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Landeshauptstadt: „Schloss Ja, aber nicht jede Fensterachse“

Argus-Umfrage zum Landtag: SPD wertet Votum als „widersprüchlich“ und interpretiert es als Zustimmung zum B-Planentwurf

Die Überraschung der Forsa-Umfrage zur äußeren Gestalt des Landtagsneubaus auf dem Alten Markt lag im demografischen: Vor allem die jungen Menschen zwischen 18 und 29 sowie zwischen 30 und 44 Jahren haben sich mit 53 Prozent für eine historische Schlossfassade nach Vorbild Knobelsdorffs ausgesprochen, von den ältesten Befragten haben sich dagegen nur noch 46 Prozent für das Schloss als Landtagsschale ausgesprochen. Die repräsentative Umfrage unter 1003 Potsdamern wurde im Auftrag des Vereins „Argus“ durchgeführt, der den Bürgerwillen zur Architektur des geplanten Landtages auf dem Alten Markt abfragen wollte. Dafür hat der Verein 12 000 Euro aufgebracht, die er nun hofft über Spenden refinanzieren zu können.

Das Votum der Befragten lag dabei klar auf einem Landtag auf dem Alten Markt, der aussieht wie das frühere Stadtschloss. Jedoch nehmen es die Befragten auch nicht zu genau. Denn auf die Frage, ob sich die Architekten genau an die Höhen, Längen und Breiten des früheren Schlosses halten sollen, sagten nur 34 Prozent Ja, 55 Prozent votierten mit Nein. Sie plädieren für die alten Maße als Orientierungshilfe. „Darin liegt eine deutliche Widersprüchlichkeit“, sagte Mike Schubert. Potsdams SPD-Fraktionschef erklärte, es würde einerseits die Forderung bestehen, historisch zu bauen. Andererseits sollten die früheren Maße dann nur eine Orientierung sein. „Das zeichnet kein klares Bild“, so Schubert. Im B-Plan-Entwurf vom 3. November, der wohl am nächsten Mittwoch als Verhandlungsgrundlage in der Stadtverordnetenversammlung gilt, sei genau dies festgehalten. Orientierung am historischen Bild, jedoch Möglichkeiten davon abzuweichen. Festgelegt ist darin nur, dass die beiden Kopfbauten neben dem Fortunaportal original wieder aufzubauen sind.

Die CDU sieht sich dagegen in ihren Forderungen nach einem Landtag hinter historischer Fassade bestätigt. Das Ergebnis sei deutlicher als zu Träumen gewagt, sagte der Potsdamer Fraktionschef Steeven Bretz. Auch wenn die politischen Verhandlungen schwer würden, an dem Ziel einer Einigung zwischen SPD und Linkspartei.PDS werde festgehalten.

Der Vorsitzende des Vereins zum Wiederaufbau des Stadtschlosses, Dr. Michael Schöne, sagte gestern: Die Ergebnisse zeigten, dass die Potsdamer in der subjektiven Wahrnehmung das Schloss haben möchten, aber nicht jede einzelne Fensterachse historisch aufgebaut werden müsse. Beachtet werden müsse dabei, dass die Potsdamer in der Regel keine Nutzer des Gebäudes sein werden und es somit nur von außen wahrnehmen. Sie wollen eine Umwelt, die ihnen gefällt, sagte Gerhard Christiansen vom Unternehmen Forsa. Er war gemeinsam mit Florian Wenzel Projektleiter der repräsentativen Telefonumfrage. Innerhalb von einer Woche sei diese computergestützte Umfrage durchgeführt worden, ein Anruf mit Beantwortung der Fragen habe im Schnitt zehn Minuten gedauert. Bei älteren Menschen jedoch oft länger, so Wenzel. Sie hätten viel aus der Zeit zu erzählen gehabt, als das Potsdamer Stadtschloss noch stand.

Gefragt wurden jedoch nicht nur spezielle, die Architektur des Landtags betreffende Fragen. Auch das subjektive Empfinden, welche der Varianten am besten für die Attraktivität des Alten Marktes geeignet wäre, gehörte zum Fragenkatalog der Argus-Leute. Dabei befürworteten 65 Prozent der Befragten den originalgetreuen Wiederaufbau des Schlosses. Ein Landtag in moderner Form sollte nicht auf dem Alten Markt stehen, sagten 73 Prozent der Befragten. Und zur modernen Architektur im Allgemeinen haben die Potsdamer auch wenig Vertrauen. Gefragt wurde, ob die gegenwärtig in Deutschland gebauten Bauwerke von solch hoher architektonischer Qualität seien, dass sie in 50 oder 100 Jahren auch noch bewundert werden? Darauf sagten 66 Prozent, davon gebe es wenige. 18 Prozent votierten mit: davon gibt es viele. jab

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