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Landeshauptstadt: Stadt rüstet sich

15 000 Euro gibt Potsdam für Schutzkleidung und Desinfektionsmittel aus / Uni erforscht Vogelviren

15 000 Euro wird Potsdam vorerst für die Vorkehrungen gegen die Vogelgrippe ausgeben. Gekauft werden sollen davon unter anderem 84 Kilogramm Desinfektionsmittel und eine Desinfektionswanne, sagte Tierseuchen-Krisenstabsleiter Andreas Ernst gestern vor Journalisten. Der Leiter des Fachbereichs Soziales hatte am Montag die Leitung des Potsdamer Krisenstabs übernommen, nachdem Landestierarzt Klaus Reimer die Aktivierung der lokalen Krisenstäbe gefordert hatte.

Bei einer „Trockenübung“ im vergangenen Jahr, als der Krisenstab das Szenario der Maul- und Klauen-Seuche in Potsdam nachstellte, habe er „einige Schwachstellen“ festgestellt: So würden die vorrätigen 75 Schutzanzüge nicht ausreichen, wenn die Vogelseuche in Potsdam ausbräche. Auch antivirale Mittel für die Einsatzkräfte fehlten. Neben 100 Päckchen des Grippehemmers Tamiflu habe die Stadt nun weitere 350 Einweg-Overalls und Masken bestellt sowie 125 Schutzbrillen und 500 Handschuhe. Engpässe bei der Lieferung befürchtet Ernst nicht, die georderte Ware werde „in den nächsten Tagen“ eintreffen. Gelagert würden Schutzbekleidung und Desinfektionsmittel im Veterinäramt und im ehemaligen DDR-Bunker am Brauhausberg, den die Feuerwehr als Lager nutzt.

Derzeit seien zwei Feuerwehrmitarbeiter mit einem Fahrzeug unterwegs, um täglich tote Vögel einzusammeln, so Feuerwehrchef Wolfgang Hülsebeck. Zwar haben sie seit dem Wochenende neben über 50 Singvögeln am Dienstag in der Leipziger Straße „in Wassernähe“ auch einen toten Reiher gefunden, doch bis gestern meldete das Landeslabor in Frankfurt (Oder) keine positiv H5N1-getesteten Vögel, erklärte Amtstierärztin und Krisenstabsmitglied Renate Lehmann. Sobald der Erreger jedoch in einem der verendeten Tiere nachgewiesen wird, greife der Tierseuchen-Alarmplan von 2005, der einen „minutiösen“ Ablauf vorgebe, so Ernst. Dann würden zehn Trupps mit je zwei Helfern die toten Vögel einsammeln – in voller Schutzkleidung. Für die eventuell notwendige Vernichtung größerer Bestände halte die Stadt zudem Kohlendioxid bereit, mit dem die Tiere in einem herkömmlichen 240-Liter-Hausmüllcontainer getötet werden, in den das Gas über Rohre gelangt, so Lehmann. Die Vogelkadaver werden dann in der vom Land beauftragten Tierkörperbeseitigungsanstalt Gräningen (Sachsen-Anhalt) verbrannt. Sollten dort die Kapazitäten nicht ausreichen, können dafür auch drei bereits ausgesuchte Flächen im Stadtgebiet genutzt werden.

Gestern wurden bereits die ersten Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks gegen Grippe geimpft – sie sollen im Ernstfall den Mitarbeitern der Stadt und der Feuerwehr helfen. Heute wird die Stadtverwaltung Merkblätter an Kindergärten und Schulen verteilen, die über den richtigen Umgang mit toten Vögeln informieren. Die Vogelgrippe ist nun auch Thema an der Universität Potsdam: In Kooperation mit dem Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit wollen die Wissenschaftler erforschen, ob der Weißstorch das H5N1-Virus verbreitet. just

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