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Die Landesregierung geht von rund 3400 Sozialwohnungen in Potsdam im Jahr 2025 aus.

© Andreas Klaer

Soziales Wohnen in Potsdam: Ohne Mieterhöhungen wird es nicht gehen

Beim Sommerempfang der Stadtspuren Potsdam klagten Pro Potsdam und Genossenschaften über gestiegene Belastungen – vor allem durch energetische Sanierungen.

Inflation, energetische Sanierung, gestiegene Baukosten – die soziale Wohnungswirtschaft ächzt unter zahlreichen Belastungen. Dies war jedenfalls der Tenor beim Sommerempfang des Arbeitskreises Stadtspuren, der am Donnerstagabend im Kinder- und Jugendzirkus Montelino stattfand. Dem Arbeitskreis gehören neben dem kommunalen Wohnungsunternehmen Pro Potsdam auch alle Potsdamer Wohnungsgenossenschaften an, die mit 34.000 Wohnungen zusammen einen Anteil von 38 Prozent am Potsdamer Wohnungsmarkt haben.

Aufgrund der Manegen-Kulisse zogen sich viele Zirkusmetaphern durch die Redebeiträge des Abends: „Die 17 Betriebskosten sind für uns wie 17 Bälle, mit denen wir gleichzeitig jonglieren müssen“, sagte Bodo Jablonowski, Vorstandsvorsitzender von Potsdams größter Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“. „Nur leider werden die Bälle immer größer aufgeblasen.“ Dennoch betrug die Durchschnitts-Kaltmiete der Genossenschaft im vergangenen Jahr nur 5,84 Euro.

Ob es bei so niedrigen Mieten bleiben wird, ist jedoch fraglich, denn mehrfach wurde betont, dass die Genossenschaften die finanziellen Belastungen immer weniger tragen könnten. „Die Bedingungen für den Wohnungsbau in Deutschland sind so schlecht wie seit dem Krieg nicht mehr“, sagte Pro Potsdam-Geschäftsführer Jörn-Michael Westphal. Erhöhte Zinsen und bis zu 35 Prozent Steigerung bei den Baukosten machten es schwer, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Hinzu kämen rund 20.000 Bauvorschriften und Normen, die zusätzliche Kosten verursachen.

Pro Potsdam fordert Inflationsausgleich

Auch Gregor Jekel, Bereichsleiter Wohnen der Stadtverwaltung, stellte fest, dass die Potsdamer Wohnungswirtschaft mit zahlreichen Krisen konfrontiert sei: Im vergangenen Jahr seien rund 2800 Geflüchtete nach Potsdam gekommen, die untergebracht werden mussten, dazu komme aktuell die Haushaltskrise. „Wohnungslosigkeit hat stark zugenommen, es gibt Armutsrisiken bis weit in die Mittelschicht“, so Jekel.

Maren Kern, die Vorstandsvorsitzende des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e.V. kritisierte vor allem den Gesetzentwurf zur kommunalen Wärmeplanung der Bundesregierung, laut dem Kommunen künftig die Heizungsdaten von Gebäuden erfassen sollen: „Dieses hochbeschleunigte Verfahren ist fatal.“ Einwände der Wohnungsunternehmen seien kaum gehört worden, so Kern.

Die Wärmewende beschäftigte auch Matthias Pludra: „In den nächsten Jahren werden die Mitglieder der Stadtspuren rund eine Milliarde Euro in die energetische Sanierung investieren müssen“, sagte der Vorstandsvorsitzender der PWG 1956 eG. „Da bleibt kein Geld mehr für den Neubau.“ Die Politik habe zu lange geschlafen, nun rolle eine große Sanierungswelle auf die Genossenschaften zu. „Das erfordert Anstrengungen von uns allen“, so Pludra.

„Auch soziales Wohnen hat seinen Preis“, sagte Westphal. „Wir brauchen einen Inflationsausgleich.“ Die Botschaft: Die Mieten müssen steigen, damit sie für alle bezahlbar bleiben. Indirekt spielte Westphal damit auch auf den von der Stadt beschlossenen Mietenstopp für die Pro Potsdam an, laut dem es bis Oktober 2023 keine Mieterhöhungen geben darf. Die Maßnahme sollte Haushalte angesichts von Inflation und Energiekrise entlasten, hat auf der anderen Seite jedoch auch dazu geführt, dass die Pro Potsdam weniger Geld für Investitionen zur Verfügung hat.

Dass nicht alle Haushalte Mieterhöhungen schultern können, war Westphal jedoch auch klar: „Wir haben Mieter mit niedrigen Einkommen im Blick.“ Schon jetzt gebe es viele Instrumente wie das Wohngeld Plus oder Landesfördermittel zum Wohnungsbau, um soziale Schieflagen abzufedern.

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