zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Obduktion nach Kälte-Tod

Die Andere will Akten sehen / Beigeordnete verweist auf Betten am Lerchensteig

Die Andere will Akten sehen / Beigeordnete verweist auf Betten am Lerchensteig Die Staatsanwaltschaft hat die Obduktion des 41-jährigen Potsdamers Andreas H. angeordnet, teilte gestern Polizeisprecherin Angelika Christen mit. Der Mann war nach der Zwangsräumung seiner Babelsberger Wohnung am Mittwoch von einem Passanten leblos im Babelsberger Park entdeckt worden. Der Notarzt stellte den Tod fest. Laut Christen wird der Erfrorene am Montag obduziert. Indes hat die Fraktion Die Andere in dem Fall Antrag auf Akteneinsicht gestellt. Anlass ist – laut einer Erklärung von Fraktionschef Axel Kruschat – der Artikel 47 Absatz 2 der Verfassung des Landes Brandenburg. Darin heißt es: „Die Räumung einer Wohnung darf nur vollzogen werden, wenn Ersatzwohnraum zur Verfügung steht. Bei einer Abwägung der Interessen ist die Bedeutung der Wohnung für die Führung eines menschenwürdigen Lebens besonders zu berücksichtigen“. Kruschat beruft sich auf einen PNN-Artikel vom Vortag, in dem der Geschäftsführer der AWO Soziale Dienste gGmbh, Günter Förster, mit der Aussage zitiert wird, Potsdam habe „das beste Netz, was man sich vorstellen kann“, um derart tragische Fälle zu verhindern und weiter: „Das braucht nicht zu passieren.“ Kruschat folgert , „dann darf auch niemand den Erfrierungstod sterben“. Der Lokalpolitiker weist darauf hin, dass Andreas H. nicht der erste Wohnungslose sei, der in Potsdam erfror. Ziel eines verantwortungsvollen Gemeinwesens sollte es sein, „in Zukunft solche Todesfälle zu verhindern“. PDS-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg fordert, nach dem Tod des Mannes „über einen Ausbau des Hilfssystems nachzudenken“. Es gelte zu prüfen, ob die Stadt bei Zwangsräumungen vor Ort sein könne, um die Betroffenen in der akuten Situation aufzufangen. Die Sozialbeigeordnete Elona Müller erklärte dazu, „wir gehen nie hin. Das ist nicht unsere Aufgabe“. Vielmehr seien im Vorfeld intensiven Versuche der Kontaktaufnahme unternommen worden. Wenn jemand auf mehrfache Hilfsangebote nicht reagiere, sei davon auszugehen, dass er sie nicht benötige. Andreas H. sei beim Sozialamt vorher nicht auffällig gewesen. Die Beigeordnete weist daraufhin, dass niemand im Park schlafen müsse, es gebe zehn Notbetten am Lerchensteig, darauf würde auf Nachfrage die Polizei aufmerksam machen ebenso wie Arbeiterwohlfahrt (AWO), Volkssolidarität, Schuldnerberatung, kirchliche Gemeinden. „Dieses Netz funktioniert“, so Elona Müller. Menschen dürften in der Not nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false