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Von Dirk Becker: Seit vier Jahren auf der Suche

Ein Standortmarketing und -management für die Schiffbauergasse gibt es trotzdem noch immer nicht

Der Unterhaltungswert, den die Kulturverwaltung in den vergangenen vier Jahren in Sachen Standortmarketing und -management für die Schiffbauergasse lieferte, war beträchtlich. Immer wieder hatten die Kulturschaffenden aus der Schiffbauergasse den dringenden Handlungsbedarf angemahnt, selbst offene Briefe wurden geschrieben. Doch an der Kulturverwaltung perlten diese Appelle wie Regentropfen an einem Stein ab.

Fast schon legendär zu nennen sind die Antworten der Kulturbeigeordneten Gabriele Fischer im Kulturausschuss, wenn dort in regelmäßigen Abständen besagtes Standortmarketing und -management auf der Tagesordnung stand. „Das wird weiter besprochen“ oder „Wir haben in dieser Woche darüber gesprochen“ wurde zur beliebten Standardfloskel. Manches Mal wurde gar behauptet, das in einer der kommenden Sitzungen ein Konzept vorgelegt werden solle. Da schöpfte mancher, der längst resigniert hatte, doch noch Hoffnung. Doch vergeblich. In der nächsten Sitzung des Kulturausschusses hieß es wieder: „Das wird weiter besprochen.“

Zur Erinnerung: Rund 90 Millionen Euro öffentlicher Gelder sind in das Zentrum für Kunst und Soziokultur und den Gewerbestandort Schiffbauergasse investiert worden. Die Stadt schmückt sich gern mit dieser Kulturperle am Tiefen See und spricht von internationaler Ausstrahlung, die vom Theaterneubau und den zahlreichen Angeboten der freien Träger ausgehen soll. Doch eine der Grundvoraussetzungen, um einen solchen Standort effektiv zu betreiben und zu bewerben und so mit Leben zu füllen, also ein funktionierendes Standortmarketing und -management zu etablieren, ist der Verwaltung bis heute nicht gelungen. Es geht ja nur um 90 Millionen Euro und ein paar Kulturschaffende, die seit Jahren schon mit wenig Geld und perfektionierte Selbstausbeutung herausragende Angebote machten. Deren Idealismus kann da ruhig noch etwas länger strapaziert werden. Denn die Entwicklung eines Konzeptes – das Lieblingswort eines jeden Verwaltungsangestellten – für ein Standortmarketing und -management will Weile haben. Was dabei in Potsdam herauskommt, war sehr gut in den vergangenen Wochen zu beobachten.

So wurde kürzlich der langjährige Beauftragte für den integrierten Kulturstandort, Martin Schmidt-Roßleben, gekündigt. In herzlichster Abneigung zu seiner Vorgesetzten Gabriele Fischer verbunden, hatte Schmidt-Roßleben immer wieder auf die Missstände seiner Arbeit hingewiesen. Dazu zählten eine fehlende Stellenbeschreibung, fehlendes Personal, fehlende Befugnisse und vieles mehr. Oft handelte Schmidt-Roßleben eigenmächtig, was ihn nun zu Fall gebracht hat.

Doch die Verwaltung ist nicht untätig geblieben. So hat Gabriele Fischer im Hans Otto Theater nachgefragt, ob man dort nicht das Standortmarketing und -management übernehme wolle. Schließlich ist die dortige Leiterin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Heike Neumann, mit einer „halben Stelle“ mit dieser Aufgabe betraut. Doch die Geschäftsführung des Theaters hat abgelehnt. Laut PNN-Informationen soll auch die neu gegründete Waschhaus gGmbH im Gespräch für das Standortmarketing und -management sein. Doch die verhandeln derzeit noch mit der Verwaltung. Es geht um mehr Geld für die Betreibung des Waschhauses. Das alles wirkt zwar wenig professionell, bleibt aber in der Kontinuität der vergangenen vier Jahre. Es geht ja schließlich nur um 90 Millionen Euro öffentliche Gelder.

Der zweite Punkt auf der Tagesordnung im heutigen Kulturausschuss lautet: „Konzept Standortmarketing und -management Schiffbauergasse“. Wir dürfen gespannt sein, was die Verwaltung mitzuteilen hat.

Dirk Becker

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