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Landeshauptstadt: Schloss Babelsberg wird abgerüstet

Die Fassadenrestaurierung des Schinkelbaus ist fast fertig. Für Besucher bleibt das Schloss aber zu

Babelsberg - Halbzeit am Schloss Babelsberg: In den kommenden Wochen wird der Schinkelbau nach 15-monatiger Bauzeit abgerüstet, im Sommer soll sich das Schloss mit restaurierter Hülle den Spaziergängern im Park wieder in ganzer Pracht zeigen. Gleichzeitig startet die Fassadensanierung des von Persius geplanten Erweiterungsbaus des Schlosses, die dann bis Ende 2015 dauern soll. „Wir liegen komplett im Kostenrahmen und im Zeitrahmen“, sagte Ayhan Ayrilmaz, der bei der Schlösserstiftung den sogenannten Masterplan koordiniert.

Mit knapp zehn Millionen Euro Investitionssumme ist die Fassadensanierung des Schlosses Babelsberg eines der größeren Teilprojekte dieses Sonderinvestitionsprogramms. Weitere 4,7 Millionen Euro sollen in die Instandsetzung der Außenanlagen fließen – etwa für Brauch- und Löschwasserleitungen und die Fontänen. Bekanntlich haben der Bund und die Länder Berlin und Brandenburg für den Masterplan bis 2017 insgesamt 155 Millionen Euro für dringend nötige Sanierungsmaßnahmen an den Schlössern und Parks der Schlösserstiftung zugesagt.

Dass der Sanierungsbedarf in Babelsberg groß ist, war auch für Laien augenfällig: Die Ziegelfassade hatte einen fast schwarzen Ton angenommen, Putz war großflächig abgebröckelt, Metallteile verrostet, Fenster und Türen ungestrichen. Aber auch nach der Restaurierung wird es nicht aussehen wie „aus dem Ei gepellt“, sagte Ayrilmaz am Freitag bei einem Vororttermin: „Es war uns wichtig, die Seele und die Patina zu erhalten.“

Fast 50 Spezialfirmen seien an dem Projekt beteiligt. Im Einsatz waren unter anderem Lasergeräte, wie Projektkoordinator Max Daiber erklärte. Mit ihnen wurden die Ziegelfassaden von der schwarzen Dreckschicht befreit – Zentimeter für Zentimeter. Die Lasergeräte seien „absolut substanzschonend“, sagte Daiber. Risse wurden wo nötig geschlossen, die Fugen ausgebessert. Für die Ergänzung des Putzwerks aus Portland-Zement, einer damals aus England importierten Zement, wurde lange nach dem richtigen Farbton gesucht. Mehr als 400 Fenster wurden von Experten aufgearbeitet. Auch die Metallhaken und -ösen an der Außenwand, die später wieder die Drahtseile halten sollen, an denen sich Wein an der Fassade emporranken kann, wurden Stück für Stück aus der Mauer genommen, entrostet und wieder eingesetzt.

Der Sanierung vorangegangen war eine Bestandsaufnahme: „Jeder Quadratzentimeter ist aufgemessen und kartiert worden“, erklärte Ayrilmaz. Dabei gab es auch einige Überraschungen: Das Kupferdach etwa erwies sich als nicht original – mit ihm war in den 1960er Jahren das originale Zinkdach ersetzt worden. „Wir gehen davon aus, dass die DDR zu der Zeit keinen Zugang zu Zink hatte“, sagte Daiber. Jetzt liegt wieder Zink auf dem Dach. Auch die Zwischenräume der Zinnen wurden mit dem Metall verkleidet, um Witterungsschäden vorzubeugen.

Anderswo entdeckte man Hinterlassenschaften früherer Handwerker: So hat sich 1894 im Putz des Schlosses in luftiger Höhe der Maurermeister Lusch aus Saarmund verewigt – die mit Bleistift geschriebenen Zeilen sind noch gut lesbar.

Wermutstropfen für die Potsdamer: Auch nach Abschluss der Arbeiten 2015 bleibt das Schloss für den Publikumsverkehr gesperrt. Denkbar sind höchstens vorübergehende Ausstellungen, wie Ayhan Ayrilmaz erklärte. Denn die Innenräume sind nach wie vor in katastrophalem Zustand, beim Rundgang waren etwa abenteuerlich verlegte Kabel zu besichtigen: „Hier müssen wir allein aus Brandschutzgründen richtig ran“, sagte der Masterplan-Chef. Restaurierungsbedürftig seien nicht nur Heizung und Elektrik, sondern auch die Inneneinrichtung – Möbel und Gemälde des Sommerschlosses, das ab 1833 für den preußischen Prinzen Wilhelm und seine Gemahlin Auguste von Sachsen-Weimar angelegt wurde. Für einen dauerhaften Publikumsverkehr seien zudem Besuchereinrichtungen wie Toiletten und eine Garderobe notwendig. Zwischen 30 und 35 Millionen Euro werde das ersten Schätzungen zufolge noch einmal kosten, so Ayrilmaz. Schloss Babelsberg ist damit ein Fall für die von der Stiftung angestrebte Neuauflage des Masterplans ab 2018. Hinter den Kulissen wird bereits darüber gesprochen, offiziell verhandelt wird ab 2015. „2016 gibt es hoffentlich Klarheit“, sagt Ayrilmaz. Dann will die Stiftung mit der Planung für die Innenrestaurierung beginnen.

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