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Landeshauptstadt: Qualifizierung Arbeitsloser „zu teuer“

Software klassifiziert Arbeitslose in „Betreuungsfälle“, derzeit etwa 5000 freie Stellen bei Potsdamer Agentur

Software klassifiziert Arbeitslose in „Betreuungsfälle“, derzeit etwa 5000 freie Stellen bei Potsdamer Agentur Die Agentur für Arbeit Potsdam wird vor allem für Arbeitslose über 55 Jahre die Qualifizierungs- und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen streichen. Die Qualifizierung sei das teuerste Instrument bei der Eingliederung in den Arbeitsmarkt und wird laut Agenturchefin Edelgard Woythe für ältere oder bereits mehrfach qualifizierte Arbeitslose nur noch gewährt, wenn für die Zeit danach eine Jobgarantie eines Arbeitgebers abgegeben wird. Wer von den Einsparungsmaßnahmen betroffen ist, legt dabei eine Computersoftware fest. Darin werden Arbeitssuchende nach eingegeben Kriterien klassifiziert und von chancenreicher Vermittlung bis hin zum hoffnungslos tituliert. Letzterer gilt in Agentursprache als „Betreuungskunde“. Dieser Status werde von einem Agenturmitarbeiter nochmals überprüft, so Woythe. Auch ihrer Ansicht nach hat es keinen Sinn, Arbeitslose, die schon mehrere Qualifizierungen hinter sich haben und nicht in eine sozialversicherungspflichtige Arbeit vermittelt werden konnten, weiter auf diesem Weg zu fördern. „Das haben wir über Jahre hinweg gemacht und ist zu teurer“, so die Agenturchefin. Die Maßnahme ist ein Teil des Umbaus der Potsdamer Agentur zu einem Kundenzentrum, der auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter zum Opfer fiel. Diese sank laut Woythe zuletzt um acht Prozent. Die Agentur-Angestellten müssen mit dem Umbau weitere Einschnitte hinnehmen und sollen laut Woythe in Zukunft teilweise leistungsabhängige Entlohnung bekommen. Schon heute müssen Berater täglich fünf Stunden ihrer Arbeitszeit ausschließlich für Beratungen frei halten. Dies werde über einen elektronischen Terminkalender kontrolliert. Die Beschwerde über zunehmende Unfreundlichkeit bei Agenturmitarbeitern würden sich laut der PDS-Stadtverordneten Jana Schulze häufen. Woythe räumte dazu ein, dass es Mitarbeiter gebe, die „noch nicht verstanden haben, dass die Arbeitslosen keine Bittsteller, sondern Kunden sind“. Wenn so etwas festgestellt wird, werde ein Arbeitsplatztausch vorgenommen. Die Agenturchefin bedauert zudem, dass die Agentur eine Behörde ist, bei der man sich nicht so einfach von weniger qualifizierten Mitarbeitern trennen könne. Der Umbau der Arbeitsagentur habe aber auch positive Effekte: so sei die Zufriedenheit der Arbeitgeber, die derzeit etwa 5000 freie Stellen anbieten, schnell um zehn Prozent gestiegen, da die Betreuung der Stellenanbieter verbessert wurde. Auch die telefonische Service- Zentrale sei am 10. Mai an Cottbus angeschlossen worden, von wo aus Potsdamer Arbeitslose betreut werden. Bis dato seien laut Woythe nur 30 Prozent der Anrufer in der Arbeitsagentur gelandet, die Quote soll noch in diesem Jahr bis auf mindestens 80 Prozent der Anrufer steigen. Die Agenturchefin verwies darauf, dass die Arbeitslosenzahlen in diesem Frühjahr stärker zurück gegangen seien als in den Vorjahren, doch nehme die Zahl der Arbeitslosengeld-II-Empfänger immer weiter zu. Jan Brunzlow

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