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Landeshauptstadt: Pokern um die „Dreckecke“

Zweites Baufeld für Bahn geplant / Stadt will Kubatur der Bauten neben Bürgerbahnhof simulieren

Zweites Baufeld für Bahn geplant / Stadt will Kubatur der Bauten neben Bürgerbahnhof simulieren Wildpark/Sanssouci - Das Gerangel zwischen Deutscher Bahn und Stadtverwaltung um den früheren Bürgerbahnhof am Bahnhof Park Sanssouci hat Potsdams Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz für noch nicht beendet erklärt. Derzeit bereite die Bauverwaltung eine Simulation vor, die die geplanten Gebäude der Bahn auf einem angrenzenden Grundstück in ihrer Kubatur darstellen soll. Das Gerüst soll aufgestellt werden, wenn die Blätter sämtlichst von den Bäumen abgefallen sind, so von Kuick-Frenz. Das Bundeseisenbahnvermögen der Bundesrepublik will laut der Baubeigeordneten Potsdams ältesten Bahnhof für einen Vorzugspreis nur unter der Bedingung an die Stadt verkaufen, dass die Verwaltung im Gegenzug Baufelder auf dem Nebengrundstück, zwischen Alter Post und Bahntrasse, schafft. Wie Elke von Kuick-Frenz am Montag erklärte, soll der Bahn nun ein zweites Baufeld angeboten werden, um das bisher geplante Haus auf zwei Felder zu verteilen. Bislang gab es keinen Konsens zwischen Stadt und Schlösserstiftung für den geplanten zweigeschossigen Bau auf dem Areal. Nun soll per Installation verdeutlicht werden, ob sich die geplante Bebauung in die Landschaft neben dem Park Sanssouci einfügt oder nicht. Die Stadt greift damit nach dem letzten Strohhalm, das Gelände mit dem denkmalgeschützten Bürgerbahnhof in einem Grundstückstausch zu erhalten und anschließend für die Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Das Angebot lautete einst, das 9000 Quadratmeter große Areal samt Bahnhof für den symbolischen Preis von zwei Euro erwerben zu wollen. Das Bundeseisenbahnvermögen lehnte diese Konditionen ab. Ein anderer Kaufpreis sei für die Stadt jedoch nicht zu stemmen, hieß es bis dato. Nach dem Erwerb sollte die Sanierung durch gemeinnützige Vereine oder Gesellschaften erfolgen. Was aus dem brachen Areal an der Geschwister-Scholl-Straße werden kann, zeigten 14 Projekte von Studenten, die sich unter Anleitung von Prof. Martina Abri und Denkmalschützer Andreas Kalesse mit dem Bürgerbahnhof beschäftigt haben. Der denkmalgeschützte Bahnhof als Gewerbe- und Gastronomiestandort hatte sich dabei in vielen Projekten durchgesetzt, doch die Gestaltung des Lennéschen Vorgartens hat Kalesse in drei Fällen imponiert: mit einem Hotel der unteren Preisklasse, einer Nutzung als Kulturstandort mit Freilichtbühne und Dach in Zeltarchitektur sowie als Standort des universitären Bereiches Kunst. Im Bauausschuss vor zwei Monaten sagte Potsdams oberster Stadtplaner Andreas Goetzmann, das Thema Bürgerbahnhof werde sich wohl durch Verfall erledigen. Ute Bankwitz (Bürgerbündnis) nannte den Deal der Bahn „Erpressung“ und sagte, die Bahn werde niemals eine Abrissgenehmigung für den Bahnhof erhalten. Den Rückbau des Fachwerkgebäudes mit Lennéschen Garten drumherum war Wunsch von Bahn AG-Chef Hartmut Mehdorn und wurde im Zuge des Wiederaufbaus des Kaiserbahnhofes laut. Er soll den Vorplatz der heutigen Bahnakademie als „Dreckecke“ bezeichnet haben. Jan Brunzlow

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