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Sport: Optimistisch an den Nil

Potsdams Judo-Olympiasiegerin Yvonne Bönisch will auch bei den WM in Kairo eine Medaille

Potsdams Judo-Olympiasiegerin Yvonne Bönisch will auch bei den WM in Kairo eine Medaille Von Michael Meyer Kairo bietet viele Attraktionen: in den Museen Kunstschätze mehrerer Jahrtausende, auf den Märkten alle Produkte und Wohlgerüche Arabiens, vor den Stadttoren die Pyramiden von Gizeh. Yvonne Bönisch vom UJKC Potsdam, die gestern früh mit ihrem Trainer und Lebenspartner Axel Kirchner in Ägyptens Metropole flog, hat aber keine Augen und Nerven dafür. Die Judo- Olympiasiegerin will sich am Nil bei den am Donnerstag beginnenden Weltmeisterschaften erneut aufs Medaillentreppchen kämpfen. „Deshalb werde ich von Kairo wohl nicht viel sehen“, meinte die 24-Jährige, die das Land am Nil schon von einem Urlaub in Hurghada kennt und in diesen Tagen vor allem eins im Kopf hat: Trainieren, das Kampfgewicht ansteuern, sich auch gedanklich ganz auf den Sonnabend vorbereiten. Dann beginnt für Bönisch um 9.30 Uhr mit der Vorrunde des 57-Kilo-Limits der WM-Ernst. Was folgt nach Weltmeisterschafts-Silber 2003 und dem Olympia-Gold 2004 nun 2005 für die Potsdamerin? „Als Olympiasiegerin werde ich nicht automatisch auch Weltmeisterin“, sagt sie dazu. „Im Judo passieren unvorhersehbare Dinge, da entscheiden Sekunden – deshalb kann man nicht sagen: Mit der oder der Leistung hole ich Gold oder Silber. Ich weiß, dass ich wieder eine Medaille gewinnen kann, und die will ich – ohne mich selbst besonders unter Druck zu setzen.“ Nachdem ihr im November letzten Jahres im Training das hintere Kreuzband im linken Knie gerissen war, musste sich Yvonne Bönisch lange in Geduld üben, ehe sie ab Juni wieder immer besser in Schwung kam. Dass sie Anfang August bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften in Braunschweig „nur“ Dritte ihrer Gewichtsklasse wurde, machte die gebürtige Ludwigsfelderin nicht nervös. „Ich habe damals im Halbfinale falsch verteidigt und deshalb verloren“, erinnert sie sich noch an den Fight um den Finaleinzug gegen die spätere Turnierzweite Michelle Buckingham aus Kanada, „gegen die ich normalerweise nicht verliere“. Vielleicht sei dieser dritte Rang im WM-Vorfeld ganz gut gewesen, glaubt Bönisch. „Das war ein Wachmacher.“ Zwar zeitweise etwas erkältet, aber ganz wach absolvierte die Mattenkämpferin anschließend die zehntägige „Unmittelbare Wettkampfvorbereitung“ in Köln, ehe sie sich in der letzten Woche zu Hause präparierte. Drei Kilo Gewicht waren noch „abzukochen“, im UJKC-Domizil in der Pirschheide übte sie mit Axel Kirchner nochmal einzelne Griffe, besprachen beide Technik und Taktik. „Und wenn ich mal werfen musste, suchte ich mir einen Vereinskameraden, der dran glauben musste“, erzählte Bönisch, die nun optimistisch in den Süden düste, „denn meine Form stimmt, ich bin fast besser drauf als im vergangenen Jahr vor Athen.“ Am Sonnabend treffen im 57-Kilo-Limit erneut die Frauen aufeinander, die in Athen bei Olympia im Vorderfeld mitmischten. „Nur die Holländerin Deborah Gravenstijn fehlt, alle anderen sind wieder mit dabei“, berichtete Yvonne Bönisch, die damit auch wieder auf die Nordkoreanerin Sun Hui Kye treffen könnte, gegen die sie das WM-Finale 2003 verletzungsbedingt verlor und den Olympia-Endkampf 2004 gewann. „Ich hatte schon gehofft, einige alte Hasen hören auf – aber alle machen weiter“, sagte die Potsdamerin. Während mit Sandra Köppen von der PSG Brandenburg – die nach ihrer Babypause noch nicht die erhoffte Form erreichte – die WM-Dritte von 2001 fehlt, gehören auch die Brandenburger Mareen Kräh von Asahi Spremberg (52 kg) und Nico Müller vom JC 90 Frankfurt/Oder (73 kg) zum deutschen Aufgebot in Kairo.

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