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Landeshauptstadt: Ruhe an den Waffenständen

Auswirkung der Proteste im Vorfeld: Nur tausend Besucher bei Waffenbörse

Auswirkung der Proteste im Vorfeld: Nur tausend Besucher bei Waffenbörse Von Henner Mallwitz Die angekündigte Demo von Bündnis 90/ Die Grünen gegen die 4. Waffenbörse verhallte am Sonnabend ein wenig im Nichts. Die lange Besucherschlange vor dem Blauhaus auf der einen, die rund zehn Protestierenden auf der anderen Seite: Beide nahmen nur wenig Notiz von einander – dafür sorgte die Polizei allein durch ihre Absperrung. Blieb den Demonstranten allenfalls, entlang der Straße auf ihr Problem mit den „Waffennarren“ aufmerksam zu machen. „Auf der Welt stirbt in jeder Minute ein Mensch durch so genannte Kurzwaffen, die auch hier verkauft werden“, argumentierte Roland Vogt, Landesvorsitzender der Bündnisgrünen. „Potsdam wäre gut beraten, solche Börsen gar nicht erst zur Gewohnheit werden zu lassen und da einen Riegel vorzuschieben.“ Die Kurzwaffen wie Pistolen seien die eigentlichen Massenvernichtungswaffen. Grünen-Kreisverbands-Sprecher Nils Naber wandte sich vor allem gegen kriegsverherrlichende Literatur, die angeboten wurde. „Außerdem gibt es Messer und Schlagstöcke zu kaufen. All das kann die Hemmschwelle herabsetzen und auch Rechtsradikale anlocken.“ Im Blauhaus verstand die Aufregung indes niemand. „Ich bin seit 30 Jahren in dem Geschäft und habe so etwas wie in Potsdam noch nie erlebt“, beklagte sich Jürgen Mascow. Der Flensburger handelt mit Waffen, Munition und Zubehör. „Und das geht nur zu demjenigen über den Tisch, der mir eine gültige Waffenbesitzkarte vorlegen kann. In die Köpfe der Leute kann ich nicht hineinschauen; für die Bewilligung des Waffenscheins sind die Ämter zuständig.“ Rechtsradikale seien ihm in all den Jahren selten untergekommen, und auch in Potsdam sei das nicht anders gewesen. „Wie denn auch“, so der Wachschutzmann am Eingang. „Wer offensichtlich zur rechten Szene zählt, kommt hier nicht rein. Ständig gibt es Polizeikontrollen, das Ordnungsamt macht Stichproben, und auch verdeckte Ermittler sind bekanntermaßen unter den Besuchern.“ Wie auch in den Jahren zuvor verlief die 4. Waffenbörse sehr ruhig. „Nur am ersten Tag waren wir vor Ort, weil an drei Ständen Symbole verfassungsfeindlicher Organisationen nicht abgeklebt waren“, so Kommissar Blöss von der Potsdamer Polizei. „Es handelte sich um Gauabzeichen, was auf den ersten Blick allerdings auch nicht zu erkennen war.“ Trotz des ruhigen Ablaufs – so richtig zufrieden war Birte Duggen vom Veranstalter Expo Management aus Kiel nicht. „Die Kampagne des Oberbürgermeisters im Vorfeld hat uns sehr geschadet“, sagte sie. „In den Jahren zuvor kamen rund 4000 Besucher, diesmal waren es nur eintausend. Gerade Stammkunden aus entfernteren Städten machten sich wegen der Ungewissheit, ob die Börse nun stattfindet oder nicht, gar nicht erst auf den Weg.“ Ein Grund zur Resignation sei dies jedoch nicht: „Im nächsten Jahr kommen wir wieder hier her.“ Die Grünen feierten indes doch zumindest einen kleinen Sieg. Schließlich sei nicht zuletzt durch ihr Bemühen der Eintritt auf 18 Jahre angehoben worden. Naber: „Ein Familienausflug zu den Waffen, wie er noch bei der ersten Waffenbörse im Filmpark möglich war, gab es diesmal nicht mehr.“

Henner Mallwitz

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