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Landeshauptstadt: Pralinen vom Krongut

Warum sich die Königliche Bäckerei bestehlen lässt

Warum sich die Königliche Bäckerei bestehlen lässt Diebe sind selten willkommen. Aber dass jemand mit Absicht die Gelegenheit erst schafft, sich bestehlen zu lassen, das kommt nun wirklich nicht oft vor. Ein Ort, an dem solches geschehen, ist die Königliche Hofbäckerei auf dem Krongut Bornstedt. Der Mann, der so verfährt, ist Martin Ibler, seines Zeichens Bäckereibesitzer. Und das Gut, welches er sich stehlen lässt: Eine Tasse, weiß mit schnörkeligem Bäckereiwappen. Was auf den ersten Blick freizügig bis dämlich erscheint, entpuppt sich als durchdachter Marketingtrick: Der erfolgreiche Tassendieb nämlich trägt ja mit seiner Beute auch das Emblem der Backstube mit zu sich nach Hause. Dort leuchtet es ihm dann entgegen, morgens beim Frühstück oder nachmittags bei Kaffee und Kuchen, und brennt sich ein ins Unterbewusstsein. Und irgendwann, wenn der „Dieb“ Appetit haben sollte auf Brot, Brötchen oder Zuckergebäck, dann denkt er, so meint Ibler, an die Hofbäckerei im Krongut. Konditionierung nennt man das, und sie soll dafür sorgen, dass sich der Diebstahl bezahlt macht – für den Bäcker. Obwohl, Bäcker ist Martin Ibler eigentlich gar nicht. Der 36-Jährige entzog sich dieser Familientradition und ergriff nicht den Beruf von Vater und Großvater sondern den des Kaufmanns. Nachdem die Familie ihre Filialen verkauft hatte, wagte Martin Ibler am 1. Juni 2002 den Neuanfang: Mit der Eröffnung des Kronguts Bornstedt nahm auch die Königliche Hofbäckerei ihren Betrieb auf – und hat sich seitdem fast zu einer Goldgrube entwickelt: Es kaufen hier zwar auch Joop, Jauch und Konsorten ihre Brötchen, aber die Hofbäckerei muss mehr sein als nur Promi-Geheimtipp. Schließlich gehen am Wochenende „an die 1200 Brote über den Tisch“, so Ibler. Das Erfolgsrezept? „Wir backen nach alten Familienrezepten. Das von unserem Steinofenbrot ist fast 100 Jahre alt.“ Richtig alte Rezepturen aus der Zeit des Alten Fritz lägen zwar auch vor, nur „verkaufen die sich nicht, weil sie keiner kennt“. Für ebenso wichtig wie gute Rezepte hält Ibler zwei Dinge: den selbst entwickelten und patentierten Steinofen, der auch in den USA vermarktet werden soll, und die Möglichkeit für die Käufer, beim Backen zuzusehen. „Das Konzept der Schaubäckerei ist todsicher: Das wirkt ehrlich, und die Kunden können sich selbst davon überzeugen, dass wir hier nur natürliche Zutaten benutzen. Dadurch und durch den Ofen sind wir was Besonderes.“ Mittlerweile ist Familie Ibler so zufrieden mit dem Erreichten, dass die ersten Vergrößerungen anstehen. Am 24. März wird die nächste Hofbäckerei im Schloss Diedersdorf eröffnet, und auch für Potsdam gibt es Neuigkeiten: Im Frühling diesen Jahres eröffnet auf dem Krongut die Königliche Hofkonfiserie. Kann die Hofbäckerei auf eine lange Tradition preußischer Meisterbäcker zurücksehen, so ist auch die Konfiserie nicht ohne historisches Vorbild: Prinzessin Feodora, die jüngste Schwester der Kaiserin Auguste-Viktoria, zog 1901 in das Krongut ein und ließ sich dort, vernascht wie sie war, mit hausgemachtem Konfekt verwöhnen. Damit man dem Vorbild gerecht wird, hat sich Martin Ibler etwas Besonderes ausgedacht – Hohenzollern-Pralinen. Die Konfektion soll nach preußischem Farbmuster „ganz schwarz und silbern sein“, verrät Ibler. Doch die wichtigste Praline, die Krönung sozusagen, soll sich optisch vom Rest der Kollektion abheben und eine helle Farbe haben. Ihren Namen soll sie bekommen von Maja Synke Prinzessin von Hohenzollern, der Noch-Ehefrau von Prinz Ferfried von Hohenzollern. Diese sei der Idee zugeneigt, Verhandlungen stünden vor dem Abschluss. Matthias Oden

Matthias Oden

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