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Landeshauptstadt: Ohne die Einschränkungen der Schlosskubatur

Der Vorschlag, den neuen Landtag am Havelufer zu bauen, soll geprüft werden – er hat viele Vorteile

Der Vorschlag, den neuen Landtag am Havelufer zu bauen, soll geprüft werden – er hat viele Vorteile Nach mehr als zehn Jahren Hin und Her um einen Landtagsneubau kann es der SPD-CDU-Koalition jetzt offensichtlich nicht schnell genug gehen. Förmlich über Nacht haben die beiden Fraktionen über den von der Landesregierung erst Anfang April 2005 vorgelegten Variantenvergleich zwischen dem Brauhausberg und dem Alten Markt entschieden. Sie sind ohne längere Diskussion dem intensiven Werben von Oberbürgermeister Jakobs für den Wiederaufbau des Stadtschlosses als neuer Landtagssitz gefolgt. Selbst der Konflikt, ob dieses Gebäude mit oder ohne historische Fassade gebaut werden soll – immerhin ein Kostenfaktor von etwa 15 Millionen Euro – wurde sozusagen nebenbei zu Gunsten des historischen Vorbilds gelöst. Das heißt, es ist wie selbstverständlich die teuerste Variante gewählt worden, nach der das Gebäude mindestens 120 Millionen Euro kosten wird. Dazu kommen Vor- und Nebenleistungen in Höhe von über 30 Millionen Euro, unter anderem für die Verkehrsneuordnung zur Freimachung des Schlossgrundstücks, die zwangsläufig zu radikalen Einschnitten in den Straßenverkehr führen wird. Der Landtagsneubau wird zum Vehikel für den Wiederaufbau des Stadtschlosses gemacht. Ich bin mir sicher, dass die Brandenburgerinnen und Brandenburger für dieses Vorhaben kein Verständnis haben. Schließlich wird ihnen jeden Tag mitgeteilt, dass das Land schwer verschuldet ist und überall gespart werden muss. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Ansehen des Parlaments durch den repräsentativen Schlossbau nicht erhöht, sondern eher beschädigt wird. Wäre es also besser, sich für die zweite Variante, die Sanierung des jetzigen Landtagsbaus in Verbindung mit einem Neubau zu entscheiden? Auch wenn es die kostengünstigere Variante ist bleibt zu bedenken, dass die auch in diesem Fall hohe Investitionssumme von 66 Millionen Euro beziehungsweise 80 Millionen Euro zwar zu einer deutlichen Verbesserung der Arbeitsbedingungen des Parlaments führen würde, aber keinen Zuwachs aus Sicht der Stadtentwicklung zur Folge hätte. Der bessere Standort ist zweifellos das historische Stadtzentrum mit dem Alten Markt. Dies ist jedoch nicht zwangsläufig mit dem Wiederaufbau des Stadtschlosses zu verbinden. Ab Ende 2006 kann die Blechbüchse abgerissen werden. Dann wäre Raum für einen modernen Landtagsneubau am Havelufer, der sich auch den Gegebenheiten des Platzes anpassen müsste, aber nicht den Einschränkungen der Schlosskubatur unterliegen, nicht die kostspieligen Vor- und Nebenleistungen erfordern, keine weitreichenden Eingriffe in den Verkehrsraum voraussetzen würde. Über einen Architektenwettbewerb könnte über das Aussehen dieses Gebäudes befunden werden. So könnte eine Glasfassade mit dem Plenarsaal zur Alten Fahrt und eine historisierende Fassade zum Alten Markt Transparenz und Attraktivität schaffen. Dass an diesem Standort schrittweise, also erst einmal für 88 Abgeordnete, gebaut, die Parkflächen unterirdisch angelegt und die Baukosten deutlich niedriger sein können, sind ebenfalls Vorteile. Entgegen aktuellen Behauptungen aus dem Rathaus sind sehr wohl auf dieser Fläche die Voraussetzungen zur Unterbringung des Landtags gegeben. Auch das Argument, der Vorschlag komme zu spät, greift nicht, denn der Vorlauf für die Baufeldfreimachung würde auf der Fläche am Havelufer entfallen. Da es sich um eine weitreichende Entscheidung handelt, sollte nun auch noch die Zeit für eine Prüfung dieses Vorschlags sein. Unser Autor ist PDS-Landtagsabgeordneter und Vorsitzender der PDS-Fraktion der Stadtverordnetenversammlung

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