zum Hauptinhalt
Überlastet. Studierende wollen mehr Freizeit und flexiblere Stundenpläne.

© ddp

Von Susanna Maier: Qualität langfristig sichern

Deutsche Hochschulrektoren tagten in Potsdam

Mehr Transparenz brauchen die deutschen Universitäten und Hochschulen, wenn sie im Rahmen der Bologna-Deklaration bis zum Jahre 2010 ein einheitliches Hochschulwesen schaffen wollen. Darüber waren sich die Bologna-Koordinatorinnen und –Koordinatoren bei der 8. Tagung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) in Potsdam am vergangenen Montag einig. „Das Hochschulwesen muss durchsichtiger werden“, sagte Wilfried Schubarth, Erziehungswissenschaftler an der Universität Potsdam in seinem Vortrag über Studierbarkeit.

Neben dem Thema „Studierbarkeit“, der Qualität des Studiums, beschäftigten sich die Experten und Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an zwei Tagen in Diskussionsrunden und Workshops mit Studienbedingungen und Studienerfolg. Um diese Kriterien zu erfüllen, müsse man vor allem die Qualität der Universitäten langfristig sichern, sagte Sabine Kunst, Präsidentin der Universität Potsdam. „Zur Zeit quälen sich nämlich alle Universitäten damit, Qualität zu entwickeln“, sagte sie. Somit sei es besonders wichtig, im Diskurs mit den Studierenden zu handeln.

Erziehungswissenschaftler Wilfried Schu barth stellte deshalb ein gemeinsames Projekt von Dozenten und Studierenden vor. Bei der Untersuchung der Universität Potsdam zur Studierbarkeit ging es vordergründig darum, Lösungsansätze für den hohen Arbeitsaufwand der Studierenden zu finden. „Wir brauchen einfach mehr Transparenz“, sagte Schu barth. Unvollständige Studienverlaufspläne, unklare Modulbeschreibungen und Überschneidungen in den Stundenplänen müssten in Zukunft verhindert werden, sagte er. Gerade diese Bereiche müssten durchsichtiger werden, damit Studierende den Überblick nicht verlieren, so Schubarth.

Mittlerweile würden zwei Drittel der Studierenden in Potsdam länger als in der vorgesehenen Regelstudienzeit studieren, monierte Schubarth . Deshalb müsste die Kommunikation zwischen allen Beteiligten verbessert werden. Als Lösungsansatz schlug der Erziehungswissenschaftler vor, dass die Hochschulleitung mehr zentrale Vorgaben machen könnte. Die anderen Teilnehmer aus Deutschland und der Schweiz nannten ähnliche Problemsituationen. „Es ist entlastend, dass wir mit unseren Problemen nicht alleine sind“, so Schubarth.

Nicht nur Transparenz und Kommunikation müssten neu überdacht werden, sondern auch die soziale Lage der Studierenden verbessert werden, sagte Wilfried Müller, Vizepräsident der HRK. Mehr Berücksichtigung müssen vor allem Studierende erfahren, die durch eine Behinderung oder eine chronische Krankheit stark in ihrem Studium beeinträchtigt werden, betonte zudem der Vizepräsident und Rektor der Universität Bremen.

Durch die gestiegene Präsenzpflicht der Studierenden an den Universitäten, müsste nicht nur über einen barrierefreien Zugang zu Hochschulen nachgedacht werden, sondern auch über einen Nachteilsausgleich für solche Studierenden. Für Studenten, die neben dem Studium arbeiten, könnte über die Einrichtung eines Teilzeitstudiums nachgedacht werden, sagte Müller. Doch vielen Studierenden ginge es gar nicht um ein Teilzeitstudium, betonte Matthias Lippert vom Allgemeinen Studierenden Ausschuss (AStA) der Technischen Fachhochschule Berlin. „Es geht uns einfach nur um ein paar freie Stunden mehr“, so Lippert. Unter den Studierenden gebe es den Wunsch nach einer flexibleren Gestaltung der Stundenpläne, erklärte er.

Unbedingt nötig sei außerdem eine Veränderung im Hinblick auf Kommunikation zwischen Studierenden, Dozenten und Hochschulleitung, verdeutlichte auch Eva Fuchslocher, Mitbegründerin der Projektgruppe „Studierbarkeit“ der Humboldt-Universität Berlin. „Studierende müssen einfach gehört werden“, betonte sie. Obwohl sie mit ihrer Projektgruppe sogar kostenfreie Lösungsansätze für eine Verringerung des Arbeitsaufwandes vorgestellt habe, habe sich an ihrer Universität nicht viel geändert. „Die Uni-Leitung muss dafür sorgen, dass Studierende nicht überlastet sind“, forderte sie. Doch auch Studierende selbst könnten sich das Studium erleichtern, betont AStA-Sprecher Lippert. „Wer Dozenten frühzeitig auf individuelle Probleme hinweist, kann viel erreichen“, sagte er.

Susanna Maier

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false