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Landeshauptstadt: Palais Lichtenau: Die Sanierung ruht

Insolvenz der Eigentümerfirma Theis-Werke trifft eines der markantesten Potsdamer Baudenkmale

Innenstadt - Erstmals hat die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftskrise auch ein namhaftes Potsdamer Projekt in Mitleidenschaft gezogen: Die Eigentümer-Firma des Palais Lichtenau, die das klassizistische Gebäude in der Potsdamer Behlertstraße 31 derzeit aufwändig sanieren lässt, ist selbst ein Sanierungsfall geworden. Die Friedrich Gustav Theis Kaltwalzwerke GmbH in Hagen hat in der vergangenen Woche Insolvenz angemeldet. Dies bestätigte Theis-Sprecher Christoph Möller den PNN.

Derzeit ist völlig unklar, wie es nun mit dem 1796 bis 1797 unter König Friedrich Wilhelm II. errichteten Palais weitergeht. „Das ist noch nicht entschieden“, sagte Theis-Sprecher Möller. Gestern nahmen Mitarbeiter des Architekten Prof. Karsten Westphal lediglich Sicherungsarbeiten am Gebäude vor. Die Sanierung selbst ruht, hieß es vor Ort. Über den gegenwärtigen Stand der Sanierung wollte sich Prof. Westphal gestern mit Verweis auf den Schwebezustand des Vorhabens nicht äußern. Im Umfeld der Hagener Eigentümer-Firma hieß es gestern: „Ein Bauvorhaben gehört nicht zum Kerngeschäft“; das stehe „jetzt nicht auf Platz eins der Prioritätenliste“. Nach Theis-Angaben wird die Produktion zunächst fortgeführt, die Löhne seien bis Ende Mai 2009 gesichert. Die Firma wolle sich „in Eigenverwaltung mithilfe eines Insolvenzplans sanieren“. Ob ein Weiterverkauf des Palais Lichtenau denkbar ist, darüber wollte Möller nicht spekulieren.

Theis-Geschäftsführerin Viola Prinzessin zu Hohenzollern hatte das gut 200 Jahre alte Palais mit dem 1925 erbauten benachbarten Kutscherhaus im Jahr 2007 erworben und wollte es bis 2010 zu einem Tagungs- und Gästehaus des weltweit agieren Unternehmens ausbauen (PNN berichteten). Bevor die Stahlprinzessin das Haus erwarb, galt das Palais als „edelster Ladenhüter unter den Potsdamer Denkmalen“. Da Viola von Hohenzollern das Palais-Areal von Neubauten verschonen wollte, galt ihr Engagement damals unter Denkmalschützern „als die Meldung des Jahres“, wie eine Hagener Zeitung schrieb. Noch beim Tag des offenen Denkmals im September des vergangenen Jahres hatten über 1000 Interessierte die Chance genutzt, sich über den baulichen Zustand der architektonische Perle am Heiligen See zu informieren. Umstritten ist, welcher Architekt das auf Kosten des Königs errichtete Haus entwarf, Michael Philipp Boumann oder Carl Gotthard Langhans. Beide gelten als äußerst namhaft. Guido Berg

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