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Landeshauptstadt: Potsdam ist WM-Quartier für Ukraine

Fußballer um Superstar Schewtschenko wohnen ab 6. Juni im Seminaris / Sprachkurs für Mitarbeiter

Pirschheide - „Riesige Freude“ herrschte am ersten Weihnachtsfeiertag in Potsdam, nachdem die Fußballer der Ukraine das Ja-Wort für das WM-Quartier in der Landeshauptstadt gegeben haben. Jetzt fehle nur noch der endgültige Auftrag des Fußballweltverbandes FIFA, sagte Hartmut Pirl, Direktor des Seminaris Seehotels. Er gehe davon aus, das sein Hotel der einzige Standort einer WM-Mannschaft in den neuen Bundesländern sein werde, sagte Pirl.

Die Entscheidung der Ukraine sei eine große Chance für das Hotel, die Stadt und das Land Brandenburg, meinte Pirl. Er kündigte an, dass einige seiner Hotelmitarbeiter jetzt einen Sprachkurs in Ukrainisch absolvieren müssen. „Guten Morgen“ und „Danke“ müsse aber jeder in der fremden Sprache verstehen und sagen können. Schließlich sollen auch die Speisekarten in der Landessprache gestaltet werden. Kulinarisch will sich die Küche für 2006 auch ganz auf die Gäste einstellen. Für die Mannschaft der Ukraine wird nach Pirls Angaben ein ganzer Flügel des Hotels reserviert, auch steht ihnen ein eigenes Restaurant im Hotel zur Verfügung. Trainieren können die Fußballer um Weltstar Andrej Schewtschenko (AC Mailand) am Luftschiffhafen. Die drei Plätze dort würden zur WM noch mal auf Vordermann gebracht. Das habe die Stadt Potsdam versprochen, betonte Pirl. „Potsdam kann sich als richtiger WM-Gastgeber präsentieren.“

Solche Bedingungen schätzen vor allem die Trainer bei großen Turnieren. Denn kein Coach hat es gern, wenn Medienvertreter oder Fans leicht Zugang zu den Spielern haben. Neben Spielern und Trainern werden auch die Betreuer und alle Vertreter des ukrainischen Fußball-Verbands im Seminaris Seehotel absteigen. Insgesamt 70 der 225 Zimmer in dem klassischen Seminar- und Tagungshotel sollen geordert werden. Nicht zuletzt werden auch die Ukrainer, ähnlich wie die deutsche Nationalmannschaft auf ihren Reisen, von einem eigenen Koch begleitet. Der Hotelchef geht davon aus, dass die Spieler eine Haveltour machen oder die Schlösser besichtigen werden. Er hoffe zudem auf ein öffentliches Training, bei dem die Potsdamer dann zuschauen könnten. Ein „schöner Gag“ wäre es nach den Worten Pirls auch, wenn die Ukrainer gegen die Frauen von Turbine Potsdam spielen würden.

Pirl rechnet für den 6. oder 7. Juni mit dem Eintreffen der ukrainischen Auswahl um Superstar Schewtschenko. Eine Woche später, am 14. Juni, bestreiten die Osteuropäer im Leipziger Zentralstadion gegen Spanien ihr erstes WM-Spiel in der Gruppe H. Die geografische Lage Potsdams war ein entscheidender Punkt, gerade auch deshalb fiel die Wahl der ukrainischen Delegation unter Manager Oleg Taradej auf sein Haus. „Potsdam ist für die Ukrainer ein idealer Standort“, ist sich Pirl sicher. Die Mannschaft von Trainer Oleg Blochin könne auch zu ihren anderen beiden Spielen in Hamburg (am 19. Juni gegen Saudi-Arabien) und in Berlin (am 23. Juni gegen Tunesien) bequem mit dem Mannschaftsbus reisen. „Aufwändige Reisen mit dem Flugzeug und den damit verbundenen Check-Ins müssen die Ukrainer nicht machen, wenn sie bei uns wohnen“, freut sich der Hoteldirektor.

Die Ukrainer sehen ihrer ersten WM-Teilnahme offenbar mit großem Optimismus entgegen. Schließlich plant das Team, in dem Bayer Leverkusens Angreifer Andrey Voronin an der Seite von Schewtschenko stürmen will, bis zum 29. Juni in Potsdam zu wohnen. Zu diesem Zeitpunkt sind die Achtelfinalspiele der WM bereits über die Bühne. Sollten die Ukrainer ihre Gruppe gewinnen, hätten sie es zum Achtelfinalspiel am 27. Juni gegen den Zweiten der Gruppe G in Hannover nicht weit. Als Gruppenzweiter jedoch müssten sie am 26. Juni nach Köln reisen, um dort gegen den Sieger der Gruppe G zu bestehen.

Auch Hartmut Pirl traut seinen Gästen bei ihrer WM-Premiere einiges zu. „Wer hätte den zuletzt bei der Europameisterschaft in Portugal damit gerechnet, dass Griechenland das Turnier gewinnt?“, erinnerte Pirl an Außenseitererfolge in der Vergangenheit. Und ob die Ukraine überhaupt als ganz großer Außenseiter gelten muss, ist noch die Frage. Immerhin ließen die Osteuropäer in der Qualifikation Europameister Griechenland und den WM-Dritten von 2002, die Türkei, hinter sich. Als erstes europäisches Land nach Gastgeber Deutschland sicherten sie sich ein WM-Ticket.

Die Ukraine ist vor allem durch die „Revolution in Orange“ vor einem Jahr in das Blickfeld der Öffentlichkeit geraten. Mit 603 700 Quadratkilometern ist es nach Russland das zweitgrößte Land Europas. Das Land, seit 1991 in der Unabhängigkeit von der früheren Sowjetunion, hat schon einige Sportgrößen hervorgebracht. Dazu zählt neben den Box-Brüdern Witali und Wladimir Klitschko auch die Stabhochsprunglegende Sergej Bubka. dpa/ddp/PNN

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