zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Ort der vergessenen Geschichte

Wohnhaus des Genozid-Dokumentaristen Johannes Lepsius saniert / Auf Geldsuche für den Innenausbau

Wohnhaus des Genozid-Dokumentaristen Johannes Lepsius saniert / Auf Geldsuche für den Innenausbau Nauener Vorstadt - Am Fuße des Pfingstberges sind die Bauhüllen gefallen: Seit wenigen Tagen ist die Außenfassade des Lepsiushauses in der Großen Weinmeisterstraße 45 in seiner rekonstruierten Schönheit sichtbar. „Wir sind begeistert, wie schick es jetzt aussieht“, erklärte gestern Peter Leinemann auf Anfrage. Wie der Geschäftsführer des Fördervereins Lepsius-Haus Potsdam erklärte, seien bislang etwa 350000 Euro aus einem „breiten Fördermittel-Strauß“ für die Außensanierung aufgewendet worden. Neben dem Land Brandenburg, der Stadt Potsdam und der Stiftung Denkmalschutz hat sich die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Bauherr und Eigentümer des Gebäudes, engagiert. Bei den Sanierungsarbeiten wurde Außenputz und Farbgebung wieder hergestellt, zudem ist der Dachstuhl zum Teil erneuert worden. Die Schäden durch Schimmel im Inneren, die laut Leinemann größer waren als zuvor angenommen, wurden beseitigt, schadhafte Mauer- und Holzteile ausgetauscht. Leinemann zufolge muss für den nun anstehenden Innenausbau und der Ausstattung des Hauses als künftige Forschungs-, Gedenk- und Begegnungsstätte sowohl für den Pfarrer Johannes Lepsius (1858-1926) als auch den Völkermord an den Armeniern in den Jahren 1915/16 weitere 504000 Euro aufgewendet werden. Derzeit sei der Verein auf der Suche nach Geldgebern – bei Institutionen und Einzelpersonen im In- und Ausland. Johannes Lepsius hatte von 1908 bis 1925 in dem heute nach ihm benannten ehemaligen Weinmeisterhaus gewohnt. Von dort ging dem Spenden-Aufruf des Fördervereins zufolge „starke Impulse für die konzertierten internationalen Aktionen zur Rettung von Armenischen Witwen und Waisen aus, Überlebende des Armenier-Genozids, dem 1,5 Millionen Menschen zum Opfer fielen“. Vereinsgeschäftsführer Leinemann rechnet mit sechs bis acht Monaten Zeitbedarf für den Innenausbau – vom Wasseranschluss bis zum Einbau von Toiletten. Wann Start für den zweiten Bauabschnitt ist, hänge von der Gunst der Geldgeber ab. Nach Fertigstellung wird künftig auch das Arbeitszimmer von Lepsius zu sehen sein, in dem der kritische Theologe 1915 die allererste Genozid-Dokumentation „Bericht über die Lage des Armenischen Volkes in der Türkei“ erarbeitete, die 1916 an der deutschen Zensur vorbei in ganz Deutschland und Europa verbreitet wurde. Das von Lepsius gegründete Armenier-Hilfswerk gilt als ein Vorläufer der Menschenrecht- und Flüchtlingsorganisationen des Völkerbundes und der Vereinten Nationen. Leinemann begrüßt, dass Lepsius und der Genozid an den Armeniern nun öffentlich wahrgenommen werden: Lepsius – „ein in Potsdam und in Deutschland lange in Vergessenheit geratener Name“. Guido Berg

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false