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Landeshauptstadt: Potsdams alte Pflasterstraßen

Sie sind für den Kulturraum Innenstadt unverzichtbar, so Saskia Hüneke. Und sie halten länger als Asphalt

Potsdams alten Pflasterstraßen geht es schlecht. Einige rufen nach Reparaturen und wecken bei Autofahren den Wunsch nach einer Erneuerung in Asphalt. Andere sind erst in den vergangenen Jahren instand gesetzt worden, aber weisen schon wieder Schlaglöcher auf. Das müsste nicht sein, meint Michael Horst Schröder, Spezialist für historische Pflasterungen.

Den kenntnisreichen Handwerksmeister, der sich vor allem durch die Wiederherstellung hochwertiger Mosaiken in den Potsdamer Weltkulturerbeparks einen Namen gemacht hat, holte die Fraktion Bündnis 90/Grüne jetzt ins Boot. Sie hatte einen Antrag zum Erhalt der Natursteinpflasterstraßen in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht. Wie die Abgeordnete Saskia Hüneke gestern in einem Pressegespräch verdeutlichte, bestimmten diese Straßen den „Kulturraum“ Innenstadt mit und seien deshalb unverzichtbar. Zum Beweis legte Michael Horst Schröder beeindruckende Fotos vor, so eine Aufnahme der Posthofstraße, die durch das im Abendlicht spiegelnde Pflaster eine unvergleichliche Atmosphäre gewinnt.

Werden die Steine mit einer Pflasterzange hochgezogen, mit Sand neu unterfüttert und eng verfugt, dann sind solche Straßen wieder glatt und halten zehnmal länger als asphaltierte Fahrbahnen, die alle paar Jahre eine neue Deckschicht brauchen, beschreibt Schröder die fachgerechte Behandlung. In Kartzow und Orten des Potsdamer Umlands hat der Fachmann bereits den Beweis dafür angetreten. Das vielerorts nicht so verfahren werde, liege daran, dass es den früheren Meisterberuf des Pflasterers nicht mehr gebe und die Straßenbauer von heute dessen Techniken nicht beherrschten. Schröder regt deshalb für Potsdam die Ausbildung einer Kolonne für solche Arbeiten an, wie es sie in anderen Städten bereits gibt. Der Vorstoß der Bündnisgrünen hat inzwischen in der Stadtverwaltung zur Bildung einer Arbeitsgruppe geführt. Sie soll den Bestand und Zustand der Pflasterstraßen erfassen, ihren Denkmalwert einschätzen und Wege zur Erhaltung und Reparatur aufzeigen. Dazu wird sie im April einen Bericht vorlegen. Saskia Hüneke möchte aber ebenso die Öffentlichkeit mobilisieren und die nach Asphaltierung rufenden Autofahrer über die Bedeutung der Pflasterstraßen aufklären. Dem dient am 23. Februar, 18.30 Uhr, ein Vortrag im Museumsweberhaus Schorsteinfegergasse und eine Woche darauf der vom Verein ARGUS mit Michael Horst Schröder ab 19 Uhr veranstaltete „Grüne Donnerstag“ im Ausweichquartier des Hauses der Natur, Lindenstraße 28. E. Hohenstein

E. Hohenstein

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