Privatklinik im Bayrischen Haus: Aufnahme von Geflüchteten ist möglich
Seit Oktober ist die private Rehaklinik auf dem Schäfereiberg in Betrieb. Derzeit laufen Verhandlungen, ob in dem ehemaligen Hotel Geflüchtete unterkommen könnten.
Das Bayrische Haus sieht fast wie neu erbaut aus: Das ehemalige Romantik-Hotel auf dem Schäfereiberg nahe Geltow, in dem sich heute die Oberberg Fachklinik Potsdam befindet, leuchtet in hellen und frischen Farben. Im vergangenen Jahr war es äußerlich nach Vorgaben des Denkmalamtes restauriert worden. „Mir gefällt es“, sagt Chefarzt Nils Bindeballe. „Vorher sah das Haus recht dunkel und schwer aus.“
Im Oktober vergangenen Jahres hatte die private Rehaklinik für psychische Erkrankungen ihren Betrieb aufgenommen. 38 Betten gibt es derzeit, davon ist etwa Hälfte belegt. Aktuell arbeiten knapp 50 Angestellte in dem Haus.
2022 musste das Gebäudeensemble aufwändig saniert und den Anforderungen an ein Krankenhaus angepasst werden: Ehemalige Hotelsuiten wurden in kleinere Zimmer aufgeteilt, andere wurden in Behandlungsräume oder Zimmer für EKGs umgewandelt.
Auch neue Technik wurde installiert und der Brandschutz auf den neuesten Stand gebracht. „Es ist technisch ein völlig anderes Gebäude als zuvor“, sagt Bindeballe. Über die Kosten des Umbaus konnte er keine Auskunft geben.
Behandelt werden überwiegend Privatpatienten mit Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Traumata, aber auch Ess- oder Persönlichkeitsstörungen sind bei manchen ein Thema. Die meisten Patientinnen und Patienten verbringen im Schnitt vier bis sechs Wochen in der Klinik.
Der abgelegene Standort im Wildpark kommt gut an: „Es gibt keine Straßen und viele Patienten finden es gut, hier einmal zur Ruhe kommen zu können. Auch der Wald wird von vielen zum Spazierengehen genutzt“, sagt Bindeballe.
Neben den normalen Therapieräumen gibt es auch drei große Gruppentherapieräume: Einen Bewegungstherapieraum, ein Kunsttherapieraum mit Stiften, Malmaterialien, Kreide und Ton, und einen Musiktherapieraum mit Klavier, Trommeln und Gitarre.
Entspannen kann man sich zudem in der Sauna und im hauseigenen Schwimmbad, das schon früher Teil des ehemaligen Hotels war. Im Bayrischen Haus selbst befindet sich der große Speisesaal sowie das Elisenzimmer, in dem abends Brettspiele gespielt werden können.
Parallelbetrieb für Geflüchtete
Aktuell sieht sich die Klinik neben dem Aufbau des Betriebs noch mit einer anderen Herausforderung konfrontiert: Da die Stadt Potsdam gerade händeringend nach Möglichkeiten sucht, um Geflüchtete unterzubringen, soll auch das ehemalige Hotel geflüchtete Menschen aufnehmen. Die Märkische Allgemeine hatte zuerst darüber berichtet. Potsdam muss in diesem Jahr insgesamt 1470 Geflüchtete aufnehmen.
Die Oberberg-Klinikgruppe sei dazu in Verhandlungen mit der Stadt, aber noch sei nichts spruchreif, sagt der kaufmännische Direktor der Klinik, Martin Hein: „Wir sehen natürlich die Notwendigkeit, dass die Geflüchteten untergebracht werden und das ist hier auch durchaus denkbar“, sagt Hein.
„Aber gleichzeitig haben wir hier auch eine Akutklinik für Menschen mit psychischen Belastungen; da muss man schauen, wie das am besten funktionieren kann.“ Unter gewissen Umständen sei ein Parallelbetrieb von Klinik und Geflüchtetenunterkunft am Standort möglich, so Bindeballe: „Es gibt einfach vorher noch ein paar Fragen zu klären.“
Eine Möglichkeit, um Geflüchtete unterzubringen, wären drei einzelnstehende Häuser auf dem Gelände, die auch zuvor vom Hotel genutzt worden sind. Sie verfügen insgesamt über 15 Zimmer und werden derzeit nicht für die Unterbringung von Patientinnen und Patienten genutzt.
Die Gebäude, an denen noch die Namen „Waldhaus“, „Jagdhaus“ und „Gartenhaus“ stehen, sollen langfristig für die Erweiterung der Klinik auf 70 Betten genutzt werden, einen festen Zeitplan dazu gibt es aber noch nicht.
Das Bayrische Haus hat schon viele verschiedene Nutzungen erlebt: Erbaut wurde es ursprünglich 1847 König Friedrich Wilhelm IV. für seine aus Bayern stammende Gattin Elisabeth Ludovika von Bayern. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde es zu einem beliebten Ausflugslokal, in der DDR wurde es als Lehrlingswohnheim der Forstwirtschaft genutzt. 2001 baute es er Unternehmer Karl Dürbeck zum Hotel um, das Restaurant „Kabinett F.W.“ gehörte zu den besten Adressen der Landeshauptstadt.
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