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Landeshauptstadt: Plan gegen Jugendgewalt bis April

Fachtagung im Stadthaus: Zusammenarbeit mit Schulen im Kampf gegen Gewalt soll verbessert werden

Um Gewaltkriminalität und aggressives Verhalten unter jungen Leute einzudämmen, möchte die Stadtverwaltung innerhalb der nächsten drei Monate ein Maßnahmenkonzept vorlegen. Dies betonten gestern sowohl Sozialbeigeordnete Elona Müller als auch Jugendamtsleiter Norbert Schweers nach einer mehrstündigen Fachtagung im Stadthaus zum Thema Jugendgewalt und Mittel dagegen. „In diesem Zusammenhang denken wir auch über Leitsätze nach, wie öffentliche Erziehung in Potsdam verstanden werden sollte“, sagte Schweers nach der Vorstellung der ersten Handlungsempfehlungen, die während der Konferenz in einzelnen Arbeitsgruppen erarbeitet wurden.

Verbesserungen im Bereich der Gewaltvorbeugung wurden dabei von den meisten Konferenzteilnehmern in einem Bereich gefordert, der gestern faktisch nicht anwesend war: Den Schulen Potsdams. „Jugendliche verbringen dort eine wesentliche Zeit ihres Lebens, deshalb muss in den Schulen auch besonders auf Gewaltphänomene geachtet werden“, sagte Müller. Deswegen werde das bis April fertige Handlungskonzept gegen Jugendgewalt auch dem Bildungsausschuss vorgestellt. „Ohne die Schulen sind wir als Kommune bei unserer Arbeit gegen Jugendgewalt amputiert“, sagte Müller. Deshalb sei es schade, dass nur ein Potsdamer Direktor und kein Lehrer die Fachtagung besucht hätten, obwohl die Teilnahme für sie als Lehrerfortbildung gegolten hätte.

In den gestern vorschlagenen Handlungspunkten wird die Schule und ihr Personal stärker als bisher in die Pflicht genommen. So sollten Schulen öfter als bisher die Möglichkeiten des Täter-Opfer-Ausgleichs nutzen und die Kommunikation mit Instanzen wie der Polizei verbessern, sagte Jürgen Gernentz, der für die brandenburgischen Sozialen Dienste der Justiz den für die Betroffenen freiwilligen Täter-Opfer-Ausgleich (TOA) moderiert. Als Beispiel für seine Forderung nannte Gernentz einen Fall, bei dem drei Schüler einer Lehrerin mit dem Tod gedroht hätten. „Wir konnten dann mit den Mitteln des TOA schnell dafür sorgen, dass der Rechtsfrieden zwischen den Beteiligten wieder hergestellt war und so eine weitere Eskalation verhindern“, sagte Gernentz. Die Leiterin der Potsdamer Sicherheitskonferenz, Ursula Löbel, appellierte ebenso an die Schulen: „Wir müssen die Schulleiter sensibilisieren, dass es keine Nestbeschmutzung ist, wenn sie bei Gewaltproblemen an die Öffentlichkeit gehen oder um Hilfe von außen bitten.“

Andere Schwerpunkte des zu erarbeitenden Maßnahmenkatalogs werden bei dem Umgang mit Familien, beim Thema Opferschutz sowie der Arbeit der Polizei liegen. Dabei sei, etwa beim geplanten Begrüßungsdienst für Neugeborene, mehr Personal nötig. Andere Maßnahmen ließen sich jedoch auch mit verstärkter Koordination und Weiterbildung erfüllen.

Die Fachtagung ist ein erster Schritt eines Beschlusses der Stadtverordneten aus dem vergangenen Sommer. Damals hatten die Politiker nach einer tödlichen Messerstecherei in der Charlottenstraße und dem Angriff auf den Deutsch-Äthiopier Ermyas M. die Verwaltung beauftragt, ein Handlungskonzept gegen Gewalt zu entwickeln. Gleichwohl betonte Schweers, dass rein in Zahlen in Potsdam kein Anstieg der Gewalt zu verzeichnen sei. „Die subjektive Wahrnehmung ist aber durch die Schwere der Taten und die Resonanz darauf anders“, räumte er ein. Einen ersten Fortschritt konnte Schweers gestern vorstellen: Unter www.potsdam.de findet sich erstmalig eine 40-seitige Liste aller Angebote in der Stadt zur Gewaltvorbeugung und Toleranzerziehung.

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