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Landeshauptstadt: Pomeranzen verkümmern

Sonneneinstrahlung, Wind und Regen ausgesetzt

Sonneneinstrahlung, Wind und Regen ausgesetzt Die 84 Pomeranzenbäumchen, die in dieser Saison erstmals nach 60 Jahren wieder auf den Terrassen von Sanssouci aufgestellt worden waren, erholen sich im Winterquartier, der Neuen Orangerie. Die gut zehnjährigen Kübelpflanzen haben sich nicht so gut entwickelt wie erhofft. Ihr Wachstum war schwach, und sie bildeten nur wenige Früchte aus. Touristen bekrittelten das gegenüber den bisher hier stehenden Lorbeeren kümmerliche Aussehen. Die Terrassen, auf denen die Zitrusgewächse starker Lichteinstrahlung, Wind, Regen und Feuchtigkeit ausgesetzt sind, seien für sie ein „extremer Aufstellungsort", meint Orangeriechef Hartmut Hiller. Er hatte an einem geschützten Standort neun Pomeranzenbäumchen als Reserve vorgehalten, um Ausfälle ausgleichen zu können. Doch die Pflanzen wurden des Nachts gestohlen – die Diebe konnten nicht gefasst werden. Gartendirektor Prof. Dr. Michael Seiler will das Experiment dennoch fortsetzen. Er rechnet damit, dass sich die Pflanzen stabilisieren und in den nächsten Jahren besser gedeihen. Schließlich habe man die Pomeranze gerade deshalb gewählt, weil sie das gegen Witterungseinflüsse widerstandsfähigste Zitrusgewächs sei. Seiler schloss nicht aus, dass man den Pflanzen notfalls eine Atempause gibt und sie eine Saison über nicht auf den Terrassen, sondern an einem geschützten Ort aufstellt. Grundsätzlich soll aber an der Entscheidung festgehalten werden, denn Zitrusgewächse standen seit der Erbauungszeit auf den Weinbergterrassen. Ein erhaltenes Pflanzeninventar verzeichnet schon für 1746 die Lieferung von „60 Citrus". Wie für andere Herrscher seiner Zeit widerspiegelten diese kostbaren und schönen Orangeriegewächse auch für Friedrich II. Macht, Ruhm und Finanzkraft. Er besaß nicht weniger als 1000 Exemplare davon. Zugleich verkörperten sie die von Herakles den Hesperiden geraubten „goldenen Äpfel", die ihrem Besitzer Erlösung und Unsterblichkeit bringen sollten. Auf den Terrassen von Sanssouci standen die Pomeranzen bis Kriegsende 1945, dann wurden die meisten gestohlen oder als Kriegsbeute nach Russland gebracht. Ihren Platz nahmen für sechs Jahrzehnte Lorbeeren ein. E. Hohenstein

E. Hohenstein

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