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Landeshauptstadt: Schwieriger Start

Mieter im Kulturhaus Babelsberg finden langsam mit Träger AWO zusammen

Mieter im Kulturhaus Babelsberg finden langsam mit Träger AWO zusammen Babelsberg - Da, wo gestern Vormittag noch Senioren bei Rumpfbeugen und Liegestützen ins Schwitzen gerieten, tobten am Nachmittag schon die Kinder der Aki – der Alternativen Kinderbetreuungsform. In den vier gleich doppelt genutzten Räumen samt Teeküche im Kulturhaus Babelsberg erledigen sie nicht nur ihre Hausaufgaben, sondern lernen Tanzen und Singen, spielen Schach oder Theater. 29 Grundschüler sind es mittlerweile, hauptsächlich Drittklässler aus der Bruno-H.-Bürgel-Schule, sagt Erzieher André Grunert. Anvisiert waren in der Planungsphase knapp 60 Kinder für den so genannten Hortersatz. Gestartet ist Grunert zu Beginn dieses Schuljahres mit 22 Mädchen und Jungen. Doch dann habe „immer mal einer einen Klassenkameraden oder Freund zum Schnuppern mitgebracht“ – und einige der Mitschüler hätten sich laut Grunert daraufhin angemeldet. Neue Aki-Mitglieder habe auch der Tag der Offenen Tür vor den Herbstferien gebracht. Dass sich die Zahl der Kinder nun auf wenigstens fast 30 erhöht hat, freut Grunert, da viele Eltern der neuen Betreuungseinrichtung im Kulturhaus an der Karl-Liebknechtstraße anfänglich eher skeptisch begegnet waren. Dass hier weniger Betreuer auf mehr Kinder aufpassen dürfen besorgte die Väter und Mütter genauso wie die fehlende Freifläche zum Toben in der Natur. Mit Grunert kümmert sich eine Sozialassistentin um die Kinder. Hinzu kämen Theater- und Tanzpädagogen, die einzelne Projekte mit ihnen durchführen. Und jeden Freitag gehe Grunert mit den Kids an die frische Luft, auf den Weberplatz oder in den Park Babelsberg. Auch im Kulturhaus sei genügend Raum zum Toben, findet die neue Kulturhaus-Leiterin Yvonne Pachl. Zumal den Kindern auch der großzügige Flur und „ein Zimmer voller Matten zum Raufschmeißen und Buden bauen“ zur Verfügung stehe. Von Anfangsschwierigkeiten kann auch Pachl ein Lied singen seit die Arbeiterwohlfahrt (AWO) die Trägerschaft des Kulturhauses zu Jahresanfang übernommen hatte. Seit September hat dort nach der Sanierung der Horträume auch die kulturelle Arbeit wieder begonnen. Der erste, bis Oktober gültige Veranstaltungskalender ist gefüllt mit Lesungen, Musik- und Theaterabenden und Kursen. Für die kommenden Monate hat Pachl „so viele Veranstaltungen und Kurse“ organisiert, dass sie gar nicht weiß, wie sie sie alle in den „Kalender stopfen“ soll. Dennoch gebe es immer wieder negative Nachrichten über das Kulturhaus. Teilweise würden jedoch „von draußen Probleme projiziert“, die gar nicht da seien: „Ich verstehe mich mit allen Mietern gut.“ So könne sie auch den öffentlichen Vorwurf der CDU–Fraktion nicht nachvollziehen, die im Haus ansässigen Vereine könnten ihre Arbeit nicht ohne Einschränkung fortführen. „Das ist völlig falsch!“, meint auch Thea Moritz, Leiterin der Kunstschule im Kulturhaus. Zwar bemängele sie, dass die AWO die anderen Mieter nicht die Sanierungspläne einbezogen habe. Jetzt hingegen fänden „sehr intensive Gespräche“ mit Pachl statt. So wolle man etwa den Treppenflur des Nebeneingangs „gemeinsam sanieren“. Auf diesen musste der Verein ausweichen, weil das Haupttreppenhaus, das nun zum „Hortersatz“ führt, durch gläserne Brandschutztüren abgetrennt wird. Auf dem Herbstfest, zu dem die neue Hausleitung im September geladen hatte, hatte sich Moritz über den „nicht repräsentativen“ Zugang zu ihren Vereinsräumen beklagt. Ein riesiges Schild soll künftig den Weg in die Schule unterm Dach weisen. 22 Kurse bietet die Schule an: Maler, Grafiker und Designer bringen hier Kita- und Schulkindern, Jugendlichen und Erwachsenen Malen, Drucken und Töpfern bei. Angedacht seien auch schon Kunstkurse für die Aki-Kinder. Das bestätigten Erzieher Grunert und Thea Moritz. Und auch für ein weiteres Problem, das durch den Trägerwechsel entstanden ist, habe Moritz bereits eine Lösung gefunden: Weil der Kunstschule durch den Hort nicht mehr das ganze Haus für Ausstellungen zur Verfügung stehe, will sie nun noch mehr als bisher in die Öffentlichkeit gehen. Am 1. November wird Oberbürgermeister Jann Jakobs im Stadthaus eine Kinder-Ausstellung über den Staudenhof eröffnen. Zudem dürfen die Kunstschüler ihre Werke bald im Haupttreppenhaus zeigen, so Pachl. Das habe sie bereits mit der Kunstschulleiterin besprochen. Momentan hängen dort aber noch Fotografien von 1958 bis 1974 – aufgenommen im Kulturhaus: „Damals tobte hier wirklich das kulturelle Leben“, so Pachl, die die Bilder aus alten Alben hervor gekramt hat. Die Potsdamerin erinnert sich selbst noch an „Disco-Abende und den Jazzkeller“ im Kulturhaus. Sie hofft, dass das Haus unter ihrer Regie wieder so lebendig wie damals wird.

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