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Landeshauptstadt: Stiftungsstadt

Potsdamer Stiftungen besitzen 115 Millionen Euro

Potsdam ist offenbar ein attraktiver Sitz für Stiftungen. Zurzeit haben hier rund ein Drittel aller selbständigen Stiftungen in Brandenburg – 37 von insgesamt 120 – ihren Sitz. Nicht einberechnet sind dabei Stiftungen öffentlichen Rechts wie zum Beispiel die Schlösserstiftung. Im vergangenen Jahr erkannte das Innenministerium drei neue Stiftungen in der Landeshauptstadt an. Das teilte Wolfgang Brandt, stellvertretender Sprecher des Innenministeriums, den PNN mit.

Unter den Neugründungen ist neben der Irene-und-Kurt-Schwetasch-Stiftung und der Pinus-Stiftung auch die Konstantin-Engels-Stiftung: Stifter Konstantin Engels, der ehemalige Landesgeschäftsführer des paritätischen Wohlfahrtsverbandes, will mit der Stiftung seinen Nachlass sozialen Projekten zugute kommen lassen, sagte er den PNN. Entsprechende testamentarische Verfügungen ließen sich per Stiftung einfacher durchsetzen, erklärte der 59-Jährige. Konkrete Projekte gebe es allerdings noch nicht.

Anders als ein Verein hat eine Stiftung keine Mitglieder – untersteht aber der staatlichen Aufsicht und muss vom Innenministerium anerkannt werden. Entscheidend dafür ist eine Satzung, erklärt Ministeriumssprecher Brandt. Darin verpflichtet sich der Stifter, ein Vermögen zur Erfüllung eines vorgegebenen Zweckes zur Verfügung zu stellen. Einen gesetzlichen Mindeststiftungsbetrag gibt es dabei in Brandenburg nicht, erklärt Brandt. Als Richtwert gilt jedoch eine Summe von 25 000 Euro. Ein geringerer Betrag wäre „nicht sinnvoll“, sagt Brandt. Denn zur Erfüllung des Stiftungszwecks darf nicht das Stiftungskapital, sondern lediglich Erträge des Kapitals, also zum Beispiel Zinsen, eingesetzt werden.

115 Millionen Euro Bar- und Immobilienvermögen besitzen die Potsdamer Stiftungen laut Ministerium. Das ist mehr als die Hälfte des Vermögens aller Brandenburger Stiftungen, das bei 222 Millionen Euro liege. Nicht einberechnet sind dabei die kirchlichen Stiftungen, von denen es in Potsdam sieben gibt.

Zu den kirchlichen Stiftungen gehört auch die älteste Potsdamer Stiftung: Die Wilhelm-von-Türk-Stiftung in der Berliner Straße, die im Jahr 1825 gegründet wurde. Nur neun der heute bestehenden Stiftungen sind vor 1990 entstanden. Mit der Friedrich-Naumann-Stiftung verlegte in den 1990er Jahren eine große politiknahe Stiftung ihren Sitz in die brandenburgische Landeshauptstadt.

Als Stifter tritt in Potsdam auch das Kulturministerium der DDR auf: Sie rief „in den letzten Tagen der DDR-Regierung“ die Stiftung „Neue Kultur“ ins Leben, bestätigt Gabriele Muschter aus dem Stiftungsvorstand. Die Stiftung betreibe heute unter anderem das Dokumentationszentrum Prora auf der Insel Rügen, erklärt die Kulturwissenschaftlerin. Dort wurde in den 1930er Jahren eine Erholungseinrichtung der nationalsozialistischen Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ errichtet. Obwohl die Stiftung „Neue Kultur“ in Potsdam gemeldet ist, hat sie ihre Geschäftsstelle in Berlin: Potsdam habe als unbürokratisch für die Anerkennung gegolten, so Muschter.JaHa

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