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Landeshauptstadt: Sozialträger nur wenig transparent

Querelen um Statistik von Anbietern so genannter Hilfen zur Erziehung: Keine Vergleichbarkeit gegeben

Die sieben Sozialträger, die in Potsdam so genannte ambulante Hilfen zur Erziehung anbieten und dafür pro Jahr insgesamt rund vier Millionen Euro kassieren, schaffen es nicht ihre Arbeit transparent vergleichbar zu gestalten. Der Plan, eine vergleichende Statistik ihrer Tätigkeiten zu erstellen, ist misslungen. Das ernüchternde Ergebnis des Versuchs wurde am Donnerstagabend im Jugendhilfeausschuss präsentiert und sorgte bei Mitgliedern des jugendpolitischen Gremiums für hämische Bemerkungen. „Das Ganze ist grandios gescheitert“, sagte Diakonie- Chef Marcel Kankarowitsch, der als Sozialträgervertreter mit im Ausschuss sitzt.

Solche Hilfen zur Erziehung bietet die Diakonie nicht an – diesen Markt teilen sich in Potsdam sieben andere Organisationen, unter anderem die Arbeiterwohlfahrt, der Job e.V., der Träger Independent Living und die gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung Brandenburger Kinder und Jugendlicher (GFB). Beispielsweise bieten sie Erziehungsberatung oder soziale Gruppenarbeit an, die Familien in schwierigen Lebenssituationen mit einem Antrag und nach Prüfung durch das Jugendamt in Anspruch nehmen können. Für diese Leistung erhalten die Träger rund 41 Euro pro Fachstunde. Rund 600 solcher Fälle mussten im vergangenen Jahr betreut werden, hieß es im Ausschuss, die Kosten summierten sich 2010 auf rund vier Millionen Euro.

Nun hatten die Sozialträger in einer Statistik unter anderem aufschlüsseln sollen, wie lang ihre jeweiligen Hilfeleistungen im Schnitt dauern. So liege die durchschnittliche Falldauer bei rund zehn Monaten, hieß es in der Präsentation der Träger für den Ausschuss. Doch um diesen Wert herum gebe es enorme Unterschiede zwischen den Trägern, auch die Kosten an sich würden sich erheblich voneinander unterscheiden, sagte Jugendamtschef Norbert Schweers. Aufklärung hätte das Projekt einer gemeinsamen Statistik bringen können: Doch schon die Art, wie die Zahlen von den einzelnen Trägern erhoben würden, sei sehr unterschiedlich, hieß es zur Begründung, dass so ein Vergleich nicht möglich sei. Kankarowitsch empfahl den Trägern daraufhin ein „gemeinsames Datenbanksystem“. GFB-Vertreterin Frauke Frehse-Sevran reagierte auf die Kritik verstimmt: „Das ist jetzt schon ärgerlich“ – zumal die Organisationen freiwillig mitgearbeitet hätten. Zudem ließen sich die verschiedenen Einzelfälle, die mit Hilfen zur Erziehung unterstützt würden, nur schwierig in einer Statistik erfassen.

Schließlich sah sich Sozialdezernentin Elona Müller-Preinesberger genötigt, die Träger in Schutz zu nehmen. Die Qualität ihrer Arbeit werde von der Stadtverwaltung kontrolliert, betonte sie. Zugleich erklärte Jugendamtschef Norbert Schweers, der Plan einer vergleichbaren Statistik werde weiter verfolgt. HK

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