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Komplexe Geschichte. Die fertige „Matrix“ zur bevorstehenden Schwimmbad-Entscheidung umfasst eine Tabelle mit 625 Positionen. Viele Teilnehmer waren angesichts dieses Ergebnisses skeptisch. Für den Samstag ist ein Zusatz-Termin anberaumt.

© Günter Schenke

Landeshauptstadt: Schwere Kost

„Matrix“ für Badneubau fertig / Nachsitzung am Samstag / Einbeziehung in Bürgerbefragung gefordert

Innenstadt - Nach rund zwanzig Sitzungsstunden bleibt bei vielen Teilnehmern die Skepsis. Denn statt greifbarer Varianten für eine Entscheidung über den künftigen Schwimmbadstandort in Potsdam endete das Treffen der Bad-Werkstatt am Dienstagabend mit einem weit undurchsichtigeren Ergebnis: Eine Tabelle mit sage und schreibe 625 Positionen. Diese „Matrix“ bewertet die variablen Faktoren, die den Bau eines Schwimmbades in Potsdam bestimmen.

Für die meisten Workshop-Teilnehmer ist das schwere Kost. „Ich bin mir nicht sicher, ob etwas Praktisches rauskommt“, sagte etwa Carola Walter, die sich im Bürgerbündnis engagiert: „Eine kleine Gruppe hätte da vielleicht gereicht.“ Positiv beurteilt Walter den Gedankenaustausch und die gute Zusammenarbeit der Beteiligten. Das sieht Luise Hasenkamp ähnlich. Die Mutter von vier Kindern wohnt im „Potsdamer Norden“ und spricht von einem „harmonischen Miteinander aller Initiativen und Interessenten“. So gab es keine Zuspitzung des Konfliktes zwischen den Befürwortern eines Sport- und Familienbades im Bornstedter Feld und denen einer Rekonstruktion der Schwimmhalle am Brauhausberg. „Ich hoffe, dass bei der Werkstatt was Sinnvolles rauskommt.“ Dass sich das Ganze nicht auf Standortvarianten für ein Bad zuspitzt, sieht Hasenkamp nicht als Nachteil: „Dafür gibt es ja im März die Bürgerbefragung.“

Reiner Pokorny, der Chef-Statistiker im Potsdamer Rathaus, zeigte sich optimistisch: „Bei diesem Verfahren kommt auf jeden Fall ein Ergebnis raus“, ist er überzeugt. „Ob dieses Ergebnis jedem gefällt, sei dahingestellt“, fügt er hinzu. Auf keinen Fall könne bei der „Methode der Variantenkorrelation“ eine Vorzugsvariante für einen Standort erwartet werden.

Auf der Werkstatt gab es mehrfach Kritik an der Werbung der Stadt im Internet für die Bad-Neubauvariante. Zudem habe der Fachbereich Stadtplanung den Konflikt mit einer Karte zur Erreichbarkeit der Bäder durch Schulen zugespitzt, monierten die Kritiker.

Der SPD-Stadtverordnete Volker Klamke sieht den Vorteil der Werkstatt-Methode darin, dass der Bad-Konflikt aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet wird: „Das Theoretische am Verfahren finde ich gerade wichtig, denn wenn Sie ein Haus bauen, müssen Sie auch wissen, wie viele Leute einziehen und wie die Nutzung aussieht.“ Auch Hans-Christian Stern, Initiator der AG-City, ist zuversichtlich: „Das Ergebnis wird zeigen, was vernünftig ist und was nicht.“

Der Informatiker Axel Popp bezweifelt dagegen den Sinn der Werkstatt. Er fürchtet, dass das Ergebnis keinerlei Einfluss auf die anstehende Entscheidung hat. „Das sähe anders aus, wenn die Werkstatt-Teilnehmer die Fragestellungen für die Bürgerbefragung formulieren würden.“ Popp fordert daher deren Einbeziehung. Dittmar Zengerling von einer Initiative in der Waldstadt sieht als Hauptmangel, dass am Ende keine Standort-Variante favorisiert wird.

Auch Thomas Hintze, Vorsitzender der Bürgerinitiative Pro Brauhausberg, erwartet kein praktikables Ergebnis: „Es gibt zu viele Interpretationsmöglichkeiten.“ Pro Brauhausberg hatte Ende November 2011 eine eigene Ideenkonferenz zur Badversorgung veranstaltet. Die jetzige Werkstatt unter Führung des Schweizer Malik-Managements wirkt wie das Gegenstück der Verwaltung dazu.

Trotz der offenbar weiter bestehenden Gegensätze haben alle Teilnehmer unter hohem Zeitaufwand im vorgegebenen Programm mitgewirkt. Werkstatt-Leiterin Gabriele Haller von Malik Management äußert sich anerkennend über die „sehr aktive“ Mitarbeit. Das Ergebnis, das am 11. Februar vorliegen werde, solle der Verwaltung unter anderem als Grundlage dienen, um die Fragen für die Bürgerbefragung zu formulieren. Die Befragung selbst soll im März stattfinden, das Ergebnis soll im April vorliegen.

Die Arbeit war nicht so schnell vorangekommen wie geplant. Daher ist am kommenden Samstag von 10 bis 18 Uhr ein Zusatztermin anberaumt. Auf dieser Nachsitzung im Plenarsaal des Stadthauses sollen laut Haller die noch strittigen Punkte geklärt und die „hoch aktiven Kriterien“ näher betrachtet werden.

Günter Schenke

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