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HOFFNUNGEN: Showdown am Brentanobad

Am Sonntag spielt der 1. FFC Turbine Potsdam beim 1. FFC Frankfurt um den Deutschen Meistertitel Beide Seiten rechnen sich Chancen aus, den Pokal überreicht zu bekommen

HOFFNUNGENAm Sonntag spielt der 1. FFC Turbine Potsdam beim 1. FFC Frankfurt um den Deutschen Meistertitel Beide Seiten rechnen sich Chancen aus, den Pokal überreicht zu bekommen Von Michael Meyer Von Rainer Hennies Der 1. FFC Turbine Potsdam wird am Sonntag erstmals Deutscher Meister. Warum? Weil wir die gesamte Bundesliga, die sich einen Wechsel auf dem Meisterthron herbeisehnt, hinter uns wissen und weil wir einfach mal dran sind, könnten die „Torbienen“ sagen. Doch es gibt gewichtigere Argumente für einen Potsdamer Erfolg am Sonntag. Erstens: Der sechsfache DDR-Meister konnte inzwischen auch im bundesdeutschen Frauenfußball seinen Ruf als ewiger Zweiter ablegen und Siegermentalitäten beweisen. „Die Truppe weiß jetzt, wie schön es ist, einen Pokal in den Händen zu halten. Deshalb wird auch jede Spielerin noch einmal alles geben“, glaubt Trainer Bernd Schröder. Was Mannschaftskapitän Ariane Hingst bekräftigt: „Unsere Fans können davon ausgehen, dass sich jeder von uns nochmal hundertprozentig in diese Aufgabe kniet.“ Zweitens: Der herzerfrischende Fußball, mit dem Potsdam vor zwei Wochen im DFB-Pokalfinale die Hessinnen mit 3:0 bezwang, gab ihnen die Gewissheit, auch den bislang schier übermächtigen Gegner beherrschen zu können. Geht Turbine genauso konzentriert ins letzte Saison- Punktspiel und werden Frankfurts Spitzen Birgit Prinz und Stefanie Weichelt wieder von Peggy Kuznik, Inken Becher und Nancy Augustyniak ausgebremst, dann ist alles drin. Zumindest ein Punk, der Turbine zum Titel reichen würde. Drittens: „Gegen den FFC Frankfurt haben wir dort immer besser ausgesehen als zu Hause“, weiß Coach Schröder. In der vergangenen Saison führte Turbine am Main durch Anja Mittag und Viola Odebrecht 2:0, ehe der Titelverteidiger zum 2:2 ausglich (71.) und Petra Wimbersky noch zum 3:2 traf (88.). Das denkwürdige Herzschlagfinale in Babelsberg endete 0:0, und bei Potsdams 0:3 daheim im Hinspiel dieser Saison fehlten mit Nadine Angerer (Tor) und Viola Odebrecht (Mittelfeld) zwei Schlüsselspielerinnen – sie sind, wie alle Potsdamerinnen, beim Showdown wieder dabei und gut drauf. Denn viertens: Die Leistungswerte der acht Potsdamer Olympiakandidatinnen am Dienstag beim DFB-Test an der Sporthochschule Köln „waren gut und vielversprechend“, so Schröder. „Letztlich werden Tagesform und Psyche entscheiden“, glaubt der Coach. Auch hier ist der FFC Turbine inzwischen reif für den Titel. Der FFC Frankfurt wird am Sonntag erneut Deutscher Meister. Warum? Weil wir keine Würstchen sind, die sich so einfach knacken und aufgebrüht in Wasser vernaschen lassen, könnten die Hessinnen salopp sagen. Aber im Ernst: „Nach den guten Leistungen in der ersten Halbzeit des UEFA-Cup-Finales gegen Umea glaube ich fest daran, das unsere Mannschaft am letzten Spieltag alles geben wird und mit ihrer jahrelangen Erfahrung gute Chancen hat, zum fünften Mal die wichtigste nationale Trophäe zu gewinnen“, sagt Siegfried Dietrich, Manager des 1.FFC Frankfurt. „Kein Ziel kann wichtiger sein, als mit der anvisierten Titelverteidigung auch im vierten Jahr in Folge als Deutscher Meister die Teilnahme am attraktiven UEFA-Pokal zu sichern.“ Denn dort wird nach der ersten Gruppenphase in jeder K.o.-Runde das richtige Geld verdient. Fette Schweizer Franken. Zumindest regionale TV- Präsenz. Die wiederum ist wichtig für Sponsoren, erschließt weitere Einnahmequellen, höhere Bekanntheitsgrade. Eine wahre Finanz- und Imagespirale. Nachdem der DFB-Pokal abgegeben und der UEFA-Pokal nicht zurück erobert wurde, steht der FFC unter Erfolgsdruck. Den Tanz auf drei Hochzeiten dreimal nicht zu bestehen, sieht nicht gut aus. Trippeln statt Triple? Silber ist zwar honorabel, doch Gold zählt. Gerade in der Finanzmetropole am Main. Das Pokalfinale in Berlin ist abgehakt. Das 0:5 gegen Umea ebenfalls. Nach vorne denken ist angesagt. „Allen Spielerinnen ist bewusst, dass dieses das wichtigste Spiel der Saison ist, dass wir mit einem Sieg nicht nur die Meisterschaft bestätigen, sondern auch die erneute Teilnahme am UEFA-Cup sichern“, sagt Trainerin Monika Staab. „Trotz der besseren Position von Potsdam werden wir mit diesem Ziel alles geben. Wir haben aus den Niederlagen Kraft geschöpft.“ Von der Flügelzange Pia Wunderlich, Kathrin Kliehm erwarte sie einiges. Auch Birgit Prinz wirke wieder agiler. Renate Lingor habe sich stark zurückgemeldet. Die Kräfteverhältnisse vom Berliner Endspiel sind nicht mehr die für das Meisterschaftsfinale im Stadion am Brentanobad. Der 1.FFC Frankfurt hat seit seiner Gründung 1998 immer einen Titel gewonnen. Leer ausgegangen ist er nie. Hoffnungsvoll gehen am Sonntag sowohl Gastgeber und Titelverteidiger FFC Frankfurt als auch Spitzenreiter Turbine Potsdam ins entscheidende Meisterschaftsspiel. „Unsere Chancen stehen bei mindestens 50 Prozent, denn wir können locker in das Spiel gehen, glaubtt Turbine- Coach Bernd Schröder (oben). Auch seine beiden US-Zwillinge Nancy (l.) und Julie Augustyniak (r.) hoffen, als frischgebackene Deutsche Meister in der nächsten Woche heim in die Staaten fliegen zu können. Frankfurts Trainerin Monika Staab meint währenddessen: „Die Mannschaft lebt noch.“ Ob sie Coach der Hessinnen bleibt, wenn der Titel verspielt wird soll derzeit noch nicht feststehen.

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