zum Hauptinhalt

Homepage: Stimme als Werkzeug und Instrument Gesangswissenschaftliche Tagung an der Universität

Wut, Freude, Unsicherheit: Die Stimme eines Menschen spiegelt häufig seine Gefühle. Sie entscheidet mit darüber, ob wir jemanden mögen oder unsympathisch finden.

Wut, Freude, Unsicherheit: Die Stimme eines Menschen spiegelt häufig seine Gefühle. Sie entscheidet mit darüber, ob wir jemanden mögen oder unsympathisch finden. Sie ist unsere Visitenkarte. Ein Werkzeug, aber auch ein Instrument, das man pflegen muss. Seit 1987 findet deshalb zweimal jährlich die Berliner gesangswissenschaftliche Tagung statt. Die Veranstaltung, bisher von der Berliner Charité und der Hochschule für Musik „Hans Eisler“ ausgetragen, soll dazu beitragen, wissenschaftliche Erkenntnisse in den Gesangsunterricht zu bringen. Vergangenen Sonnabend trafen sich die Referenten und die rund 50 Gäste erstmals in der Potsdamer Universität. „In den Diplomarbeiten der Studierenden schlummert ungemein viel Energie und Fleiß, der dann ungewürdigt bleibt“, sagte Dr. Michael Büttner vom Musikpädagogischen Institut in Potsdam. Das sei eine ungeheure Vergeudung menschlichen Geistes. „Deshalb sollen herausragende Arbeiten künftig auf der Tagung vorgestellt werden.“ Wie diese von Alice Köfer, einer an der Musikhochschule „Hans Eisler“ ausgebildeten Jazzsängerin. „Singen zu zweit“, so der Titel ihrer Diplomarbeit. Alles darin Erforschte hat Alice Köfer am eigenen Leibe erfahren. Denn „zu zweit“ waren in diesem besonderen Fall sie selbst und Johann, ihr damals noch ungeborener Sohn. Alice Köfer hatte in den neun Monaten ihrer Schwangerschaft die Veränderungen ihrer Stimme untersucht. Jede Woche, immer am gleichen Tag, zur gleichen Uhrzeit und am selben Ort, habe sie die Tonhöhen und Frequenzen aufgezeichnet und abgewartet ob ihre Hormone „hörbar“ wurden. „Ich habe immer die gleichen Töne gesungen. So weich und leise und so kräftig wie möglich“, sagte die 29-Jährige. Das überraschende Ergebnis: Ihre Stimme zeigte nur in der Phase des maximalen Wachstums, in der Zeit von der 25. bis zur 34. Schwangerschaftswoche, leichte negative Veränderungen. Danach sei sie sogar lauter und kräftiger geworden. Mit der Atmung sei es dennoch nicht leicht gewesen. „Der Bauch wiegt schwer, der Körper ist voller Wasser, man nimmt im Schnitt 12 Kilo zu. Da kommt man schon einmal ins Keuchen.“ Allerdings sei Köfer nicht ganz sicher, ob das wirklich an ihrem veränderten Hormonhaushalt gelegen hat. „Ich habe meine Stimme leider nicht vor der Schwangerschaft und auch nicht nach der Geburt meines Sohnes weiter untersucht“, gestand sie den skeptischen Zuhörern. Vielleicht habe sie solche Schwankungen auch sonst. Leistungsschwankungen, die sich professionelle Sänger selten erlauben dürfen. Das haben sie mit Profisportlern gemein. Egal ob auf der Bühne oder im Stadion, wenn es darauf ankommt, müssen beide funktionieren. Doch kann man von Sportlern singen lernen? „Nun, das vielleicht dann doch nicht“, sagte die Sportpsychologin Anne-Marie Elbe. Aber die Methoden, wie sie mit ihrer Angst vor wichtigen Wettkämpfen umgehen, vielleicht schon. „Wir unterstützen die Sportler in Einzel – oder Gruppengesprächen, schreiben ihnen motivierende SMS“ und führen sie an Entspannungstechniken heran“, so Anne-Marie Elbe. Alles Methoden, die auch Sängern helfen können, ihre persönlichen Gefühle nicht in der Stimme zu reflektieren. Fächerübergreifender eben, denn das sollte diese Tagung ja vor allem sein. Marion Schulz

Marion Schulz

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false