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© Stefan Specht

PNN-Serie „Wahlweise“: „Wir brauchen eine verlässliche Finanzierung“

Ein Jahr vor der nächsten Kommunalwahl geben die PNN Potsdamer Vereinen, Projekten und Initiativen eine Plattform für ihre Anliegen und Wünsche an die Lokalpolitik. Heute: Fanni Vespermann, Ricarda Delock und Claudia Walter von der Initiative Kultür Potsdam.

Was ist das dringlichste Projekt/Anliegen für Ihre Initiative?
Kultür Potsdam vermittelt seit über zehn Jahren kostenfreie Kulturtickets für Potsdamer:innen mit geringem Einkommen. Dafür stellen uns über 160 Kulturpartner Kontingente zur Verfügung, die wir bedarfsgerecht und nach dem Rotationsprinzip vermitteln. Mittlerweile erreichen wir in Potsdam über 11.500 Gäste – entweder direkt oder über soziale Einrichtungen.

Wir tragen mit insgesamt über 26.300 vermittelten Karten dazu bei, die kulturelle Bildung für alle zu gewährleisten und unterstützen damit auch die Landeshauptstadt Potsdam, ihren Bildungsauftrag zu erfüllen.

Die Schere zwischen Arm und Reich geht in Potsdam spürbar weiter auseinander. Kultür hilft, dass auch Menschen mit kleinerem Geldbeutel nicht vom kulturellen Angebot ausgeschlossen werden. Kultur darf kein Luxus sein. Kultur bedeutet für uns „Nahrung für die Seele”.

Wir setzen uns dafür ein, dass dies auch in der kulturpolitischen Strategie 2023-2028 festgehalten wird.

Wie sollte Potsdams Lokalpolitik das unterstützen?
Kultür Potsdam beschäftigt zwei Mitarbeiterinnen in Teilzeit und Minijobber:innen. Hinzu kommen die ehrenamtlichen Stunden der Gründerinnen mit mindestens fünf und zwölf Stunden wöchentlich. Eine verlässliche Basisförderung für das Personal ist unser dringendstes Anliegen. Das Projekt ist am Bedarf so sehr gewachsen, dass die Arbeit rein ehrenamtlich nicht mehr zu leisten ist.

Die Initiative Kultür Potsdam benötigt mehr finanzielle Unterstützung.

© privat/ Stefan Specht/privat/ Stefan Specht

Wir erhalten eine Projektförderung der Landeshauptstadt, welche wir jedoch jedes Jahr von Grund auf neu beantragen müssen. Eine Bewilligung erfolgt stets erst Ende Dezember und nie in beantragter Höhe, sodass wir unsere Angestellten nur auf einem, der Arbeit nicht angemessenen, niedrigen Tarifniveau beschäftigen können. Bisher hatten wir das große Glück, die hauptamtlichen Stellen erhalten zu können durch stark intrinsisch motivierte Mitarbeiterinnen. Aber aufgrund dieser prekären Beschäftigungslage schwingt stets die Angst mit, dass unsere Angestellten sich wegbewerben. Das könnte das Ende des Projekts bedeuten.

Wir brauchen eine dauerhafte, verlässliche und angemessene Finanzierung zur Sicherheit und Stabilität. In den letzten Jahren haben unsere Angestellten und wir als ehrenamtlicher Vorstand sehr viel Zeit in Gesprächen mit Stadtverordneten und Verwaltungsmitarbeitenden verbracht. Zeit, die wir lieber in die eigentliche Arbeit – die kulturelle Teilhabe aller Menschen – hätten stecken müssen (und wollen).

Was sollte die nächste Stadtverordnetenversammlung in ihrer fünfjährigen Legislatur mit höchster Priorität für Potsdam umsetzen?
Wir wünschen uns die Ausrichtung auf eine lebenswerte Stadt in allen Dimensionen.

Neben der Grundvoraussetzung – dem aktiven Klimaschutz – heißt das aus unserer Perspektive, dass alle Menschen die tollen und vielfältigen Kultur- und Freizeitangebote nutzen können. Im Umkehrschluss bedeutet das eine stabile Kulturfinanzierung für große Träger sowie soziokulturelle Einrichtungen und Soloselbstständige.

Darüber hinaus ist die Armutsbekämpfung in einer reichen Stadt wie Potsdam ein dringendes Anliegen. Am liebsten wäre uns, dass es Kultür Potsdam irgendwann gar nicht mehr geben muss, weil es allen Menschen möglich ist, aus eigener Kraft am kulturellen Leben teilzuhaben.

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