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Landeshauptstadt: Panzerattrappen und Sirenen zum Gedenken an 1945?

Jakobs lehnt Idee für Kunstaktion ab / Diskussion um Programm zum 60. Jahrestag der Befreiung

Jakobs lehnt Idee für Kunstaktion ab / Diskussion um Programm zum 60. Jahrestag der Befreiung Eine geplante Kunstaktion, bei der fahrende Panzerattrappen in der Stadt und simuliertes Sirenengeheul auf spektakuläre Weise an das Kriegsende 1945 erinnern sollen, findet keine Zustimmung bei Oberbürgermeister Jann Jakobs. „Ich habe große Bedenken, eine solche Aktion in Potsdam durchzuführen“, sagte Jakobs am Mittwoch im Hauptausschuss. Wie Elona Müller, Beigeordnete für Ordnung, berichtete, sei die von Berlin aus geplante Kunstaktion bereits vom Bundestag abgelehnt worden. Es sei davon auszugehen, dass eine solche Aktion zu massiven Beeinträchtigungen des städtischen Lebens führen würde. „Kunst und Bürgerbelange müssen abgewogen werden“, sagte Müller. Der Vorschlag befinde sich noch in der Prüfung Ein Arbeitspapier der Stadtverwaltung mit dem vorläufigen Programm zum Gedenken an den 60. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus sorgte im Ausschuss für längeren Diskussionsstoff. Vertreter von PDS und Die Andere kritisierten, dass in der Überschrift des Papiers zunächst vom „60. Jahrestag des Kriegsendes“ die Rede war. PDS-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg verwies auf den Stadtverordnetenbeschluss, wonach Potsdam den Tag der Befreiung begehen werde. „An diese Formulierung sollten wir uns auch halten“, so Scharfenberg. Axel Kruschat (Die Andere) betonte, „dass es ein Tag der Befreiung war“ - auch wenn danach keine demokratische Gesellschaft in der sowjetischen Besatzungszone entstanden sei. Als dann auch Vertreter der Grünen und der SPD diese Haltung unterstützten, versicherten sowohl Oberbürgermeister Jann Jakobs wie auch die Kulturbeigeordnete Gabriele Fischer, dass das Arbeitspapier entsprechend verändert werde. Mit in das Jahresprogramm aufgenommen werden soll nun auch die Ehrung am eigentlichen Tag der Befreiung, dem 8. Mai. Karin Schröter (PDS) hatte kritisiert, dass die traditionelle Kranzniederlegung wie auch weitere Veranstaltungen am Jubiläums-Tag fehlen würden. Einigkeit herrschte hingegen, dass das Konzept der Stadt – nämlich die Veranstaltungen zum 60. Jahrestag von Kriegsende, Befreiung und Beginn der Nachkriegszeit auch über das ganze Jahr 2005 zu verteilen – unterstützt wird. Jakobs: „Wir sind nicht allein auf den 8. Mai focussiert.“ Zentraler Beitrag der Stadt soll dabei die Sonderausstellung „Tag um Tag – Potsdam im Jahr 1945“ sein, die vom 23. März bis 4. September in der Benkertstraße 3 gezeigt wird. Zur Ausstellungseröffung ist eine symbolische Kartoffelpflanzaktion geplant, mit der daran erinnert werden soll, dass 1945 auf beinahe allen Plätzen der Stadt Kartoffeln angebaut wurden, um dem Hunger zu entgehen. Zu den Partnern der Stadt bei den Programmpunkten im Jubiläumsjahr gehören die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, das Einstein Forum, das Hans Otto Theater, die Stadt- und Landesbibliothek und weitere kulturelle Einrichtungen. Höhepunkt soll eine Festveranstaltung am 18. Juli am historischen Ort des Potsdamer Abkommens im Schloss Cecilienhof sein, zu der hochrangige Vertreter der europäischen Politik erwartet werden, wie Jakobs erklärte. Er begründete diesen Termin mit der Tatsache, dass nicht das Datum 8. Mai, sondern die Potsdamer Konferenz als historisches Ereignis mit der Stadt verbunden werde. Weitere Programmpunkte sind Vorträge zum verheerenden Luftangriff auf Potsdam im April 1945, ein Workshop des Einstein Forums „Paradigma Potsdam? Wege zur Demokratie?“ eine Ausstellung „Sektor Panzerhalle – 10 Jahre Atelierhaus“ mit dem Blick auf die Potsdamer Konferenz, ein Gedenkkonzert zur Zerstörung der Stadt am 14. April und die symbolische Grundsteinlegung für den Wiederaufbau der Garnisonkirche am gleichen Tag. Michael Erbach

Michael Erbach

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