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Landeshauptstadt: „So sieht es aus“

Die Ansprache des Schulleiters der Marie-Curie-Schule vor dem Bildungsausschuss in Auszügen

Die Ansprache des Schulleiters der Marie-Curie-Schule vor dem Bildungsausschuss in Auszügen Meine Damen und Herren, ich bin jetzt seit 1968 Lehrer in Potsdam. Was mir bei der Diskussion fehlt, dass man auch einmal die Schülerpersönlichkeiten betrachtet und untersucht, wie sieht es mit der Qualität von Bildung aus. Ich frage Sie, wo spielte es eine Rolle, dass man mit zurückgehenden Schülerzahlen, da kommen wir nicht dran vorbei, bessere Ergebnisse, eine höhere Qualität in der Bildung erzielen kann. Nun gibt es Experten, die sagen, es gibt überhaupt keinen Grund, ob es 27 oder 28 Schüler in einer Klasse gibt, das wird die Qualität nicht verändern. Aber, Herr Ofcsarik sprach davon, dass die Schulen nach dem Anwahlverfahren ausgewählt worden. Dieses Anwahlverhalten hat letztendlich in Potsdam auch dazu geführt, dass wir Schulen mit Hauptschulniveau haben. Und ich kann Ihnen versprechen, da spielt es wohl eine Rolle, ob ich 28, 27 oder nur noch 20 Schüler in einer Klasse habe. Das fällt hier unter den Tisch. Also, diese zurückgehenden Schülerzahlen als Chance zu begreifen, in Bildung etwas zu verändern. Die Abschlussergebnisse zehnte Klasse – wissen Sie, was der nächste Schock wird? Jetzt bin ich zu laut, bitte entschuldigen Sie. Aber es ärgert mich. Der nächste Schock werden die Ergebnisse des zentralen Abiturs. Und vielleicht lernen dann einige begreifen, dass es so nicht weiter geht () Der Schulentwicklungsplan weist aus, es gibt für die Klassen eine Richtfrequenz von 27 Schülern, eine Mindestfrequenz von 20 Schülern, und eine Bandbreite, die liegt bei 28 Schülern. Theoretisch, Herr Bogel-Meyhöfer wird natürlich sofort widersprechen, wäre dann auch an einigen Schulen eine Zweizügigkeit mit 40 Schülern möglich. Das ist ein ganz anderes Verhältnis im Schulentwicklungsplan. Ein weiterer Sachverhalt. Warum sollte man den Abgeordneten nicht mit auf den Weg geben, die Frequenz auf 24 Schüler pro Klasse zu senken. Mit einem Mal hätten wir fünf Klassen mehr, fünf Klassen. Und wenn man dann noch dazu rechnen würde, dass wir auch jetzt noch Schulen haben, die vierzügig laufen auf dreizügig reduziert, wären es sieben Klassen, die zum neuen Schuljahr mehr zur Verfügung stehen, als der jetzige Schulentwicklungsplan das vorsieht. Dieses leidige Anwahlverfahren, ein Schelm der Arges dabei denkt, wenn Verwaltung notwendige Sachverhalte an Schulen verkleckert. Ich will Ihnen ein Beispiels nennen. Seit dem Jahr 2000 habe ich an meiner Einrichtung, der Marie-Curie-Gesamtschule, nur einen amtierenden Stellvertreter. Man blockiert das Berufen schon seit Jahren mit dem Hinweis, na ja müssen wir mal sehen. () Man geht auch langsam dazu über, dass man Lehrer an diese Schulen schickt, naja, was sage ich. Es gibt solche und solche Lehrer. Bei Umsetzungen spielt wohl auch eine Rolle, naja, die könnte man ja schließen. Und damit steuert man das Anwahlverfahren. Und ich bin froh darüber, dass auch in den Fraktionen der Parteien zunehmend dieses Verfahren bezweifelt wird. Es ist kein Verfahren, das Bildung voranbringt. Was sollte die Veranlassung sein, gegen die Schließung zu stimmen. Die Marie-Curie-Gesamtschule ist eine Schule, die in einem relativ abgeschlossenen Stadtgebiet liegt. Dem Wohngebiet am Schlaatz. Sie alle wissen, dass der Schlaatz, naja, vorsichtig gesagt ein sozialer Brennpunkt ist. Und ich denke, wenn man Schulen in einem sozialen Brennpunkt schließt, dass dann tief gewachsene soziale Beziehungen zur Schule zerstört werden, die teilweise bei den Kindern noch da sind. Wissen Sie, dass wir Schüler haben, die in der Schule durch Schulsozialarbeiter über die Potsdamer Tafel ihr erstes Frühstück bekommen? So sieht es aus. () Letzte Bemerkung: Teilweise Schließung, was heißt das? Bei einer Hochrechnung würde die Schule für ein Jahr leer stehen. Wissen Sie, wie viel Sie danach wieder investieren müssen, um die Schule funktionstüchtig zu machen? Direktor Sven Degenkolbe im Wortlaut. Er hatte zehn Minuten Redezeit.

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