage eingestehen, dass er selbst ein Auto besitze, „aber nur selten“ damit fahre. Er gibt unumwunden zu, dass es in Deutschland eine Diskrepanz zwischen hohem Umweltbewusstsein und unökologischem Handeln gebe. Was diesen kalten Sommer betrifft, sagt er, müsse man zwischen Wetter und Klima unterscheiden. Dieser Sommer sei einfach “mal wieder ein ganz normaler. Freilich gesteht er aber ein, bei 40 Grad Hitze warne es sich sehr viel leichter vor der Klimaerwärmung als bei kühlen Temperaturen.

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