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Aus dem GERICHTSSAAL: Sozialstunden als Chance zur Bewährung

Freundin geschlagen, gewürgt und bedroht – inzwischen wieder versöhnt

„Sozialstunden sind auch eine Chance. Wenn einer gut arbeitet, kann es durchaus passieren, dass er dort einen festen Job kriegt“, weiß Amtsrichterin Birgit von Bülow und verpflichtet Markus M.*  (21), binnen eines halben Jahres 250 Stück davon zu leisten. „Das wird Ihnen bestimmt gut tun“, vermutet sie. „Das glaube ich auch“, versichert der wegen Körperverletzung und versuchter Nötigung Angeklagte. Obwohl er stundenweise in einem Hotel putzt, ist er sicher, dieser Auflage pünktlich nachkommen zu können. In eben diesem Hotel arbeitet auch seine Freundin Carina C.* als Zimmermädchen. Laut Staatsanwaltschaft soll Markus M. die 18-Jährige am 28. Juli 2008 während eines Streits brutal mit der Faust geschlagen, sie gewürgt und gegen eine Wand geschubst haben. Die Misshandlung hinterließ deutliche Spuren. Dann – so die Anklage – habe Markus M. der Potsdamerin gedroht: „Falls du Anzeige erstattest, wirst du deines Lebens nicht mehr froh.“ Carina C. ging dennoch zur Polizei.

„Ich kann eigentlich nur sagen, dass es mir sehr, sehr leid tut“, beteuert Markus M. „Ich hatte ein bisschen getrunken. Da bin ich ausgerastet. Das mit der Drohung war aber nicht ernst gemeint.“ Inzwischen habe er sich wieder mit Carina vertragen. „Ich habe mich bei ihr entschuldigt. So etwas wird bestimmt nicht wieder vorkommen. Ich bin nämlich keiner, der sich prügelt.“ In der Tat fiel der Angeklagte bislang „nur“ wegen Nötigung und zweier Ladendiebstähle auf.

Es sei der erste große Streit in ihrer damals genau ein Jahr währenden Beziehung gewesen, erinnert sich Carina C. „Ich hatte die Handy-Nummer meines Ex-Freundes gelöscht. Markus wollte sich aber unbedingt mit ihm treffen. Da ist er ausgetickt, und ich habe mit ihm Schluss gemacht.“ Nach der Versöhnung habe sie die Anzeige zurücknehmen wollen. Leider war es dafür schon zu spät“, erzählt die als Zeugin Geladene. „Da haben wir uns gesagt: Na gut, dann ziehen wir die Sache eben gemeinsam durch.“ „Haben Sie Angst, dass Ihr Freund erneut gewalttätig wird“, fragt die Vorsitzende. Carina C. schüttelt den Kopf. „Er hat mir versprochen, dass er nicht mehr trinkt. Und bisher hat er sich auch daran gehalten.“ Es scheint, die junge Frau tut dem noch sehr kindlich Wirkenden gut. Markus M. verließ die Schule mit dem Zeugnis der siebenten Klasse. Eine Kochlehre brach er ab, da er sich „mit den Leuten dort nicht verstand“. Der Angeklagte wohnt noch bei seinen Eltern. Hobbies pflegt er nicht, schläft bis mittags. Schließlich muss er erst um 15 Uhr auf der Putzstelle sein. „Es wird Zeit, dass Sie in die Gänge kommen“, findet die Vorsitzende. „Da sind die Arbeitsstunden ganz sinnvoll.“ (*Namen geändert.) gh

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