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Landeshauptstadt: Stall nicht notwendig

Anti-Vogelgrippe-Maßnahmen starten diese Woche

Anti-Vogelgrippe-Maßnahmen starten diese Woche Potsdams Hühner dürfen trotz der näher rückenden Vogelgrippe wahrscheinlich weiterhin frei herum laufen. Amtstierärztin Renate Lehmann rechnet mit einer entsprechenden Entscheidung des heute tagenden Krisenstabs des Bundesministeriums für Verbraucherschutz in Bonn. Der Grund: Die asiatischen Zugvögel würden nicht über Deutschland in ihre Winterquartiere fliegen. Nach Angaben des Deutschen Bauernverbands jedoch ziehe der Krisenstab heute aber auch eine sofortige und umfassende Stallpflicht in Betracht. Davon wären dann auch die rund 100 Geflügelhalter in Potsdam betroffen. Gerhard Neumann, Inhaber des Landwirtschaftsbetriebs „Erntegarten“ in Bornim, ist sich dennoch „sicher, dass es nicht dazu kommen wird“. Wenn allerdings wider Erwarten die Tiere doch längerfristig eingesperrt werden müssten, würde er sich von 50 Prozent seines Bestandes trennen müssen. Der Besitzer von 200 frei laufenden Legehennen und 700 Gänsen und Enten hält es für unzumutbar, seine Tiere für längere Zeit im Stall zu halten. Da würde es auf Dauer zu eng. Denn seine Tierunterkünfte sind nur für kurze Aufenthalte der Vögel ausgelegt, weil sich die meisten das ganze Jahr über im Freien aufhielten und lediglich zum Schlafen in den Stall kämen. Aus diesem Grund befürchtet auch Edelgard Schüler vom Biogut „Florahof“ ihre Hühner im Falle einer Stallpflicht aufgeben zu müssen. Die Existenz der Unternehmen sei dadurch aber nicht Gefahr. Für beide Tierhalter seien Eier und Geflügelfleisch nur eines von vielen Standbeinen. „Nur unsere Kunden wären sehr traurig“, so Schüler. Und auch nach Neumanns Meinung würden die Kunden den Hauptschaden tragen, weil durch die fehlenden Freilandenten und -gänse eine Angebotslücke entstehen würde. Zudem wäre der Bau eines größeren Stalls ein enormer bürokratischer Aufwand, so Neumann – abgesehen von den Kosten. Schließlich müssten dafür erst einmal Bauanträge gestellt und Genehmigungen erteilt werden. Neumann plädiert deshalb dafür, dichte Netze über die Gehege zu spannen und die Tiere so vor vielleicht kranken Wildvögeln zu schützen. Um einer Übertragung der Vogelgrippe auf die in der Stadt lebenden über 3000 Hühner, Gänse und Enten zuvor zu kommen, müssen sich die Geflügelhalter ab diesen Sonnabend, dem 15. Oktober, an einen vorläufigen Maßnahmenkatalog halten, der sich auf eine am 1. September erlassene Bundesverordnung bezieht (PNN berichteten). Das Veterinärsamt habe alle Vogelbesitzer angeschrieben, so Amtstierärztin Lehmann. Zu den Maßnahmen gehört auch, dass Halter von mehr als 100 Tieren das Blut einiger ihrer Tiere im Landeslabor auf den Grippe-Erreger untersuchen lassen müssen. Entweder werde den Vögeln mit einer Kanüle Blut abgenommen oder die Besitzer warten, bis die Tiere für den Verkauf ohnehin geschlachtet werden. In Potsdam gebe es aber nur drei Betriebe mit mehr als 100 Vögeln. Untersucht werden sollen zukünftig auch Wildgeflügel, die Jäger im Stadtgebiet – zum Beispiel bei Entenjagden – schießen. Jeweils drei Vogelköpfe samt Hälse müssen sie ab Sonnabend nach jeder Jagd an das Labor senden. Rund 50 Jäger sind in Potsdam gemeldet. Von den wilden Stadttauben gehe laut Lehmann keine Gefahr aus. Doch wenn sich die Lage zuspitze, müsse man einige Tauben schießen, um auch sie zu untersuchen.

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