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Potsdams Bundestagswahlkreis: Wer für die AfD und die Linken in den Bundestag ziehen will
Die beiden Parteien haben sich festgelegt, wer es im Wahlkampf mit Olaf Scholz und Annalena Baerbock aufnimmt. Beide sitzen im Stadtparlament.
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Für die vorgezogene Bundestagswahl stehen die letzten beiden Direktkandidaten der großen Parteien für den Potsdamer Wahlkreis 61 fest: Die in Teilen rechtsextreme AfD nominierte ihren umstrittenen Stadtverordneten Alexander Tassis. Die um ihr Überleben kämpfenden Linken setzen auf ihre Stadtfraktionschefin und frühere Landtagsabgeordnete Isabelle Vandre. Das haben beide Parteien am Donnerstag bekannt gegeben.
Damit ist auch klar, wer gegen die schon aufgestellten Kandidaten von SPD, Grünen, CDU und FDP in den Wahlkampf zieht. Es handelt sich dabei um Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Noch-Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) die CDU-Stadtverordnete Tabea Gutschmidt und die Bundestagsabgeordnete Linda Teuteberg von der FDP. Vom Bündnis Sahra Wagenknecht sind bislang keine Absichten für eine Direktkandidatur bekannt geworden.
Scholz, Baerbock und Teuteberg traten bereits bei der Bundestagswahl 2021 an. Vor drei Jahren setzte sich Scholz mit 34 Prozent der Stimmen vor Baerbock (18,8 Prozent) durch. Die damalige CDU-Kandidatin Saskia Ludwig kam auf 13,8 Prozent, Tim Krause von der AfD auf 9,2 Prozent. Für Teuteberg entschieden sich 8,9 Prozent der Wählerinnen und Wähler, Norbert Müller von den Linken kam auf 7,8 Prozent.
Aus Bremen nach Potsdam
Tassis kommt ursprünglich aus Bremen. Dort war er schon 2015 als erster offen homosexueller Landtagsabgeordneter der AfD in die Bürgerschaft gewählt worden. Zur Kommunalwahl in Potsdam war er als Referent in der Landtagsfraktion der Rechtsaußen-Partei angetreten.

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Schlagzeilen machte er in Bremen mit einem Eklat, als er Angela Merkel mit Adolf Hitler und Walter Ulbricht verglich. Merkel gehe mit Hitler und Ulbricht in die Geschichte ein als eine der drei großen Schadensbringer zwischen 1933 und 2033, so seine auf Facebook veröffentliche Position von 2016.
Eklat nach Wahlparty
AfD-Mann Alexander Tassis ist Stadtverordneter und Vorsitzender des Kulturausschusses. Er hatte erst im September nach der Brandenburg-Wahl für Empörung bei vielen Potsdamern gesorgt. Damals hatten junge AfD-Anhänger bei einer Wahlparty in Marquardt ein Lied pro Abschiebungen angestimmt: „Hey, das geht ab, wir schieben sie alle ab, sie alle ab.“ Tassis hatte geklatscht und mitgesungen.
Auf Anfrage hatte der in Griechenland geborene 54-Jährige danach erklärt, er sehe den Gedanken der „Remigration“, wie die Parteispitze, als Versprechen. Er habe keinerlei Störgefühl bei solchen Aussagen. Wenn Rechtsextreme von „Remigration“ sprechen, bedeutet das gemeinhin die Ausweisung von Menschen mit ausländischen Wurzeln. Danach hatte es Strafanzeigen wegen Volksverhetzung gegeben.
Der AfD-Landesvorsitzende René Springer lobte Tassis. Er sei Teil eines Teams an Direktkandidaten „mit Kompetenz, Erfahrung und Visionen für eine bessere Zukunft für Brandenburg und Deutschland“.
Vandre will „die Systemfrage stellen“
Die 35 Jahre alte Vandre war von 2014 bis 2024 Abgeordnete im Landtag, seit der Kommunalwahl führt sie die Stadtfraktion ihrer Partei in Potsdam. Bei der Wahlversammlung der Genossen am Mittwochabend im Thalia-Kino in Babelsberg erhielt sie 96 Prozent der Stimmen. „In den lebenswichtigen Bereichen, wie Wohnen, Kultur oder Gesundheit, müssen wir die Systemfrage stellen. Es kann nicht sein, dass der absurde Reichtum Einzelner von den Schultern Aller getragen wird. Wohnen ist ein Grundrecht und kein Investment“, sagte Vandre.

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Scholz und Baerbock warf sie vor, zentrale Versprechen wie die Bekämpfung der Kinderarmut oder den Wohnungsbau nicht eingehalten zu haben. Sie wandte sich auch gegen die Schuldenbremse, die Investitionen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährde.
Zum Wahlkreis 61 gehören neben Potsdam die Gemeinden Ludwigsfelde, Kleinmachnow, Michendorf, Nuthetal, Schwielowsee, Teltow und Stahnsdorf. Mehr als 230.000 Wahlberechtigte können votieren. Nach dem Bruch der Ampel-Bundesregierung soll die vorgezogene Bundestagswahl am 23. Februar stattfinden.
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