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Landeshauptstadt: Schockgefroren

Mal in Potsdam gekocht, mal mit dem Eisauto angeliefert

Die Hitliste der Essenswünsche von Schülern steht: An erster Stelle Pommes Frites gefolgt von Eierkuchen, Milchreis und Nudeln mit Tomatensoße. Daraus lässt sich aber noch kein Speiseplan erstellen. Die Liste stammt aus dem Haus Sunshine-Catering, das täglich 1000 Essen an Potsdamer Schüler ausliefert. Es ist eines von einem halben Dutzen Caterern an Potsdamer Schulen – und der erste, der eine Preiserhöhung offen kommuniziert hat. Dabei trifft es auch andere Caterer, die aufgrund eines Schreibens aus dem Bundesfinanzministerium nun ihr Essen anders versteuern und die Mehrkosten auf die Eltern umlegen. An Potsdams Schulen wird es daher in den nächsten Monaten zu Preiserhöhungen beim Schulessen kommen.

Bei Sunshine selbst wird eine Übernahme der Kosten als kaum möglich angesehen. Das Esten kostet weniger als 1,90 Euro, Zuschüsse von Stadt oder Land gibt es nicht. Die Portionen sind so berechnet, dass sie allein von dem Geld der Eltern finanziert werden. Und was kann für nicht mal 1,90 Euro angeboten werden? Die Speisen richten sich nach Auskunft der Caterer nach den Richtlinien der deutschen Gesellschaft für Ernährung. Zudem soll das Projekt „Schule + Essen = Note 1“ dazu dienen, das Essen an Schulen zu verbessern.

Seitens des Landes Brandenburg sind keine Mindeststandards oder finanziellen Hilfen für Schulen oder Kommunen eingeplant. Im Schulgesetz heißt es, der Schulträger muss eine Mahlzeit zu einem angemessenen Preis bereitstellen. Hintergrund dieser schwammigen Formulierung: Alles was das Land genauer regelt, muss es auch bezahlen, erklärte Ministeriumssprecher Stephan Breiding gestern. Wenn das Land vorschreibt, es müssen 50 Prozent Bioanteil im Mittagessen sein, müsse es auch für den Mehrpreis aufkommen. Über den Preisanstieg beim Schulessen sei man nicht glücklich, so Breiding. Allerdings sei dies eine Bundesregel, auf die das Land keinen Einfluss habe.

Die Auswahl der Caterer an den städtischen Schulen in Potsdam nimmt die Verwaltung in Abstimmung mit den Schulen vor. Die Leistungen würden ausgeschrieben, die Caterer geben die Konzepte ab.

Einer der großen Caterer in der Landeshauptstadt ist inzwischen das Potsdamer Unternehmen BlauArt auf Hermannswerder. Acht Schulen beliefert der Caterer, dessen Mitarbeiter auf Hermannswerder das Essen kochen und das dann an den Schulen verteilt wird. Gleiches Verfahren nutzt auch Bärenmenü mit Küchen in Werder/Havel und Potsdam, die Arbeiterwohlfahrt mit der Belieferung einer Grundschule sowie das Unternehmen Sunshine-Catering. Die weiteste Anreise hat das Essen des Unternehmens Apetito aus Rheine. Deutschlandweit beliefert es etwa 500 Schulen, darunter zwei Grundschulen in Potsdam. Das Essen wird in Rheine gekocht, schockgefroren und in den Schulküchen nach Bedarf zubereitet. Das verhindere lange Standzeiten des Essens, sagte Judith Raußen von apetito. Vitame und Nährstoffe würden somit erhalten bleiben. Der Preis des Mittagessens beträgt zwischen 1,85 Euro und 2,15 Euro, es werde keine Erhöhung geben. Auch die Awo will die Preise nicht erhöhen, es sei schon immer der steuersatz von 19 Prozent gezahlt worden.

Die Preisspanne des Essens an Potsdamer Schulen beträgt in der Primarstufe zwischen 1,84 und 2,40 Euro, in der Sekundarstufe zwischen 1,92 und 2,50 Euro. 4100 Schüler an Potsdamer Schulen essen jeden Mittag in der Schule. Nur an der beiden Förderschulen James Krüss und Wilhelm von Türk in der Landeshauptstadt wird laut Verwaltung noch selbst gekocht. Jan Brunzlow

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