zum Hauptinhalt

WWF veröffentlicht Regionalreport: Potsdamer werfen 10.000 Tonnen Lebensmittel jährlich in den Müll

Viele Tierarten rund um Potsdam sind durch die Landwirtschaft bedroht. Dabei spielt auch eine Rolle, dass die Potsdamer pro Jahr 10.000 Tonnen Lebensmittel wegwerfen - dabei ließe sich das vermeiden.

Von Valerie Barsig

Potsdam - Die Umweltorganisation steht heute mit einem Foodtruck vor dem Brandenburger Tor in Potsdam, um auf die Situation aufmerksam zu machen. Immerhin: Die Landwirtschaft in einem 50-Kilometer-Umkreis rund um Potsdam ist nachhaltiger als der Bundesdurchschnitt. Damit sei die Stadt besser gestellt als „der miserable Bundesdurchschnitt“, heißt es vom World Wind Fund for Nature (WWF) in einem gestern vorgestellten Regionalbericht für Potsdam. Acht Prozent der 300.060 Hektar großen Fläche um Potsdam werden ökologisch bewirtschaftet – der Bundesschnitt liegt bei sechseinhalb Prozent. „Die Potsdamer brauchen pro Jahr insgesamt rund 41.000 Hektar Land, um sich zu ernähren. Das sind etwa 57,6 Fußballfelder“, sagt der Landwirtschaftsexperte des WWF, Matthias Meißner.

Das Problem: Jährlich landen dabei massenweise Lebensmittel in der Mülltonne. Und zwar nicht nur in Privathaushalten, sondern auch in der Gastronomie, im Einzelhandel, bei der industriellen Verarbeitung oder durch den Transport von Tieren oder Lebensmitteln. „Das wäre vermeidbar“, sagt Meißner. Auch dabei soll der Foodtruck helfen: Die WWF-Mitglieder wollen informieren, wie man Ernährung Kleinere Portionen zu kochen und den Joghurt nach einem Tag des überschrittenen Mindesthaltbarkeitsdatums nicht schon wegzuwerfen, würde da schon helfen, sagen die Experten.

Potsdamer sollten weniger Fleisch essen

10.000 Tonnen Lebensmittel wandern pro Jahr in Potsdam in die Mülltonne, rund 5000 Tonnen werden durch die Industrie verschwendet. Das könne zum Beispiel ein Huhn sein, das auf einem Tiertransport stirbt, erklärt Experte Meißner, oder Lebensmittel, die bei der Lagerung verderben. Gerade der Fleischkonsum der Potsdamer sei problematisch: Zum einen werde viel Fläche für Futtermittelherstellung benötigt, zum anderen das Grundwasser durch Exkremente der Tiere mit Nitrat belastet. Weil die Belastung des Bodens mit Schadstoffen deutschlandweit ein Problem ist, hat die EU-Kommission im vergangenen Jahr sogar Klage gegen die Bundesrepublik eingereicht.

Auch an mehreren Messstellen im 50-Kilometer- Bereich rund um Potsdam werden die Grenzwerte überschritten oder sind an der Grenze. In Dahme/Mark liegt eine dieser Messstellen. Dort liegt die Überschreitung des erlaubten Nitratwertes von 50 Milligramm Nitrat pro Liter Grundwasser beim vierfachen Wert. „Die Verantwortung für solche Überschreitungen trägt die Landwirtschaft. Auch wenn ihre Vertreter das nicht gern hören“, sagt Meißner.

Die Ernährung umzustellen, kann helfen

Das erklärte Ziel des WWF ist es, die Politik auf die Probleme aufmerksam zu machen. Dass diese nicht ganz neu sind, wissen auch die Umweltschützer. „Trotzdem: Das Bewusstsein der Leute und ihr Wunsch nach nachhaltiger Nutzung der Ressourcen wächst“, sagt Experte Meißner. Eine veränderte Ernährung mit weniger tierischen Produkten und weniger weggeworfene Lebensmittel könnten laut WWF-Schätzungen den Flächenverbrauch der Potsdamer um 17 Prozent reduzieren. Also von 41.000 benötigten Hektar im Moment auf 34.030 Hektar. Der überwiegende Teil der von den Potsdamern für ihre Ernährung benötigten landwirtschaftlichen Fläche entfällt auf Tierhaltung oder Futtermittelanbau. 15.000 Tonnen Fleisch essen die Potsdamer pro Jahr – sofern sie es nicht wegwerfen.

Auch die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen äußerte sich zum Start der WWF-Tour. Brandenburg bleibe hinter seinen selbst gesteckten Zielen zurück, hieß es gestern von Seiten des landespolitischen Sprechers der Grünen, Benjamin Raschke. „Brandenburgs Biodiversitätsstrategie sieht 20 Prozent Ökolandbau vor. Dieses Etappenziel muss nun in Angriff genommen werden. Landwirtschafts- und Umweltminister Jörg Vogelsänger hat es in der Hand, hier Verbesserungen zu erreichen, beispielsweise indem er die Umstellungsprämie für den Ökolandbau erhöht.“ 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false