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Landeshauptstadt: Stinkfrucht im Visier

„Patentamt“ für Obstsorten tagte in Marquardt

„Patentamt“ für Obstsorten tagte in Marquardt Marquardt - Eine Woche lang war der Potsdamer Ortsteil Marquardt das Zentrum für Obstexperten aus aller Welt. In der Außenstelle des Bundessortenamtes berieten bis Freitag rund 30 Biologen und Gartenbauingenieure aus Europa, Australien, Argentinien, Israel, Kanada, Korea und Südafrika über einheitliche Unterscheidungsmerkmale für Obstsorten. Dabei ging es beispielsweise um die Farbe des Fruchtfleisches von Äpfeln und die daraus folgernde Zuordnung zu einer Sorte. Der Teufel steckt dabei aber wie so oft schon im Detail: Ist die Frucht sehr klein oder sehr groß, sehr fest oder weich? Welchen Durchmesser haben die Blütenblätter, ist die Apfelsorte gerippt oder hat Wülste oder Höcker am Kelchende? Knapp 60 Unterscheidungsmerkmale sind allein für den Apfel aufgelistet. Die Obstexperten berieten außerdem über Ananas, Peka-Nuss, Mango, Avocado, Aprikose, Kirsche, Banane und Brombeere. „Wir sind so etwas wie das Patentamt für Obstsorten“, sagte der Leiter der jährlich tagenden internationalen Arbeitsgruppe, Erik Schulte. „Wir erarbeiten Richtlinien für den Verband zum Schutz von Pflanzenzüchtungen.“ Jedes Jahr kommen weltweit Dutzende neue Obstsorten auf den Markt. Die Experten prüfen, ob es den Apfel oder die Pflaume, die als neu angemeldet werden sollen, tatsächlich noch nirgendwo auf der Welt gibt, und stellen zur besseren Vergleichbarkeit sicher, dass Japaner das Gleiche meinen wie Deutsche oder Brasilianer, wenn sie die Farbe einer Frucht als hellgrün beschreiben. Die nächste Sitzung findet in Japan statt. Schulte wird dort einen Vortrag über die ostasiatische Stinkfrucht halten, eine absolute Exotin für den deutschen Wissenschaftler. „Das ist das Schöne an den internationalen Treffen: Man stößt immer wieder auf Obstarten, die man bislang nur aus der Literatur kannte“, sagte Schulte. Der Verzehr der Stinkfrucht auf öffentlichen Plätzen ist verboten, weil der intensive Geruch reifer Früchte an Fäkalien erinnert. Der Geschmack wird in der Literatur aber als sehr harmonisch beschrieben. Eine befriedigende Antwort, was denn Obst eigentlich ist, kann auch der Experte Schulte nicht geben: „Es gibt keine wissenschaftliche Definition. Aber im Gegensatz zu Gemüse wächst Obst mehrheitlich an Sträuchern oder Bäumen und wird meistens frisch verzehrt. Bei Obst handelt es sich außerdem um Früchte, die fast immer von mehrjährigen Pflanzen kommen.“ dpa

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