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Landeshauptstadt: Rocklegenden in Sanssouci

Auch „Gorbi“ greift am 3. Oktober zum Spaten, um Kirschgarten an Neuen Kammern wiederherzustellen

Auch „Gorbi“ greift am 3. Oktober zum Spaten, um Kirschgarten an Neuen Kammern wiederherzustellen Von Erhart Hohenstein Eric Burdon von „The Animals“, David Clayton-Thomas von „Blood, Sweat and Tears“, Bobby Kimball von „Toto“, David Knopfler von den „Dire Straits“, John Lord und Produzent Leslie Mandoki von „Deep Purple“, Chris Thompson von Manfred Mans Earth Band, die Man Doki Soulmates Allstars – wer hat diese Rocklegenden schon einmal auf einen Haufen gesehen? Am Tag der deutschen Einheit, dem 3. Oktober, haben die Potsdamer dazu an den Neuen Kammern in Sanssouci Gelegenheit. Die Musiker pflanzen dann ab 15 Uhr die ersten Bäume eines Kirschgartens, der unterhalb des Gästeschlosses Friedrichs des Großen wiedererstehen soll. Doch damit nicht genug: Der Verein Werkstatt Deutschland e.V., der sich für das Zusammenwachsen von Ost und West einsetzt, bringt als Veranstalter auch die Preisträger der „quadriga“ mit, die am Abend in Berlin verliehen wird. Und so werden die Potsdamer bei der Pflanzaktion Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl, den Schöpfer von World Wide Web Timothy Berners-Lee, das geistliche Oberhaupt der Ismaeliten, Aga Kan, und die McCartney-Schwestern begrüßen, die sich in Nordirland gegen den IRA-Terror einsetzen. Außerdem greifen der Präsident Tansanias, William Benjamin Mkapa, und nicht zuletzt der frühere sowjetische Partei- und Staatschef Michail Gorbatschow, der wesentlich zur deutschen Wiedervereinigung beigetragen hat, zum Spaten. Für Werkstatt Deutschland e.V. kündigte Geschäftsführerin Marie-Luise Weinberger an, dass man sich auch um die Teilnahme des Bundeskanzlers bemühe. Dies würde dann Gerhard Schröder sein – nicht weil er es bleibt, sondern weil bis zum 3. Oktober die Regierungsbildung noch nicht abgeschlossen ist. Angesichts der Ankündigung dieser Prominentenflut hat es der Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Dr. Michael Rohde, nicht leicht, auf den hohen gartendenkmalpflegerischen Wert hinzuweisen, die der Wiederherstellung des Kirschgartens zukommt. Sie wird durch Sponsoring des Energiekonzerns Vattenfall Europe AG ermöglicht. Zu Friedrich des Großen Zeiten wurde in Sanssouci Schönes mit Nützlichem verbunden. Ein Beispiel dafür war auch das Parterre unterhalb der Neuen Kammern, das mit Kirschbäumen bepflanzt wurde. Das zeigt ein Plan des für dieses Revier zuständigen Hofgärtners Friedrich Zacharias Saltzmann aus dem Jahr 1772. Die ursprüngliche Situation will die Stiftung nun wieder herstellen. In den vier Quartieren werden 140 Kirschbäume gepflanzt. Der stellvertretende Gartendirektor Dr. Jörg Wacker begab sich auf die Suche nach historischen Süß- und Sauerkirschsorten, die für das Geviert belegt sind. Zu ihnen zählen die Leopoldskirsche, die Doppelte Maikirsche, Prager Mukateller, die Weiße Spanische Knorpelkirsche, Pfälzer Maikirsche und Schattenmorelle. Wacker arbeitet dabei mit der Baumschule Lorberg in Tremmen zusammen, die die Reiser vermehrt und heranzieht. Das ist ein langwieriger Prozess, so dass vier Jahresschritte notwendig werden, bis der letzte Baum im Boden ist. Am 3. Oktober werden zunächst 33 Bäumchen gepflanzt. Mit Kirschen besetzt blieb das Revier unterhalb der Neuen Kammern bis 1788/89. Später legte Lenné hier einen Pleasureground zum Aufstellen von Kübelpflanzen an. Gartendirektor Georg Potente begann 1937 mit der Rückführung auf die barocke Gestaltung und stellte das Wegekreuz und die beiden Laubengänge wieder her. Er konnte jedoch die Arbeiten wegen seines von den Nationalsozialisten erzwungenen Ausscheidens nicht vollenden. Zwischen 1955 und 1974 befand sich in dem Geviert ein Rosengarten. Heute ist das Parterre, deren Hainbuchenhecken 2002 erneuert wurden, eine große Rasenfläche.

Erhart Hohenstein

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