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Landeshauptstadt: Rapper, Rocker, Rentner

Mehr als 70 000 Besucher kamen zum Stadtwerke-Festival, das für jede Altersgruppe etwas zu bieten hatte

Mehr als 70 000 Besucher kamen zum Stadtwerke-Festival, das für jede Altersgruppe etwas zu bieten hatte Innenstadt - Diesmal hielt der Wettergott seine schützende Hand über das Stadtwerke-Festival in Potsdam. Bei strahlendem Sonnenschein und nur wenigen Wolken strömten die Besucher schon am frühen Nachmittag zum Veranstaltungsort in den Neuen Lustgarten- insgesamt waren es mehr als 70 000, so die Schätzung der Veranstalter am Abend. „Das Wetter ist das Wichtigste“, sagte Peter Paffhausen, Geschäftsführer der Stadtwerke GmbH, in Erinnerung an das verregnete Festival im vergangenen Jahr. Der Besucherrekord der Stadtwerke-Festivals wurde im Jahr 2003 mit ungefähr 80000 Besuchern erreicht. Diesen Rekord erhoffte sich Paffhausen auch für dieses Jahr, denn mit „Jethro Tull“ und „Procol Harum“ habe man „sehr gute Bands im Programm“. Das Wetter in Potsdam sei jedenfalls fast so gut wie in Brasilien, meinte der Stadtwerke-Chef, der erst vor wenigen Tagen von einem Arbeitstreffen mit dem Architekten Oscar Niemeyer zurückkehrt war. Obwohl Paffhausen dort direkt an der Copa Cobana wohnte, „weil Niemeyer dort sein Büro hat“, so Paffhausen, sei er nicht einmal dazu gekommen, „die Füße ins Wasser zu halten“. Er zeigte sich jedoch begeistert von dem Arbeitseifer des brasilianischen Stararchitekten: „Niemeyer ist zurzeit mit 14 Aufträgen bechäftigt – und das mit 97 Jahren.“ Einer davon, nämlich das Potsdamer Freizeitbad, das bis 2007 auf dem Brauhausberg entstehen soll, wurde auf dem Stadtwerke-Festival vorgestellt. Vor dem Stand der Bäderlandschaft Potsdam GmbH, einer Stadtwerke-Tochter, standen den ganzen Nachmittag über Besucher Schlange. Mit einer Umfrage-Aktion, bei der es eine Woche auf Mallorca zu gewinnen gab, sollte das Interesse der Potsdamer an dem nicht unumstrittenen Bad-Neubau geweckt werden. Schade nur, dass nichts zu sehen war von der Planung. Denn auf dem Fernsehschirm, auf dem eine extra dafür erstellte Dokumentation lief, war wegen der Sonneneinstrahung nichts zu erkennen. Mit der Öffentlichkeitsarbeit sei man „erst auf die letzte Minute fertig geworden“, entschuldigte Paffhausen, die Informationsarbeit gehe aber weiter. Die Umfragen unter den Festivalbesuchern würden eine „hohe Akzeptanz des Freizeitbades“ zeigen, behauptete Pedro Becerra, der mit entsprechenden Fragebögen die Potsdamer ansprach. Angesprochen fühlten sich auch die Jugendlichen von dem diesjährigen Rahmenprogramm des Stadtwerke-Festivals. Unter dem Motto „Move Your Style!“ konnten junge Tanzakrobaten und Sprayer ihr Können in einem Wettbewerb unter Beweis stellen. Die Resonanz war groß. „Die Anmeldungen sind okay“, äußerte sich die 20-jährge Potsdamerin Suse, die als Jurorin den „Breakdance-Battle“ betreute. Die Teilnehmer kamen aus Beelitz, Berlin und Rostock und konnten frei wählen, ob sie mit roboterhafter Motorik, mit schnellen Schritten oder mit dem Verharren in einer Pose beeindrucken und gewinnen wollten. „Bewertet wird nach Ausdruck, Sauberkeit der Bewegungen und nach Schwierigkeit“, erklärte Suse die Regeln. Weniger reglementiert lief es beim Graffiti-Wettbewerb ab, der aber ein ebenso großes Interesse hervorrief. „Wir haben mehr Anmeldungen, als wir bearbeiten können“, sagte Daniel Knorn, einer der beiden Juroren. Eine Vorauswahl wurde in drei Schritten getroffen: Zunächst musste ein schneller Namenszug gezeigt werden, dann die kunstvolle Ausgestaltung eines Buchstabens und für die eigentliche Teilnahme am Wettbewerb ein Schriftzug mit mehreren Farben. Kriterien für den Wettbewerb? „Ganz subjektiv“, erklärt Daniel schmunzelnd, „das, was uns gefällt“. Mit dem Angebot an die Skater, Writer und Breaker vereint das Stadtwerke-Festival nun wirklich alle Generationen. Denn als auf der Bühne gerade eine tolle Version des Pink-Floyd-Klassikers „Money“ erklang, schwelgten ältere Potsdamer im Informationszelt des Verkehrsbetriebs (ViP) gerade in längst vergangenen Zeiten. „125 Jahre Straßenbahn in Potsdam“ wurden auf Infotafeln, mit Fotos und Utensilien, die teilweise von Potsdamer Bürgern stammen, gezeigt. „Diese Ausstellung ruft bei den älteren Potsdamern Kindheits- und Jugenderinnerungen hervor, deshalb verbringen sie hier schon mal eine halbe Stunde oder mehr“, erklärte Nanett Kube vom ViP das große Interesse der Gäste in dem doch recht aufgeheizten Zelt. Auch im nächsten Jahr soll es wieder ein Stadtwerke-Festival geben und der musikalische Höhepunkt ist schon angepeilt. „Meine Lieblingsband wäre ZZ Top“, verriet der Stadtwerke-Geschäftsführer. „Wir hatten sie für dieses Festival ernsthaft angefragt, aber sie waren zu teuer.“ Paffhausen, der privat gerne zur E-Gitarre greift, würde vielleicht auch selbst auf der Bühne etwas zum Besten geben: „Aber erst zur Eröffnung des Freizeitbades, im Jahr 2007.“

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